Kirche zu St. Thomas - Wie Johann Sebastian Bach Kantor wurde
Leipzigs größter Musiker kommt nicht aus der Stadt an der Pleiße, war aber zumindest zu seiner Zeit Sachse. Johann Sebastian Bach erblickte am 21. März 1685 in Eisenach, damalige Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Weimar, das Licht der Welt. Sein beruflicher und privater Lebensweg führte ihn größtenteils durch Mitteldeutschland und 1723 nach Leipzig.
Nach dem Tode Johann Kuhnaus ein Jahr zuvor ist in der Messestadt die Stelle des Thomaskantors neu zu besetzen. Dieser leitet die Geschicke der ältesten Kultureinrichtung der Stadt, dem heute weltbekannten Thomanerchor.
Anfänge des Thomanerchors gehen ins 13. Jahrhundert zurück
Im Jahre 1212 gründete Markgraf Dietrich von Meißen ("der Bedrängte") das Augustiner Chorherrenstift zu St. Thomas. Die zwölf Augustiner Chorherren lebten nach den Regeln des Augustinus und verbanden das Klosterleben mit Seelsorgetätigkeit.
Dem Kloster wurde eine Schule angegliedert, eine am 20. März 1212 von Kaiser Otto IV. auf dem Frankfurter Reichstag besiegelte Urkunde bestätigt die Gründung der Thomasschule. In dieser wurden Knaben vor allem dafür ausgebildet, den musikalischen Dienst anstelle der Chorherren zu übernehmen, die Anfänge des Thomanerchors.
Heute steht im Zentrum des Wirkens der Stiftung "Chorherren zu St. Thomae", zu der auch Chordamen gehören, die Pflege der Musik von Bach in Bezug auf ihre geistliche Tradition und die Wirkungsstätten des Komponisten in Leipzig.
Bach nur "mittlere" Wahl für die Stelle des Kantors?
Dabei gestaltete sich Bachs Bewerbung um das Amt des Thomaskantors bekanntermaßen schwierig. Unter den ersten sechs Bewerbern fand sich Bachs Name zunächst nicht, dafür die bekannter Musiker wie Fasch, Rolle und Telemann. Letzteren, in Leipzig wohlbekannt, wählte der Rat am 11. August 1722 zum neuen Thomaskantor. Telemann sagte jedoch ab und so musste erneut über die Neubesetzung beratschlagt werden. Erst im Dezember 1722 erscheint Bachs Name in den Bewerbungsunterlagen.
Der Rat entschied sich jedoch für Graupner, Kapellmeister in Darmstadt, der jedoch wie Telemann die Stelle ausschlug. Das gerne zitierte Wort von Ratsherr Abraham Christoph Plaz: "Da man nun die Besten nicht bekommen könne, so müße man mittlere nehmen", zielte zwar nicht direkt auf Bach, sondern vermutlich auf einen weiteren Mitbewerber, es zeigt aber, dass sich die Begeisterung des Rates über die noch zur Verfügung stehenden Bewerber in Grenzen hielt. Nach der Absage Graupners war der Weg endlich frei für Bach, der im Mai 1723 sein Amt in Leipzig antrat.
Autor: Tobias Kobe