Konzeptverfahren für den mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnraum
Die Einführung von Konzeptverfahren zur Bereitstellung städtischer Grundstücke wurde vom Stadtrat mit dem Wohnungspolitischen Konzept der Stadt Leipzig beschlossen. Sie sind außerdem Teil des strategischen Liegenschaftsmanagements der Stadt Leipzig. Dieses Verfahren sieht vor, etwaige Grundstücke nicht mehr zum Höchstgebot zu verkaufen, sondern im Erbbaurecht bereitzustellen und dabei soziale Aspekte bei der Zuschlagserteilung zu berücksichtigen. Wohnungssuchenden sollen dadurch mehr mietpreisgebundene Wohnmöglichkeiten angeboten werden können. Die Konzeptveräußerung ist somit ein neuer wesentlicher Baustein, um den Herausforderungen des Leipziger Wohnungsmarktes begegnen zu können.
Erste Grundstücke im November 2018 veröffentlicht
Das erste Konzeptverfahren für den mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnraum umfasste folgende Grundstücke:
- Wittenberger Straße 55, Eutritzsch
- Prager Straße 226, Probstheida
- Braustraße 22, Zentrum-Süd
Nachdem die qualitativ hochwertigen Konzepte für den geförderten Wohnungsbau eingereicht wurden, bewertete diese ein Auswahlgremium, das aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener städtischer Ämter bestand. Der Bewertung schloss sich die Verhandlung der Erbbaurechtsverträge an. 2020 konnte schließlich für die Prager Straße 226 der Erbbaurechtsvertrag geschlossen werden. Auf dem 1.350 Quadratmeter großen Grundstück sind 34 Sozialwohnungen und drei Gewerbeeinheiten entstanden. Die Grundstücke Wittenberger Straße 55 und Braustraße 22 konnten mittlerweile erfolgreich im Konzeptverfahren kooperatives Bauen und Wohnen an Baugruppen vergeben werden.
Zweites Konzeptverfahren im September 2019
Im zweiten Durchlauf wurden die folgenden Grundstücke bereitgestellt:
- Cichoriusstraße 8, Reudnitz
- Bernhardstraße, Anger
- Delitzscher Straße 39, Eutritzsch
Für das Grundstück Cichoriusstraße 8 erhielt die erste gemeinwohlorientierte Wohnungsgenossenschaft Sachsens, die „inklusiv LEben eG i.G.“, Anfang 2022 schließlich den Erbbaurechtsvertrag. Im städtischen Konzeptverfahren hat der inklusive Ansatz das Auswahlgremium überzeugen können. Bis 2024 sollen in dem viergeschossigen Neubau in Holzbauweise insgesamt 13 barrierefreie Sozialwohnungen entstehen, die mietpreis- und belegungsgebunden sind. Während der Laufzeit des Erbbauvertrages von 65 Jahren will die Genossenschaft gemeinschaftliches Wohneigentum schaffen und ein generationsübergreifendes Miteinander fördern. Die Konzeption sieht unter anderem vor, dass in dem Gebäude Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung und Seniorinnen und Senioren entstehen. Dafür soll das gesamte Gebäude barrierefrei errichtet werden. Alle Wohnungen werden mit rollstuhlgerechten Duschbädern, den entsprechenden Türbreiten und Bewegungsflächen geplant.
Im Konzeptverfahren wurde unter anderem die Quote von 100 Prozent mietpreis- und belegungsgebundenem Wohnraum als ein Kriterium vorgegeben. Die Anfangsmiete ist dafür mit 6,50 Euro pro Quadratmeter festgelegt. Zudem hat die Stadt in den ersten 20 Jahren das Belegungsrecht für diesen Wohnraum – die Wohnungen können also von Menschen gemietet werden, die einen weißen Wohnberechtigungsschein haben. Auch eine große Wohnung für einen Fünf-Personen-Haushalt ist Teil der neuen Wohnanlage. Um diese preisgünstig vermieten zu können, fördert die Stadt diesen Bau zusätzlich. Die Miete bewegt sich dann im Rahmen der sogenannten Kosten der Unterkunft. Für diese Wohnung erhält die Kommune außerdem das Benennungsrecht, kann also mindestens drei Haushalte benennen, unter denen die Genossenschaft auswählt. Zusätzlich flossen die energieeffiziente Bauweise und das nachhaltige Mobilitätskonzept in die Bewertung des Konzepts ein.
Nicht-renditeorientierter Wohnungsbau in Connewitz
Von April bis Juli 2021 wurde das rund 2.600 Quadratmeter große Grundstück Wolfgang-Heinze-Straße 29 in Leipzig-Connewitz öffentlich vermarktet. Connewitz gehört zu den Stadtteilen, in denen Bauland nicht nur rar ist, sondern auch die Mieten in den letzten Jahren über den städtischen Durchschnitt gestiegen sind. Verdrängungsprozesse werden hier stärker als in anderen Stadtteilen öffentlich thematisiert und sorgen für soziale Konflikte. Darüber hinaus entstehen derzeit im unmittelbaren Umfeld des Grundstückes hochpreisige Eigentums- und Mietwohnungen.
Um die soziale Vielfalt im Stadtteil zu stärken, wurde das Grundstück für den nicht-renditeorientierten Wohnungsbau bereitgestellt. Entwickelt werden soll am Standort insbesondere sozialer Wohnungsbau sowie Wohnraum für besondere Bedarfsgruppen entsprechend der Bedürfnisse vor Ort.
Fünf qualitativ hochwertige Beiträge mit unterschiedlichen Nutzungskonzepten wurden eingereicht und Anfang September anonym im Stadtteil vorgestellt. Über die Frage, welches der Projektideen am besten in den Stadtteil passen würde, stimmten rund 220 Leipzigerinnen und Leipziger ab. Hier setzte sich das nachhaltigste Konzept mit den auch langfristig stabilsten Mieten durch. Dieses Stimmungsbild aus dem Stadtteil ging in die anschließende Entscheidungsfindung der Jury ein. Diese setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Stadtteils und der Stadtteilpolitik sowie aus der Verwaltung zusammen.
Durchsetzen konnte sich schließlich die künftige Genossenschaft LEIKA, eine Initiative aus Connewitz. Deren Ziel ist es, auf dem Grundstück überwiegend bezahlbaren Wohnraum für rund 80 Menschen zu schaffen. Dabei sollen dauerhaft etwa 24 Wohnungen im Segment des sozialen Wohnungsbaus entstehen, sowohl für Inhaber eines Wohnberechtigungsscheines, als auch für Bürgerinnen und Bürger, die von Transferleistungen leben.
Darüber hinaus sind 18 Wohnungen geplant, die weit unterhalb der aktuellen Angebotsmieten im Neubau frei vermietet werden können. Das Erdgeschoss soll Platz für einen sozialen Träger, ein Nachbarschaftscafé und Kleingewerbe bieten. Das Projekt rechnet kostendeckend, aber nicht renditeorientiert und kalkuliert mit Fördermitteln von Bund, Land und Kommune sowie mit zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern in Form von Mikrodarlehen.