Leipzigfach nachgefragt – Der Karrierepodcast der Stadt Leipzig
Wir fragen #Leipzigfach nach! Im Karrierepodcast der Stadt Leipzig kommen die Menschen zu Wort, die Leipzig tagtäglich verwalten und gestalten. Ob als Erzieher, Ingenieurin, Klimaschutzmanager, Ärztin, Standesbeamter oder in einem der anderen über 70 verschiedenen Berufe.
Warum haben sie sich für einen Job bei der Stadt entschieden? Was motiviert sie? Und welche Überraschungen hält die Arbeit bei der Stadtverwaltung bereit? Das und mehr erfährst du im Podcast.
Alle Episoden zum Anhören gibt es auf stationista.com sowie auf Spotify und Apple Podcasts.
Die aktuelle Folge findest du außerdem hier:
Texttranskript Podcast
Intro:
Hallo und herzlich willkommen zu “Leipzigfach nachgefragt – Der Karrierepodcast der Stadt Leipzig”. Mein Name ist Svenja und ich treffe mich hier mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Leipzig. Ich möchte herausfinden, welche Themen sie voranbringen wollen, was sie antreibt und motiviert und welche Überraschungen die Arbeit bei der Stadtverwaltung bereithält.
Mein heutiger Gast ist Charlie Liebscher. Charlie ist vor vier Jahren zurück in seine Heimatstadt Leipzig gezogen und arbeitet seitdem bei der Stadt im Geodatenmanagement und als Projektmitarbeiter im Projekt Connected Urban Twins. Als Dienstleister für die Stadtverwaltung unterstützt er zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Fachämter, um Fragestellungen datengetrieben zu beantworten. Wie das genau funktioniert, welche Geodaten es in der Stadt gibt und wofür Drohnen und Sensoren zum Einsatz kommen, das erzählt Charlie in dieser Folge.
Gastgeberin:
Hallo Charlie, herzlich willkommen im Podcast.
Gast:
Ja, hallo und danke für die Einladung.
Gastgeberin:
Sehr gerne. Du bist seit vier Jahren bei der Stadt Leipzig. Davor hast du am Lehrstuhl in Freiberg und in einer Beratungsagentur in Düsseldorf gearbeitet. Was hat dich denn dazu bewogen, dich für die Stadt Leipzig und damit ja auch für den öffentlichen Dienst zu entscheiden?
Gast:
Also generell ist Leipzig ja eine sehr lebenswerte und liebenswürdige Stadt und ich hatte einfach Lust, wieder hierher zurückzukommen, weil ich gebürtiger Leipziger bin. Und ja, darüber hinaus ist es auch einfach so, dass ich mich mit dem öffentlichen Dienst und dem Gedanken des öffentlichen Dienstes gut identifizieren kann. Also, so der Gedanke der Gemeinwohlorientierung von Arbeit.
Gastgeberin:
Und gibt es was, womit ich die Verwaltung im positiven Sinne überraschen konnte?
Gast:
Ja, ich weiß, worauf du hinaus möchtest. Man hat als relativ junger Mensch natürlich noch so ein gewisses Bild von der Verwaltung, ja, Linoleumboden und sehr Ocker usw., aber Gott sei Dank war das bei mir dann doch nicht so. Also ich bin sehr positiv überrascht gewesen, bei mir, sozusagen im Bereich. Wir sind ein relativ junges Team und arbeiten sehr viel interdisziplinär und bereichsübergreifend und das passt auch voll auf meine Arbeitsweise, weil ich könnte mir jetzt keinen Job vorstellen, in dem ich jeden Tag dasselbe machen müsste. Sondern, dass wir eben eine breite Palette an fachlichen Themen haben, mit denen wir uns beschäftigen, weil wir ja als Dienstleister für die Verwaltung vor allen Dingen mit auftreten und dadurch eben mehr in verschiedensten Fachlichkeiten mit eintauchen, zusammen mit den Fachämtern. Also von der sozialen Infrastruktur, Wirtschaftsförderung, Einzelhandel unterstützen, ganz simpel Analysen von Erreichbarkeiten, oder auch das Thema Mobilität sichtbar machen, die unterschiedlichen Mobilitätsarten sichtbar machen und auch eben für die Fachämter die zu Analysezwecken bereitstellen. Und auch das Thema Umwelt und Stadtgrün spielt auf jeden Fall auch eine Rolle.
Gastgeberin:
Du arbeitest im Bereich Geodatenservice. Ich muss ganz ehrlich sagen, der Bereich war mir vorher auch nicht so geläufig. Was kann ich mir darunter vorstellen und was ist deine Aufgabe?
Gast:
Ja, cool. Freut mich, dass ich das dann mal im Podcast erklären kann, was wir eigentlich so den ganzen Tag machen bei uns oben in der vierten Etage vom Stadthaus. Genau, also überall in der Kommune liegen natürlich Daten vor und es entstehen Daten und vor allem entstehen auch räumliche Daten. Also man sagt ungefähr so 80 % der Daten haben einen Raumbezug. Und wir als Abteilung Geodatenservice betreiben als Basisdienst GDI die Geodateninfrastruktur. Und grob gesagt haben wir sozusagen drei Bereiche: Ich komme aus dem Bereich Geodatenmanagement, das heißt, es ist mehr oder weniger so, dass wir Daten organisieren. Wir organisieren, dass wir auf die Daten Zugriff haben, dass andere Leute auf die Daten Zugriff haben und erschließen damit Datensilos, die in den unterschiedlichen Fachämtern vorliegen. Das heißt, dass nicht nur Fachamt A die Daten aus Fachamt A verarbeiten kann, sondern Fachamt B und C auch noch, um damit vielleicht noch ganz andere Fragestellungen beantworten zu können, an die sie vielleicht vorher gar nicht gedacht hatten. Also man könnte das jetzt auch technischer als Data Engineering bezeichnen, aber das muss man nicht unbedingt. Und dann haben wir natürlich noch den Bereich Geodatenvisualisierung. Das sind die Kolleginnen und Kollegen, die Karten bauen, sage ich jetzt mal ganz platt. Also die Karten, die auf leipzig.de eingebunden werden, die Karteninhalte, die im Leipzig GIS bereitgestellt werden, aber eben auch Dashboards. Das heißt Dashboards ist ja so eine Möglichkeit, dass ich Diagramme und Karten in einer Oberfläche zusammenpacke und die ist aber gleichzeitig noch ein bisschen interaktiv, das heißt, ich kann filtern, ich kann mir gewisse Zeitabschnitte anzeigen lassen usw. Genau. Und dann haben wir noch den Bereich 3D Stadtmodell und die Kolleginnen und Kollegen arbeiten mit 3D Daten vorrangig, also betreiben und aktualisieren das 3D Stadtmodell, wie es schon im Namen steht. Führen aber auch, ganz spannend, Drohnenbefliegungen durch, fliegen sozusagen mit einer kleinen Drohne durch die Gegend und können dann ganz spannende Aufnahmen machen und nehmen dort nicht nur Fotos auf, sondern auch Punktwolken – das ist auch eine spannende Sache – und führen auch Straßenbefahrungen durch. Straßenbefahrungen kann man sich so vorstellen: Das ist wie ein Google Maps, oder Google Street View Deluxe. Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen können sozusagen dann überall in der Stadt schauen, wie sah es 2021 aus und 2022 und 2023 und können damit eben Zustandsveränderungen feststellen, ohne jetzt mal, wenn schlechtes Wetter ist oder überhaupt mal, das Büro verlassen zu müssen. Oder es ist einfach praktischer, wenn ich vor Ort mir was anschauen möchte, weil ich da drin auch gleichzeitig messen kann.
Gastgeberin:
Was ist denn eine Punktwolke?
Gast:
Eine Punktwolke ist eigentlich so, das muss man sich vorstellen… Man hat einen Laser und der Laser weiß, wo er ist, der hat sozusagen auch eine Koordinate. Und dann schießt er sozusagen seinen Laser in die Weltgeschichte hinaus und dann wird er sozusagen zurückgeworfen und dann weiß er okay, dort bin ich auf einen Punkt getroffen, das war dann wahrscheinlich ein Baum, zum Beispiel. Und wenn ich das mit ganz vielen, ganz feinen Sachen mache, dann weiß ich, wie groß, wie dicht die Baumkrone ist usw. Und damit kann ich sehr granular arbeiten. Ich kann dann zum Beispiel und das wird auch bei der Luftbefliegung durchgeführt, dann weiß ich eben okay, wenn ich jetzt ein Jahr eine Luftbefliegung durchgeführt habe und ich mache das im nächsten Jahr nochmal und die Gebäudehöhe hat sich verändert, heißt das zum Beispiel okay, dieses Gebäude ist entweder abgerissen worden, weil der Weg weiter ist, sozusagen von Aufnahme bis zum Boden, oder er ist kürzer geworden, der Weg, okay, das heißt wahrscheinlich, da hat sich jemand noch ein Penthouse obendrauf draufgesetzt. Das kann man dann damit alles rauslesen, genau.
Gastgeberin:
Okay, spannend. Das heißt also, es geht um räumliche Daten in der Stadt. Hast du da noch ein paar konkrete Beispiele? Was sind das für Daten, die wir so in der Stadt haben und die dann auch von den Fachämtern genutzt werden?
Gast:
Wie schon erwähnt haben sehr viele Daten einen Raumbezug. Wir haben ganz viele Point of Interest, die Infrastruktur widerspiegeln, das heißt Bürgerbüros, Bibliotheken, Volkshochschule, soziale Infrastruktur wie Horte, Kindergarten usw., aber auch so was ganz Klassisches wie ein Gebäude. Das ist ja auch ein Raumbezug oder eine Adresse, die wir, glaube ich, alle kennen. Ich weiß zum Beispiel aus dem Kopf, dass wir 73.200 Adressen haben. Warum weiß ich das? Weil wir tagtäglich damit arbeiten. Und wir haben ungefähr – ich bin mal weiter nerdig und sag einfach, wir haben ungefähr 52.000 Lichtpunkte in der Stadt, also Laternen. Und Bäume haben wir… das weiß ich jetzt nicht. Aber wir haben zum Beispiel, ch weiß, dass man zwischen Straßenbäume und Stadtbäumen trennen muss, also sowas weiß ich zum Beispiel. Das kommt dann eben bei raus, wenn man vier Jahre bei der Stadt arbeitet mit Geodaten.
Gastgeberin:
Sehr gut. Und es gibt aber auch noch andere räumliche Daten. Und zwar habt ihr auch Sensoren, mit denen ihr dann verschiedene Daten erfasst.
Gast:
Genau. Man muss dazu sagen, die Sensoren haben nicht wir verbaut, die haben andere Fachämter verbaut. Aber genau es gibt auch so, sage ich mal, raumbezogene Daten, die ein bisschen abstrakter sind oder weniger intuitiv. Also so was wie eine Zählstelle oder so eine Zählschleife von einer KFZ Dauerzählstelle oder einer Fahrraddauerzählstelle. Oder auch, wir haben ein Dashboard mit Luftqualitätsmessung, die sind auch irgendwo verortet im Raum und geben mir natürlich eine Information. Wie gut ist die Luft an dem Ort, wie dicht ist der Verkehr? Hängt das irgendwie zusammen? Oder auch ganz neu, sind wir gerade dabei: Es wurden gerade Bodenfeuchte-Sensoren verbaut. Das haben die Stadtwerke durchgeführt. Also das heißt, wir arbeiten auch nicht nur innerhalb der Stadtverwaltung gut zusammen, sondern wir arbeiten auch mit der kommunalen Familie, das heißt Stadtwerke, Leipzig Netz, kommunale Wasserwerke, LVB auch hier zusammen, weil die natürlich auch Geodaten haben. Genau. Und das heißt, wenn ich jetzt diese Bodenfeuchte-Sensoren kombiniere mit den Daten vom Deutschen Wetterdienst und der Leipzig Gieß-App beispielsweise, dann kann ich ja zum Beispiel schauen, okay, es hat nicht viel geregnet, man sieht auch, der Baum wird auch langsam sehr trocken in 60 Zentimeter Tiefe, weil das sehe ich durch den Bodenfeuchte-Sensor. Wenn ich das jetzt noch zum Beispiel kombiniere mit der Leipzig App und ich habe dort datenschutzkonform meinen Account hinterlegt, dann kann ich zum Beispiel einen Push Alert bekommen: Ey, gieß mal deinen Baum, es hat drei Monate nicht geregnet, oder so.
Gastgeberin:
Sehr cool, was mit Daten alles so möglich ist! Und ein Thema, das ja auch zuletzt in der Presse sehr präsent war, ist das Thema Kitabedarfsplanung. Dabei geht es um den Bedarf an Betreuungsplätzen, den zu ermitteln und sicherzustellen, dass ausreichend Plätze zur Verfügung stehen für die Kinder. Und das ist ja auch eines deiner Themen. Wie unterstützt du denn da das Fachamt?
Gast:
Im Speziellen bei der Kitabedarfsplanung oder dem Dashboard für die Kitanetzplanung ist es so, dass wir sozusagen die Leute, Kolleginnen und Kollegen, dabei unterstützen, fachliche Fragestellungen datengetrieben beantworten zu können. Wir binden sozusagen unterschiedlichste Datenquellen an, einerseits die Informationen, wo Kitabedarfe nachgefragt werden, also adressbezogen, das sind natürlich alles nur interne Prozesse, die natürlich auch mit Datenschutz immer im Einklang sind und sein müssen, das ist auch richtig so. Und dann natürlich mit statistischen Informationen: Einerseits, wie viele wohnhafte Kinder habe ich in dem Ortsteil gesehen, also die einen juristischen Anspruch haben darauf, das heißt die zwischen eins bis U7 sind. Und dann natürlich interessant, wie sieht die kleinräumige Bevölkerungsvorausschätzung aus und wo sind die Kindertageseinrichtungen und wie viele Kapazitäten haben sie und – du merkst, es wird komplexer – wo sind denn Kindertageseinrichtungen in Zukunft geplant, dass sie eröffnet werden? Und aus diesen Parametern, aus diesen Indikatoren kann ich dann unterschiedliche Fragestellungen beantworten. Ich weiß, okay, diese Kita muss saniert werden. Ich weiß, okay, die durchschnittliche Betreuungsquote in dem Ortsteil liegt bei soundso viel Prozent. Wenn ich die jetzt schließe, dann habe ich alternativ in der und der Entfernung, kann ich die Kinder sozusagen da auch noch trotzdem mit versorgen. Und so kann ich den Fachleuten sozusagen ein ganzheitliches Analyseangeboten machen, um ihre fachlichen Fragestellungen einfach beantworten zu können. Man kann sich das wie so einen Eisberg vorstellen. Am Ende kommt diese schöne Datenvisualisierung raus, das Dashboard, aber, sage ich mal, unter der Wasseroberfläche müssen wir natürlich als GDI die ganzen Datenintegrationsprozesse designen, entwickeln und dynamisch schalten sozusagen, dass die auch die ganze Zeit vonstattengehen können. Und so können wir das natürlich, wenn wir es zum Beispiel schaffen, diesen Prozess so zu etablieren, dann ist auch der nächste Schritt gar nicht mehr so weit, diese strukturgleiche Frage zum Beispiel bei der Schulnetzplanung durchzuführen oder bei wesensverwandten Fragestellungen sozusagen.
Gastgeberin:
Okay, wow, also mir schwirrt ein bisschen der Kopf. Ich merke, es ist ein sehr komplexes Thema und, genau, geht auf jeden Fall über das hinaus, an was man als erstes denkt beim Thema räumliche Daten. Das heißt, ihr seid Dienstleister für die verschiedenen Fachämter bei der Stadt Leipzig. Die kommen auf euch zu mit Anfragen. Du hast mir aber auch erzählt, es wird auch gern gesehen, wenn ihr eigene Ideen habt, Eigeninitiative zeigt. Und ja, gibt es ein Beispiel, wo du schon mal eine eigene Idee umsetzen konntest?
Gast:
Ja, also das ist auch das, was ich sehr sympathisch finde in unserer Abteilung. Wir müssen natürlich Sachen machen, die wir machen müssen. Aber, ich sage mal so, unsere Teamleitung sagt halt auch einfach, okay, wenn ihr Bock habt, dann macht doch noch was, dann beschäftigt euch doch damit, wenn das sozusagen nicht völlig random ist, sondern schon mit dem Thema zu tun hat, aber man möchte was Neues mal ausprobieren, dann sind die da auf jeden Fall offen und das macht auch mega Spaß. Also jetzt ganz konkret: Ich habe mal für das Sozialamt, mit einem Kollegen haben wir das gemacht, eine Anwendung umgesetzt. Da ging es darum, dass die Sozialwohnungen online eingesehen werden können. Das heißt, wir haben unter leipzig.de eine Karte eingebunden für die Sozialwohnungssuche. Das heißt, du kannst dann dort filtern: Ich brauch so und so viel Quadratmeter, ich habe so und so viele Personen in meinem Haushalt, ich kann mir so und so viel leisten zu bezahlen und ich brauche das vielleicht barrierefrei oder nicht. Und das ist sozusagen alles sehr niedrigschwellig, damit ich mir das zusammenklicken kann, weil vorher war es nämlich so, dass die im Sozialamt dann immer am Hörer hängen, mussten das dann so beantworten für jeden Anrufer und so haben wir die Leute selber befähigt, das zu machen. Und da habe ich dann zum Beispiel gesagt: Na, wollen wir das nicht gleich noch auf Englisch machen? Das heißt, wir haben diese Kartenanwendung dann einfach noch komplett auf Englisch übersetzt, weil ich mir halt so gedacht hatte: Na ja, vielleicht kann nicht jeder perfekt Deutsch. Und das konnte ich dann einfach ohne Probleme machen, war jetzt auch nicht so mega die Arbeit und das macht dann aber irgendwie…, wenn man sozusagen, das meinte ich vorhin mit gemeinwohlorientiert, dass man halt denkt: Okay, was können die Leute dann noch brauchen in der Stadt? Und das war eine Sache, die mir jetzt ad hoc einfallen würde.
Gastgeberin:
Du bist außerdem auch Projektmitarbeiter im Projekt Connected Urban Twins. Worum geht es denn in dem Projekt? Und was ist denn eigentlich ein Connected Urban Twin?
Gast:
Genau, um es jetzt mal ins Deutsche zu übersetzen, es geht einfach um das Arbeiten mit urbanen digitalen Zwillingen. Also der Begriff des digitalen Zwillings kommt eigentlich aus der Industrie. Und da ging es ursprünglich darum, dass ich Prozesse erst mal digital nachempfinde und schaue wie verhält sich der Gegenstand oder das Objekt. Und diese Idee wird jetzt sozusagen übertragen auf Fragestellungen der Stadtentwicklung. Es geht also darum, urbane Fachzwillinge zu bauen, weil es gibt nicht den einen digitalen Zwilling. Der digitale Zwilling ist eigentlich ein Konglomerat aus der Organisation von Daten und Anwendungen. Das heißt, damit ich so einen digitalen Zwilling betreiben kann, brauche ich ja erst mal eine Grundlage, mit der ich den befüllen kann. Das heißt, ich kann ja keinen Kuchen backen, ohne Zutaten zu haben. Also ich kann sozusagen keinen urbanen, digitalen Zwilling bauen, ohne städtische Daten zu haben. Das heißt, ich brauche eine urbane Datenplattform, um die Daten zu organisieren, die dann in dem digitalen Zwilling verwendet werden, um Fragestellungen zum Beispiel zu beantworten: Wo baue ich denn am besten eine Kita hin? Oder wo kommen denn am besten noch Photovoltaikanlagen hin, damit ich einen gewissen Wert erreiche, der mich befähigen soll, CO2 neutralere Energieproduktion herzustellen. Und die Idee dahinter ist sozusagen, dass wir die Stadtverwaltung befähigen, datengetrieben zu arbeiten.
Gastgeberin:
Ich kann mir vorstellen, einige Leute, die uns zuhören, denken sich jetzt vielleicht: „Okay, Geodateninfrastruktur, das klingt ja ganz interessant. Was muss ich denn studieren, um das später mal zu machen?“ Und ich würde dich gern fragen: Was hast du denn studiert? Wie bist du dahin gekommen?
Gast:
Also ganz klassisch, weil mich räumliche Daten einfach schon immer interessiert haben, oder Karten: Ich habe Geografie studiert in Heidelberg und danach noch Umwelt- und Ressourcenmanagement an der Bergakademie Freiberg. Das heißt, es war ein bisschen mehr Naturwissenschaft mit ein bisschen mehr BWL sozusagen kombiniert. Und viele Kolleginnen und Kollegen haben aber auch einen ganz anderen Hintergrund. Also man kann generell sagen, eher aus dem MINT Bereich. Also wir haben eine Mathematikerin, wir haben eine Biologin, wir haben Geologen, Kartographen und natürlich eine ganze Menge an Geographen. Und wir haben aber auch, das ist ganz wichtig, Azubis bei uns und Leute, die eine Ausbildung gemacht haben als Geomatiker. Und jeder bringt dann auch so seine eigene Sichtweise mit rein, uns eint sozusagen die Lust auf Arbeiten mit räumlichen Daten, würde ich sagen, oder einfach der Spaß, Daten auf Karten zu visualisieren. Das ist sozusagen unser kleinster gemeinsamer Nenner, im positiven Sinne.
Gastgeberin:
Und kann man die Ausbildung auch bei der Stadt Leipzig machen?
Gast:
Auf jeden Fall. Es gibt bei uns im Amt für Geoinformation und Bodenordnung Ausbildungen für Geomatiker und Vermesser. Du wirst als Azubi auch nicht alleine gelassen, du wirst an die Hand genommen und man staunt dann manchmal so, wie weit sie dann schon nach drei Monaten im Amt sind, weil sie einfach so eigene Ideen haben und dann mal ein 3D Modell zu bauen, zum Beispiel. Das macht ja dann auch Spaß, nicht immer Minecraft, sondern auch mal für die Stadt was zu machen. Genau.
Gastgeberin:
Dann kommen wir noch zu unserer Kategorie „Drei schnelle Fragen zum Abschluss“ und die erste Frage ist wie immer: Was war dein Lieblingsmeilenstein, seit du bei der Stadt Leipzig arbeitest?
Gast:
Ja, also bis jetzt kann ich sagen, war das die Veröffentlichung des Kulturkatasters, weil wir es sozusagen mit dem Kulturamt da zusammen ermöglicht haben, alle Kulturorte der Stadt sichtbar zu machen. Das heißt, es geht auch um informelle Kulturräume, sozusagen Subkultur. Und man kann auch eine kleine Reise in die Vergangenheit machen, dass man mal sieht, was es für Clubs vor 15 Jahren schon gab.
Gastgeberin:
Sehr cool, das könnten wir auch in die Show Notes packen.
Gast:
Gerne.
Gastgeberin:
Okay, und was für ein besonders prägender Moment?
Gast:
Es ist schon ein bisschen her und ich weiß, wir reden nicht mehr gerne über die Corona-Krise, aber es war so, dass Gesundheitsamt musste ja sozusagen schauen, dass alle infizierten Personen, dass es denen gut geht zu Hause. Und die haben das am Anfang immer so gemacht, dass sie dann mit Google Maps händisch die Touren ausgesucht haben, wie sie dann 15 Leute besuchen usw. Und da habe ich sozusagen ein Tool gebaut, was es ermöglicht hat, dass diese Touren automatisiert berechnet worden sind. Das heißt, der hat dann in einem Zeitraum von, weiß ich nicht, 30 Minuten 500 Routen auf einmal berechnet und hat dadurch eine sehr große Zeitersparnis und Entlastung für die Kolleginnen und Kollegen geschafft.
Gastgeberin:
Und wenn du an die nächsten Monate im Job denkst, worauf freust du dich? Was willst du anpacken oder umsetzen? Wo willst du dranbleiben?
Gast:
Na auf jeden Fall für mich die ganzheitliche Automatisierung der Kitanetzplanung. Das heißt, dass die Daten, die darin verwendet werden, also sowohl von der Visualisierung übers Monitoring und zum Controlling die gleiche Datenquelle haben und das sozusagen auch dynamisch funktioniert. Genau.
Gastgeberin:
Ja Charly, schön, dass du im Podcast warst und uns mal ein bisschen mitgenommen hast in die Welt der Daten. Dankeschön.
Gast:
Ja, gerne. Danke, dass ich hier sein durfte.
Outro:
Das war “Leipzigfach nachgefragt – Der Karrierepodcast der Stadt Leipzig”. Noch mehr Einblicke in die Arbeit bei der Stadtverwaltung bekommt ihr auf LinkedIn und Xing. Infos rund um Karriere und Einstiegsmöglichkeiten gibt es unter leipzig.de/karriere.