20 Jahre Architekturpreis zur Förderung der Baukultur
Der Architekturpreis wird auf Beschluss des Stadtrates seit 1999 - und damit seit nunmehr 20 Jahren! - alle zwei Jahre an Bauherren und Architekten vergeben. Die Auszeichnung soll dazu beitragen, das Bewusstsein für eine zeitgemäße und innovative Gestaltungsqualität der baulichen Umwelt zu schärfen und Maßstäbe für die Lösung von Bauaufgaben mit Mitteln zeitgenössischer Architektur zu setzen.
Ausgezeichnet werden Bauwerke und Freiraumgestaltungen aller Art, die durch eine herausragende architektonische Qualität einen besonderen Beitrag zur Gestaltung der baulichen Umwelt leisten. Dies gilt für die Gesamtheit und das Detail der architektonischen Lösung ebenso wie für den städtebaulichen Ansatz. Besondere Beachtung finden Projekte, die richtungsweisende Antworten auf die aktuellen Fragestellungen der Leipziger Stadtentwicklung sowie der Bau- und Planungskultur im Allgemeinen liefern oder in besonderem Maße den Anforderungen des nachhaltigen Bauens verpflichtet sind.
Architekturpreise gibt es ja sehr viele, auch welche von Städten ausgelobte, aber wir haben gesucht und nichts dergleichen gefunden was auf die Stadt Leipzig passte. Die Idee zu dem Preis kam, wie das oft bei diesen Dingen ist, von verschiedenen Seiten. So, einmal hatten wir selber den Eindruck das nach dem Vielen was hier in kurzer Zeit realisiert worden ist, immer mit dem Anspruch eine gute Architektur zu bekommen, jetzt der Zeitpunkt wäre einmal Akzente zu setzen und die Baukultur in der Stadt, was die moderne Architektur angeht, zu fördern.
Also wir haben damals ja sehr viel nachgedacht um den Preis vorzubereiten und auch aus der Politik kamen sehr viele interessante Anregungen, zum Beispiel wurde auch ein halbes Jahr darüber diskutiert ob man in den Preis einen Negativpreis, eine Zitrone, für das schlechteste Gebäude miteinfügen soll. Das haben wir dann aus guten Gründen nicht machen wollen, weil das einmal rechtlich schwierig ist und weil es auch darum geht positive Beispiele herauszuheben.
Ich finde, dass man auf jeden Fall diesen Preis beibehalten soll. Er ist ja entstanden im Jahre 1999, das war eine sehr sehr interessante und spannende Phase der Stadtentwicklung, wo sozusagen der erste Teil der Boomtown Leipzig abgeschlossen war und wir über perforierte Stadt und Rückbau und all diese Dinge gesprochen haben. Heute steht die Stadt völlig anders da, sie ist eine Schwarmstadt geworden, hat enorm zugelegt, es gibt nur noch wenige freie Stellen die in der Stadt bebaut werden können, umso wichtiger ist es, dass auf die Qualität geachtet wird und zwar überall.
Also ich erlebe ja immer wieder, dass Besucherinnen und Besucher die zum ersten Mal hier sind fast erschlagen sind von dem Reichtum der Formensprache, von der Fassadengliederung, insbesondere der Gründerzeit und ich glaube schon, dass natürlich bei oberstem Stellenwert des Themas Arbeit, Perspektive, aber auch die Attraktivität sich festmacht an der wunderbaren Architektur und im Zusammenspiel von Grün, Blau und Bau. Ich glaube schon, dass wir, wenn wir aus Steuermittel bauen in besondere Weise auch der Öffentlichkeit verpflichtet sind und damit auch dem Anspruch und dem öffentlichen Anspruch an eine gute, qualitätvolle und nachhaltig sich entwickelnde Architektur.
Ja, es ist eine Erfolgsgeschichte. Ich denke an die großen, großen Architekturbeispiele von Zaha Hadid den BMW Neubau, ich denke an die ganz kleinen Entwicklungen wo man in eine Baulücke ein Stadthaus hineingequetscht hat, was aber trotzdem von enormer Wirkung ist. Ich glaube das wir in der Vielfalt, in der Bandbreite zwischen ganz klein und ganz groß mit dem ersten Preis von Peter Kulka mit der Galerie für zeitgenössische Kunst bis in die Gegenwart der sozialen Infrastruktur sehr wohl gute, gute Beispiele haben die weit über ihre Zeit hinausreisen. Wenn es nach mir geht, sollten wir auf jeden Fall weiter daran festhalten, ich hoffe, dass der Stadtrat auch so sieht, das ist unser kleiner bescheidener Beitrag bei der Entwicklung der Formensprache und auch der Auszeichnung guten Bauens und das ist eine Kunst und braucht Beachtung.
Ich glaube das Wichtigste bei so einem Preis ist einfach das eine Wahrnehmung geschaffen wird für Architektur. Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass die Jury von außen, vor allem von außen kommt, dass es Externe sind die in Leipzig kein Büro haben oder kein großes Werk, das dieser Blick von außen auch im Abgleich mit der Architektur die sonst in Deutschland gebaut wird ist sehr wichtig. Wir bekommen diese Projekte vorgestellt in einem Informationsrundgang, danach gehen wir in die Bewertung und wählen aus den eingereichten Arbeiten in mehreren Bewertungsrundgängen Arbeiten aus die wir es wert finden auch näher anzuschauen. Uns ist es immer wichtig diese Projekte vor Ort zu betrachten, weil Fotos kann man super heutzutage auch manipulieren natürlich. Also die engere Wahl die dann herauskommt zu bereisen und zu schauen ob sich das bewahrheitet was man in diesen Fotos gesehen hat und in den Beschreibungen gelesen hat, das ist eigentlich der entscheidende Teil dieser Jury.
Ja die Realität ist doch oft anders als erwartet. Wir haben dann Arbeiten entdeckt die wir vorher eigentlich gar nicht so auf den Fokus hatten, die haben wir mal mitgenommen aber dann wie wir draußen waren haben wir gemerkt wie toll die eigentlich sind, oder was die in ihrer Kleinheit oder in ihrer Unbedeutendheit trotzdem leisten. Ich erinnere mich letztes Mal an diesen Judo Klub, wo einfach aus Eigeninitiative in einer alten Halle eine wundervolle Judohalle eingebaut wurde. Also, dass sind so die Highlights eigentlich, diese Überraschungen die wir dann auch erleben, wenn wir da rausfahren. Aber es geht eigentlich darum in allen Bereichen die gerade relevant sind für eine Stadt wie Leipzig, Projekte zu finden die genau diese Bereiche reflektieren, auch vielleicht andere anregen, auch andere Bauherren anregen gleichermaßen qualitätvoll zu bauen um vielleicht später auch mal den Architekturpreis der Stadt Leipzig zu bekommen.
Wir finden, dass es eine ganz wichtige Sache ist einen Architekturpreis in einer Stadt zu haben, gerade in einer Stadt die sich auch Baukultur auf die Fahnen schreibt und dass letztendlich der Preis dazu dient gute Architektur publik zu machen. Der Architekturpreis hat glaube ich eine sehr positive Auswirkung unter der Kollegenschaft und auch unter jungen Architekten, die sich bewerben in Büros. Dort wird er sehr stark wahrgenommen und wird denke ich auch nachgefragt und geschaut wer den bekommen hat. Ich denke, dass 20 Jahre Architekturpreis ein sehr schönes Jubiläum ist, aber das man jetzt auch dieses Jubiläum dazu nutzen sollte um mal darüber nachzudenken was man verändern kann. Ich glaube das durchaus gerade in der Außenwirkung, in der Publizierung eher relativ wenig wahrgenommen wird.
Also der Architekturpreis ist ja auch eine Botschaft, also wenn Fachleute ein Bauwerk bewerten und es sozusagen für einen Preis vorschlagen ist es ja nochmal der Ritterschlag und zwar nicht nur für die Architekten, für die zuallererst die sind ja die Schöpfer dieses Bauwerkes, sondern auch für alle die es durchgehalten haben so ein Projekt durchzuziehen ohne Abstriche, auch die eine oder andere Kritik haben einfangen müssen, dann wird man doch ein wenig geadelt und dafür ist ein Architekturpreis unverzichtbar. Moderne Architektur, auch Kirchenbauten, sollen zur Diskussion anregen. Es ist alte Tradition, dass Kirchenbauten sich immer wieder auch an der neuen Formsprache in der Architektur oder an der Suche nach einer neuen Formsprache der Architektur beteiligt haben. Das wollten wir auch und alles was man neu versucht und neugestaltet, löst immer zuerst einmal Diskussionen aus, Zustimmung wie Ablehnung, es braucht Aneignungsprozesse und das ist sogar gewollt. Aber es ist auch wichtig eine Rückmeldung zu bekommen, auch von Fachkreisen und da einen Architekturpreis der Stadt zu erhalten, das ist ja auch ein Hinweis, das ist Anerkennungswürdig was da entstanden ist. Das freut uns und wir sind ein wenig stolz.
Also für mich hat der Architekturpreis eine große Bedeutung, eine große öffentliche Bedeutung. Einerseits weil eine kulturvolle Umwelt und das Thema der Baukultur das wir ja immer so bezeichnen ist auf diese Art und Weise besser zu gestalten, als wenn es immer nur so im stillen Kämmerchen läuft und jeder Investor sich seinen Architekten nimmt und dort das bauen lässt was er sich vorstellt und der Architekt gar nicht die Chance hat tatsächlich seine Möglichkeiten die er eigentlich hat voll auszuüben. Und auf der anderen Seite denke ich mal ist es auch für die Architekten eine große Chance in einem Wettbewerb zu zeigen was sie leisten können und ich finde es auch sehr erfrischend, wenn jetzt nicht nur ein Haus letztendlich einen Preis bekommt, sondern auch mal eine Parkanlage, oder vielleicht auch eine Innenraumgestaltung und davon zeugen was für besondere Werte hier geschaffen werden.
Also wir haben in diesem Jahr 20 Jahre Architekturpreis, 20 Jahre ist eine lange Zeit. Es sind viele einzelne Wettbewerbe und ich denke mal das ist eine Erfolgsgeschichte. Zu zeigen, dass es gelungen ist über einen längeren Zeitraum so etwas durchzuhalten, jedes Mal auch wieder das Geld zu besorgen, das ist ja auch nicht ganz so einfach, aber jedes Mal auch neue Bauwerke, Freiflächen, Innengestaltung zu haben die wirklich es würdig sind einen solchen Preis zu bekommen und die auch dann hinterher sehr intensiv in der Fachöffentlichkeit und natürlich in der Öffentlichkeit diskutiert werden und zeigen wie sich die Stadt entwickelt hat. Und ich denke mal, das ist etwas was begonnen worden ist vor 20 Jahren und was auf jeden Fall weitergeführt werden muss. Ich würde mich an dieser Stelle gerne bei denjenigen bedanken die es über die vielen Jahre auch durchgeführt haben, weil es reicht ja nicht mal eine Veranstaltung zu organisieren, oder mal einen Aufruf zu machen. Da steckt sehr viel Arbeit dahinter und sehr viel Ausdauer auch und alle diejenigen die es organisieren aber auch diejenigen die mitmachen, weil es kann am Ende nicht jeder einen Preis bekommen, trotzdem hat man den Aufwand, man muss die Tafel machen, man macht Fotos und so weiter. Aber es kommt am Ende eine Ausstellung raus, es kommt ins Bewusstsein der Menschen, das es eine wichtige Angelegenheit ist, oder das man da vielleicht mal hinfahren kann und sich das anschauen kann und ich glaube, dass was da so an Arbeit und an Freude drin steckt überträgt sich auf die Stadtgesellschaft und das glaube ich ist sehr wichtig.