Starkregen - Regenwassermanagement und Vorsorge
Der Weltklimarat der Vereinten Nationen geht davon aus, dass Starkregenereignisse in Deutschland infolge des Klimawandels häufiger und intensiver werden. Darauf müssen sich vor allem Städte vorbereiten. Sie sind aufgrund ihrer dichten Bebauung und Versiegelung für Überflutungen besonders anfällig.
Straßen und Grundstücke können überschwemmt werden, Wasser in tieferliegende Flächen und selbst in Gebäude eindringen. Selbst bei optimaler Ausstattung der Siedlungsentwässerung werden Extremwetterlagen nicht sicher beherrschbar sein. Mieter und Eigentümer sollten sich daher auch selbst vor Schäden durch Starkregen schützen.
Fragen und Anworten zum Thema Starkregen
Als Starkregen bezeichnet man Regenereignisse, bei denen in kurzer Zeit besonders viel Niederschlag fällt. Im Gegensatz zu Dauerregen tritt er meist lokal begrenzt auf. Er entsteht typischerweise in Verbindung mit Gewittern im Sommerhalbjahr. Das Ergebnis sind hohe Aufkommen an Oberflächenwasser und lokalen Überflutungen.
Eine einheitliche Definition von Starkregen gibt es nicht. Allerdings warnt der Deutsche Wetterdienst vor Starkregen (Warnstufe "orange"), wenn
- 15-20 Liter Regen pro Quadratmeter in einer Stunde vorhergesagt sind oder
- 20-35 Liter Regen pro Quadratmeter in sechs Stunden vorhergesagt sind.
- Halten Sie Türen und Fenster geschlossen, damit keine Regenböen Wasser in den Wohnbereich drücken können, denken Sie auch an eventuell vorhandene Dachluken.
- Achten Sie darauf, dass in Ihrer Wohnung kein Durchzug entstehen kann, der bei plötzlich zuschlagenden Türen oder Fenstern zu Schäden führt.
- Bedenken Sie, dass starker Wind das Regenwasser schräg durch Öffnungen eindringen lassen kann und hierdurch eventuell elektrische Geräte oder Anschlüsse gefährdet werden könnten.
- Bei sehr starken Niederschlägen könnte Wasser in die tiefer gelegenen Räume (Keller) eindringen, gegebenenfalls sollten Sie elektrische Geräte im Kellerbereich vom Netz nehmen und durch Wasser gefährdete Sachen erhöht lagern. Sollte es zu Überflutungen im Kellerbereich gekommen sein, meiden sie die überfluteten Kellerräume, es besteht die Gefahr von Stromschlägen. Bei Freisetzung gefährlicher Substanzen, wie zum Beispiel Heizöl, verständigen Sie die Feuerwehr.
- Bedenken Sie bei eindringendem Wasser das sich Türen gegen die Fließrichtung des einströmenden Wassers nicht oder nur schwer öffnen lassen.
- Bei starken Niederschlägen kann die Kanalisation überfordert werden und das Wasser fließt möglicherweise nur langsam ab, so dass Straßen überflutet sein können. Beachten Sie, dass dadurch Schäden in der Straßendecke oder vom Wasserdruck angehobene Kanaldeckel bedeckt sind und somit zu einer Gefahr werden können.
- Schreiten oder Schwimmen Sie nicht durch überflutete Straßen oder Unterführungen. Durch den Druck des Wassers im Kanal können Kanaldeckel weggedrückt worden sein, gegebenenfalls vorhandene Sogwirkungen können Personen an-/ einsaugen.
Starkregen ist ein natürliches Wetterphänomen. Neuere Forschungsergebnisse weisen aber auch darauf hin, dass insbesondere mikroklimatische Verhältnisse aufgrund immer intensiverer Flächennutzung das Entstehen von Starkregenereignissen befördern. So kann es zum Beispiel über stark verdichteten Stadtgebieten oder intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen aufgrund der stärkeren Erhitzung zu verstärkter Konvektion kommen. Das heißt warme, mit Feuchtigkeit aufgeladene Luft steigt auf, kühlt sich dabei ab, die Feuchtigkeit kondensiert und regnet im windabgewandten Korridor schlagartig ab, teilweise auf relativ kleinem Raum. Es kommt zu unwetterartigen Regenfällen - Starkregen.
Starkregen ist schwer vorherzusagen, eben weil er räumlich sehr begrenzt auftritt. Wo genau es tatsächlich zu Starkregen kommt, lässt sich kaum oder nur unmittelbar im Voraus abschätzen. Bei Starkregen ist es zudem nicht ungewöhnlich, dass es in einem Stadtviertel zu Starkregen kommen kann, und an anderer Stelle wenig oder gar kein Regen fällt.
Zur Warnung der Bevölkerung stellt der Deutsche Wetterdienst die App "Warnwetter" zur Verfügung. Grundsätzlich setzen auch App-Warndienste wie "KatWarn" oder "Nina" Hinweise zu Unwettern oder anderen Katastrophen ab.
Die Häufigkeit von Starkregenereignissen nimmt nicht nur in der subjektiven Wahrnehmung zu, sondern wird inzwischen auch durch Messreihen bestätigt. Auffallend dabei ist, dass Regenereignisse nicht immer flächendeckend, sondern lokal unterschiedlich auftreten.
Die wachsende Stadt Leipzig kennt das Problem einer zunehmenden Versiegelung von Flächen und die Konsequenzen für die Regenwasserversickerung. Für den Umgang mit zunehmend heftigen und sich in Ihrer Charakteristik verändernden Regenereignissen stellt die klassische Ableitung über die Kanalisation nicht die alleinige Lösung dar, da die kurzfristig erforderlichen Kapazitäten schlicht nicht zur Verfügung stehen oder das technisch Machbare weit übersteigen.
Starkregen hat es vermutlich schon immer gegeben. Der Weltklimarat Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), eine Institution der Vereinten Nationen, geht davon aus, dass Starkregenereignisse in Deutschland infolge des Klimawandels im Laufe der nächsten Jahre häufiger und intensiver werden. Auf diese Wetterlagen müssen sich vor allem Städte vorbereiten, die aufgrund ihrer dichten Bebauung und Flächenversiegelung für Überflutungen besonders anfällig sind.
Starkregen führt letztlich zu Überflutungen, die durch Wasser und Schlamm größere Schäden an jeglicher baulichen Infrastruktur hinterlassen können. Die gefährdeten Lagen können dabei völlig unterschiedliche Charakteristika aufweisen.
Potenziell besonders betroffen sind
- Grundstücke in tieferliegenden Gebieten oder Senken
- Grundstücke am Hang (wg. Sturzbächen)
- Dicht besiedelte Gebiete mit einer hohen Flächenversiegelung
- Grundstücke in der Nähe von Bächen oder Flüssen
Moderne U-Bahnen, Unterführungen, Tiefgaragen oder für Wohn- und Geschäftsraum genutzte Kellerräume und Hangbebauungen können von Überflutung betroffen sein. Kritisch sind zudem Bebauungen in Bereichen ohne ausgeprägte Bordsteinkante, deren Fehlen das Eindringen von Wasser auf Grundstücke oder in Gebäude erleichtert. Auch tief liegende Räume in Gebäuden ohne Rückstausicherung sind potenziell gefährdet.
Tipp: Grundstückseigentümer sind verpflichtet, Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene, beispielsweise im Keller, gegen Rückstau zu sichern. Falls Sie Zweifel haben, ob Ihre im Keller installierten Ablaufstellen über einen ausreichenden Rückstauschutz verfügen oder ob die Grundleitungen gas- und wasserdicht sind, sollten Sie Ihre Grundstücksentwässerungsanlage von einem fachkundigen Installateur überprüfen lassen.
Einen vollumfänglichen Schutz vor schädlichen Auswirkungen bei extremen Starkregenereignissen kann es nicht geben. Es ist daher vorangig jeder selbst verantwortlich sich gegen Schäden durch Starkregen zu schützen. Allerdings ist der Umgang mit Starkregenereignissen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe im Zusammenspiel von Kommune, regionalen Abwasserentsorger sowie dem Bürger. Es lassen sich demnach folgende Adressaten für die jeweiligen Themenschwerpunkte festhalten.
- Stadtverwaltung Leipzig mit ihren Fachbereichen für Stadtgestaltungs- und Umweltthemen: Umsetzung von Maßnahmen zur Vorsorge beziehungsweise zum Krisenmanagement
- Leipziger Wasserwerke: Steuerung der kommunalen Entwässerung mit funktionstüchtigen Anlagen und Netze, deren zukunftssichere Anpassung und deren stete Überwachung und Aussteuerung. Anlagen und Netze sind jedoch nicht beliebig erweiterbar.
- Private Akteure: Wohnungsbaugesellschaften und Hausverwaltungen sowie Grundstückseigentümer und Mieter sind aufgerufen Vorsorge zu treffen.
Auch Privatpersonen sind in Deutschland rechtlich verpflichtet, Maßnahmen der Eigenvorsorge zu treffen. Paragraph 5 Absatz 2 Wasserhaushaltsgesetz verpflichtet jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen. Hier gilt es auch die Nutzung von Grundstücken den möglichen nachteiligen Folgen durch Starkregen anzupassen. Der Begriff Hochwasserbegriff umfasst hier auch wild abfließendes Wasser auf der Oberfläche verursacht durch Starkregen.
Jeder Hausbesitzer ist daher für den Schutz seines Gebäudes selbst verantwortlich und haftet gegenüber den Mietern.
Tipp: Falls Sie Zweifel haben, ob Ihre im Keller installierten Ablaufstellen über einen ausreichenden Rückstauschutz verfügen oder ob die Grundleitungen gas- und wasserdicht sind, sollten Sie Ihre Grundstücksentwässerungsanlage von einem fachkundigen Installateur überprüfen lassen.
Gemeinsam haben die Stadt Leipzig und die Leipziger Wasserwerke das Projekt KAWI-L zur Erarbeitung kommunaler Anpassungsstrategien für wassersensible Infrastrukturen aufgesetzt.
Das Leipziger Kanalnetz entspricht dem allgemein anerkannten Stand der Technik und erfüllt die Bemessungsstandards. Es ist für Regenfälle ausreichend dimensioniert. Für eine vollständige Ableitung seltener und extremer Starkregenereignisse kann ein Kanalnetz nicht ausgerichtet sein. Dies ist heute und auch künftig wirtschaftlich nicht vertretbar, weil es zu einer unzumutbaren Verteuerung der Abwasserpreise führen würde. Zudem kann bei Starkregen in kürzester Zeit so viel Regen fallen, dass das Wasser gar nicht in die Kanalisation gelangt, sondern sich seinen Weg direkt an der Oberfläche sucht. Somit würden auch größere Kanäle den Abfluss nicht lösen.
Sinnvoller ist es, das Oberflächenwasser großer Regenereignisse gezielt auf unkritische Freiflächen zu lenken und deren zeitweise Überflutung in Kauf zu nehmen. Zudem gilt es, sich durch gezielte Objektschutzmaßnahmen vor Starkregenereignissen zu schützen.
In einer üblichen Wohngebäudeversicherung sind normalerweise nur Wasserschäden durch Leitungswasser versichert. Überschwemmungsschäden und weitere Schäden durch Naturgewalten können Bestandteil von Elementarschäden-Versicherungen sein.
Tipp: Überprüfen Sie, ob Sie ausreichend abgesichert sind. Beratungen rund um den richtigen Versicherungsschutz für Hab und Gut gibt es zum Beispiel in der Verbraucherzentrale Sachsen. https://www.verbraucherzentrale-sachsen.de.
Des Weiteren gibt es die Möglichkeit sich einen Hochwasservorsorgeausweis austellen zu lassen, nähere Informationen hierzu finden Sie beim Bildungs- und Demonstrationzentrum Dezentrale Infrastruktur e. V. (BDZ e. V.).
Starkregengefahrenkarte
Die Stadt Leipzig hat mit Hilfe eines computergestützten Modells ermitteln lassen, welche Stellen in der Stadt bei Starkregen durch Überflutung gefährdet sein können. Die spezifische Gefährdung eines Grundstückes hängt unter anderem von der jeweiligen örtlichen Lage des Grundstückes ab. Das bedeutet, dass je nach Gefälle oder Höhenlage und Struktur der Geländeoberfläche, wie der Art der Befestigung, vorhandenen Bordsteinen oder entsiegelten Flächen das Wasser an der Oberfläche mehr oder weniger unkontrolliert den nächstgelegenen Tiefpunkten im Gelände zufließt.
Die Starkregengefahrenkarte zeigt Ihnen wo sich das Niederschlagswasser an der Oberfläche sammelt oder an Hindernissen wie Gebäuden oder Mauern aufstaut. Es wurden die Wasserstände für drei unterschiedliche Regenereignisse beziehungsweise Szenarien berechnet, das Szenario "intensiv" entspricht einem Regen mit einer Jährlichkeit von 30 Jahren, das Szenario "außergewöhnlich" entspricht einem Regen mit einer Jährlichkeit von 100 Jahren und das Szenario "extrem" wurde dem heftigsten Regenereignis, welches bislang in Leipzig gemessen wurde, nachempfunden. Die Wasserstände wurden in sechs Klassen unterteilt von gering, über mäßig, hoch, sehr hoch, extrem bis hin zu sehr extrem, wobei gering einem Wasserstand bis 10 Zentimeter und sehr extrem einem Wasserstand größer 75 Zentimeter entspricht.
Die Karte ist im Zusammenhang mit dem Projekt kommunale Anpassungsstrategien für wassersensible Infrastrukturen entstanden.
Fragen und Antworten zur Starkregengefahrenkarte
Die Starkregengefahrenkarten wurden mithilfe einer Computerberechnung, einer sogenannten hydraulischen Modellierung, erstellt. Ein solches Modell speist sich aus Niederschlagsdaten und topografischen Höhendaten. Die Methodik orientiert sich unter anderem am Merkblatt M 119 "Risikomanagement in der kommunalen Überflutungsvorsorge für Entwässerungssysteme bei Starkregen" der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA). Als Niederschlagsdaten wurden Stundenwerte für ein intensives, ein außergewöhnliches und ein extremes Starkregenereignis definiert. Die angesetzten Werte sind:
- maximal 43,5 Liter pro Quadratmeter (statistisch 30-jährlich/ intensives Ereignis),
- maximal 53,6 Liter pro Quadratmeter (statistisch 100-jährlich/ außergewöhnliches Ereignis) und
- maximal 80 Liter pro Quadratmeter (statistisch größer 100-jährliches/ extremes Ereignis).
Für die topografischen Daten wurde ein digitales Geländemodell mit 2x2-Meter-Raster, Stand 2010 verwendet. Anschließend wurden die Niederschlagsdaten mit den topografischen Daten verschnitten. Hier wurde mittels eines Computerprogramms (Oberflächenabflusssimulation) berechnet, wohin der Regen fließt. Wasser fließt der Schwerkraft folgend immer bergab. In Abhängigkeit der Versiegelung, die aus der Befliegung (Stand 2017) abgeleitet wurde, wurde ein sogenannter Effektivniederschlag je 5 Minuten Niederschlagszeit ermittelt, bei dem Benetzungsverlust, Muldenverlust und auch die Versickerung berücksichtigt wurden. Dieser wurde dann voll abflusswirksam berücksichtigt, das heißt es erfolgt keine weitere Verdunstung oder Versickerung, wie zum Beispiel bei einem Wasserhaushaltsmodell. Dies ist für ein seltenes oder extremes Starkregenereignis eine realistische Annahme, da der Boden sehr große Wassermengen innerhalb kurzer Zeit nicht aufnehmen kann. Bei der Berechnung der Fließwege wurden Gebäude berücksichtigt, das heißt das Wasser fließt um die Gebäude herum. Die Gebäude wurden anhand des Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystems (ALKIS) in das Modell integriert. Bei der Berechnung wurde das Kanalnetz nicht berücksichtigt, das heißt der Niederschlag gelangt nicht über Straßeneinläufe respektive Schachtdeckelöffnungen in die Kanalisation. Eine gekoppelte Berechnung, das heißt die Berücksichtigung von Kanalnetzmodellen, wäre sehr aufwändig und aufgrund der Rechenkapazitäten für das gesamte Leipziger Stadtgebiet derzeit nicht möglich. Da die Schachtabdeckungen und Straßenabläufe lediglich auf ein Bemessungsereignis ausgelegt sind, muss bei außergewöhnlichen Starkregenereignissen ohnehin davon ausgegangen werden, dass es zu Überflutungen an der Oberfläche kommt, bevor die Kanalisation ihre Kapazitätsgrenze erreicht hat. Weitere unterirdische Infrastrukturen (Unterführungen, Tunnel, S-Bahnabgänge, Tiefgarageneinfahrten, Haus und Hofeingänge, Kellerfenster und -treppen) wurden ebenfalls nicht berücksichtigt. Diese Darstellung ermöglicht eine Einschätzung der Gefährdung. Die Stellen, die in den Karten blau oder violett dargestellt sind, weisen eine besondere Überflutungsgefahr bei Starkregen auf und bedürfen daher einer besonderen Betrachtung.
Die topografischen Daten stammen aus dem Jahr 2010, die Flächennutzungsdaten aus dem Jahr 2018. Für die topografischen Daten wurde ein digitales Geländemodell mit 2x2-Meter-Raster verwendet. Allerdings sind das Kanalnetz und unterirdische Infrastrukturen in dem Modell nicht berücksichtigt, so dass es in der Realität zu Abweichungen kommen kann. Da die Annahmen auf worst-case Szenarien basieren (der gesamte Niederschlag wird abflusswirksam), werden sich die Abweichungen in der Realität eher positiv auswirken, das heißt, die Wassertiefen sind niedriger. Die Karten ermöglichen jedoch eine Einschätzung, welche Gebiete bei Starkregen besonders überflutungsgefährdet sind.
Nein, das Kanalnetz wurde in den Berechnungen nicht berücksichtigt. Um das Kanalnetz zu berücksichtigen, muss eine so genannte gekoppelte Berechnung durchgeführt werden.
Eine gekoppelte Berechnung mit Berücksichtigung des Kanalnetzes sowie weiterer Infrastrukturen (zum Beispiel Unterführungen, Tunnel, Hofdurchgänge) ist sehr komplex und benötigt eine hohe Rechnerleistung. Sie kann aus Zeit- und Kostengründen derzeit nicht für das gesamte Stadtgebiet erstellt werden. Aufgrund der besonders komplexen Wechselwirkungen können derzeit nur Gebiete mit einer Größe von circa 4 Quadratkilometern berechnet werden. Es ist beabsichtigt, für einzelne, besonders gefährdete Bereiche, die anhand der Starkregengefahrenkarten ermittelt wurden, gekoppelte Berechnungen durchzuführen.
Bäche wurden in den Starkregengefahrenkarten nur über die Topographie berücksichtigt. Das Überflutungsrisiko durch die Bäche selbst, die entweder durch Starkregen oder Dauerregen oder andere stromaufwärts herrührende Ereignisse über die Ufer treten können, ist durch gesonderte Hochwassergefahrenkarten abgedeckt. Informationen und weiterführende Kartendarstellungen können Sie unter dem Thema Hochwasserschutz auf unserer Webseite finden. Ebenfalls interessant in diesem Zusammenhang sind die Informationen vom Landeshochwasserzentrum (LHWZ), hier kann man Infos zu Niederschlägen, zu Frühwarnungen in Bezug auf kleinere Einzugsgebiete, Wasserstände, Infofilme bekommen.
Das Szenario "intensiv" geht von einem Niederschlag in Höhe von 39,3 bis 43,5 Millimetern oder Litern pro Quadratmeter in einer Stunde aus. Mit einem solchen Niederschlag ist statistisch gesehen einmal in 30 Jahren zu rechnen. Das Szenario "außergewöhnlich" geht von einem Niederschlag in Höhe von 48,0 bis 53,6 Millimetern oder Liter pro Quadratmeter in einer Stunde aus. Mit einem solchen Niederschlag ist statistisch gesehen einmal in 100 Jahren zu rechnen. Dabei gilt es zu beachten, dass es sich bei den Jährlichkeiten um statistisch berechnete Werte handelt, die einen Anhaltspunkt dafür bieten, wie oft ein Ereignis vorkommt. Diese dürfen keinesfalls wörtlich interpretiert werden! Das Szenario "extrem" geht von einem Niederschlag in Höhe von 80 Millimetern oder Litern pro Quadratmeter in einer Stunde aus. Dieses Szenario bildet einen Starkregen ab, der das bis jetzt extremste dokumentierte Regenereignis in Leipzig widerspiegelt. Die Jährlichkeit für das Szenario "extrem" liegt weit über einem statistisch einmal in 100 Jahren auftretenden Starkregenereignis. Die Betrachtung über den Zeitraum einer Stunde ist sinnvoll.
Die Gefährdungsklassen orientieren sich an den maximalen Überschwemmungstiefen, die im Computermodell berechnet wurden. Die Gefährdungsklasse "mäßig" bedeutet, dass ein Wasserstand von circa 10 - 20 Zentimetern ermittelt wurde. Die Gefährdungsklasse "hoch" bedeutet, dass für diese Straße Wasserstände von circa 20 - 30 Zentimetern, berechnet wurden. Die Gefährdungsklasse "sehr hoch" bedeutet, dass für diese Straße Wasserstände von 30 bis 50 Zentimetern berechnet wurden. Die Gefährdungsklasse "extrem" bedeutet, dass für diese Straße Wasserstände von 50 bis 75 Zentimetern berechnet wurden. Unter der Klasse "sehr extrem" sind Wasserstände größer 75 Zentimetern zusammengefasst. Die Gefährdungsklasse "gering" wurde in allen restlichen Gebieten angesetzt, berechneter Wasserstand kleiner 10 Zentimetern, denn auch hier ist nicht auszuschließen, dass es bei Starkregen zu Überflutungen kommt.
Wenn ein Gebiet in den Starkregengefahrenkarten blau oder dunkelblau dargestellt ist, besteht dort ein gewisses Gefährdungspotential, in Gebieten die als violett oder sogar lila dargestellt sind besteht eine besondere Überflutungsgefahr. Die Karten bilden die Situation zum Zeitpunkt unmittelbar nach dem Starkregenereignis ab, das heißt wenn das Wasser hangabwärts geflossen ist und sich in Mulden gesammelt hat. Diese Gebiete bedürfen einer besonderen Betrachtung. Auch die einzelnen Objekte in diesen Gebieten sollten besonders analysiert werden. Gibt es Bordsteinkanten oder Hofeinfahrten? Wo wird das Wasser voraussichtlich hinfließen? Wo gibt es "Schwachstellen", an denen das Wasser in Gebäude eindringen kann.
Für die weiß dargestellten Gebiete besteht eine geringe Überflutungsgefahr. Dies ist nicht gleichbedeutend mit "keine Gefährdung". Starkregen kann grundsätzlich überall auftreten und zu Schäden führen.
Gebiete die in den Starkregengefahrenkarten blau, dunkelblau, violett oder sogar lila dargestellt sind, und auch die einzelnen Objekte in diesen Gebieten, bedürfen einer besonderen Betrachtung. Wasser folgt der Schwerkraft und fließt immer zum tiefsten Punkt. Anhand einer Ortsbegehung lässt sich in der Regel gut erkennen, wo Oberflächenwasser bei Starkregen hinfließen kann. Ein weiterer Anhaltspunkt sind Erfahrungen der Nachbarn. Gab es in der Nachbarschaft schon einmal Überflutungen? Falls ja, ist dies ein weiterer Anhaltspunkt für eine Überflutungsgefahr. Im Umkehrschluss darf für Gebiete, die noch nie betroffen waren, nicht geschlossen werden, dass dies auch künftig so sein wird.
Auch wenn es in einer Straße noch nie Überflutungen gegeben hat, ist dies keine Garantie dafür, dass dies auch künftig so bleiben wird. Extreme Starkregenereignisse bringen nicht nur außergewöhnliche Niederschlagsmengen mit sich, sondern treten sehr kleinräumig auf. Es können also unterschiedliche Gebiete betroffen sein. Auch Ihre Straße könnte eines Tages betroffen sein, obwohl dies in der Vergangenheit nicht der Fall war.
Die verwendeten topografischen Daten sind Überfliegungsdaten. Im Bereich von Brücken wird dabei jeweils die Brückenfahrbahn erfasst, nicht jedoch die Straße unter den Brücken. Deshalb würden Brücken im Modell wie ein Damm wirken. In der Realität unter den Brücken abfließendes Wasser würde sich im Modell an den Brücken aufstauen und zu einer Verfälschung der Ergebnisse führen. Um den Abfluss unter den Brücken abbilden zu können, wurden Brücken im Modell entfernt. Dabei wurde jeweils der tiefste Geländepunkt seitlich einer Brücke ermittelt und allen Höhenpunkten unter der ausgeschnittenen Brücke zugewiesen. Die Ausdehnung der entfernten Brücke entspricht hier vereinfacht dem aus dem Straßenkataster der Stadt Leipzig entnommen Polygon welches die Brücke im Kataster abbildet.
Im Bereich des City-Tunnels Zufahrt Bayerischer Bahnhof und Hauptbahnhof verläuft die Bahntrasse zum Teil unterirdisch. Die Ein- und Ausfahrtrampen sind in den topografischen Daten erfasst, weshalb im Modell in diesen Bereichen Überflutungen ausgewiesen sind. In der Modellierung sind die eventuell in diesem Bereich vorhandenen Entwässerungsmaßnahmen nicht berücksichtigt.
Wenn sich Ihr Haus in einem ausgewiesenen Gebiet befindet, besteht dort eine, wenn nicht sogar eine besondere Überflutungsgefahr. Das Gebiet bedarf einer besonderen Betrachtung. Gibt es Unterführungen, in die das Wasser möglicherweise fließen könnte? Gibt es Bordsteinkanten oder Rampen, die das Wasser von den Grundstücken abhalten? Das Gebäude und sein Grundstück sollten ebenfalls besonders betrachtet werden, beispielsweise im Rahmen einer Ortsbegehung. Wasser folgt immer der Schwerkraft und fließt zum tiefsten Punkt. An welchen "Schwachpunkten" könnte Wasser eindringen (zum Beispiel Kellerfenster, Kellertreppe, Tiefgarageneinfahrt, Lichtschacht, Haustür)?
Wichtig: meiden Sie überflutete Räume - Sie begeben sich in Lebensgefahr. Kellertüren lassen sich in Gegenrichtung zum einströmenden Wasser nicht öffnen. Es besteht Stromschlaggefahr. Im Leitfaden "Wassersensibel planen und bauen in Leipzig" finden Sie Tipps und Informationen, wie Sie Ihr Haus mit Objektschutzmaßnahmen gegen Überflutungen durch Starkregen schützen können, zum Beispiel:
- Bodensenken auf Ihrem Grundstück
- Bodenschwellen als Barriere auf Ihrem Grundstück
- Aufkantungen an Lichtschächten und Kellereingängen
- mobile Schutzelemente (zum Beispiel Dammbalken, druckwasserdichte Fensterverschlüsse)
Wenn Sie Mieter sind, sprechen Sie Ihren Vermieter auf die oben genannten Maßnahmen an. Die technischen Regelwerke vom Deutschen Institut für Normung DIN (DIN EN 752, DIN EN 12056, DIN 1986 Teil 100) und die Abwassersatzung der Stadt Leipzig (AbwS Paragraph 12 Absatz 3) schreiben außerdem vor, dass alle Entwässerungseinrichtungen unterhalb der Rückstauebene gegen Rückstau gesichert sein müssen. Durch eine angepasste Nutzung der Kellerräume können Sie die Schadensanfälligkeit reduzieren:
- Keller nicht als Wohnraum nutzen
- Fliesen statt Teppich, Verzicht auf Tapeten
- Heizungsanlagen und Elektroinstallationen in oberirdischen Geschossen unterbringen
- Heizöltanks gegen Aufschwimmen sichern
Sie können auch eine Elementarschadenversicherung abschließen.
Den Leitfaden "Wassersensibel planen und bauen in Leipzig" finden Sie im Downloadbereich. Eine Printversion des Leitfadens erhalten Sie bei den Leipziger Wasserwerken Energie- und Umweltzentrum Katharinenstraße 17 in 04109 Leipzig oder Stadt Leipzig Büro für Bauberatung, Technisches Rathaus, Prager Straße 136 in 04317 Leipzig.
Im Gegensatz zu Überschwemmungsgebieten, die mit in den Hochwassergefahrenkarten für die Gewässer dargestellt werden und per Rechtsverordnung an Gewässern für das 100-jährliche Hochwasser festgesetzt werden, haben die gekennzeichneten Gebiete in den Starkregengefahrenkarten einen rein informativen Charakter. Sie haben keine rechtlichen Konsequenzen.
Die Starkregengefahrenkarten bilden eine tatsächlich existierende Naturgefahr ab und dienen primär der Information. Mit den Karten wird die Bevölkerung in die Lage versetzt, ihre eigene Gefährdungssituation einschätzen und Vorkehrungen treffen zu können. Die Versicherungen verwenden schon seit vielen Jahren ein eigenes System, das sogenannte "Zonierungssystem für Überschwemmungen, Rückstau und Starkregen" (ZÜRS), welches fünf Gefährdungsklassen unterscheidet. Dieses Zonierungssystem ist ein internes System der Versicherungswirtschaft und nur in wenigen Bundesländern öffentlich zugänglich (Version "ZÜRS Public"). Mithilfe der Starkregengefahrenkarten wird die Gefährdungssituation für Sie transparent. Sie können somit die Angaben der Versicherung besser überprüfen. Laut Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist der überwiegende Teil der Immobilien in Deutschland versicherbar. Bei Grundstücken, die in einer Geländesenke oder in Tieflage an einem Fluss liegen, ist jedoch die Prämie höher. Um hier dennoch in den Rahmen von rentablen Versicherungsschutz zu gelangen gibt es die Möglichkeit einen Hochwasservorsorgeausweis erstellen zu lassen, weitere Informationen hierzu bekommen Sie bei den Leipziger Wasserwerken oder beim Bildungs- und Demonstrationszentrum Dezentrale Infrastruktur e. V. (BDZ e. V.).
Die wichtigsten Notruf- und Servicenummern bei Starkregen, Sturzfluten und Kanalrückstau
- Bei akuter Gefahr (Personen-/Umweltschäden): Feuerwehr Leipzig: Telefon: 112
- Bei Verstopfungen in Kanälen, Gullis und Verrohrungen: 24-Stunden-Entstörungsdienst der Leipziger Wasserwerke, Telefon: 0341 969-2100
- Bei verstopften Straßeneinläufen: Stadt Leipzig, Verkehrs- und Tiefbauamt, Telefon: 0341 123-0
- Bei Störungen Trinkwasserversorgung: 24-Stunden-Entstörungsdienst der Leipziger Wasserwerke, Telefon: 0341 969-2100
- bei Störungen der Strom, Gas- oder Fernwärmeversorgung: Leipziger Stadtwerke, Telefon: 0800 121-3000 (kostenfrei)
Detailauskunft für Ihr Grundstück
Sind Sie als Grundstücks- oder Hauseigentümerin, -eigentümer an ausführlicheren Informationen interessiert, so können Sie sich bei den Leipziger Wasserwerken eine Detailauskunft einholen oder zusätzliche Beratungsleistungen in Anspruch nehmen.
Selbst vorsorgen
Das eigene Haus oder die eigene Wohnung auf Risikofaktoren für Schäden infolge von Starkregen zu prüfen, ist der beste Weg zur Schadensvermeidung. Wichtig ist, frühzeitig geeignete Maßnahmen zum Beispiel gegen den Rückstau von Abwasser in Kellerräumen zu treffen.
Das Risiko von Extremniederschlägen lässt sich nur im Zusammenspiel von öffentlicher und privater Vorsorge verringern. So können Grundstückseigentümer durch die Entsiegelung und Begrünung von Flächen, Dächern und Fassaden oder wasserdurchlässige Wege und Stellplätze aktiv zur Vorsorge beitragen.
Der Leitfaden "Wassersensibel planen und bauen in Leipzig" gibt Hinweise zur Bewertung der Gefahrenlage von Grundstücken und zeigt, welche vorbeugenden Maßnahmen bei der Neu- oder Umgestaltung von Gebäuden oder Grundstücken sinnvoll sein könnten.
Kommunale Strategien zur Klimaanpassung
Risiken von heftigen Regenereignissen im städtischen Raum zu erkennen und zu bewerten sowie Schutzmaßnahmen zu fördern, ist das Anliegen des Projektes Kommunale Anpassungsstrategien für wassersensible Infrastrukturen in Leipzig (KAWI-L).
Gemeinsam untersuchen das Amt für Umweltschutz und das Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Leipzig sowie die Leipziger Wasserwerke das Abflussverhalten von Starkniederschlägen im gesamten Stadtgebiet. Daraus können langfristig Ableitungen zum Beispiel für Stadtplanung und -gestaltung oder den Kanalbetrieb getroffen werden.
Zur Unterstützung eines naturnahen Regenwassermanagements arbeitet die Stadt Leipzig darüber hinaus an einer Gründachstrategie, die ebenfalls bei der Planung neuer Wohngebiete und Quartiere Berücksichtigung finden soll.