Grundsätze der Projektförderung in den einzelnen Fördergebieten
Bildende Kunst
Mit der städtischen Förderung sollen Projekte freier Träger ermöglicht werden, die dem Erhalt und der Entwicklung der vielfältigen und lebendigen Leipziger Kunstszene dienen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt Vorhaben, die
- einen Überblick über die zeitgenössische Kunst in Leipzig geben (zum Beispiel Ausstellungen und Projekte mit öffentlichem, nicht kommerziellem Charakter insbesondere von gemeinnützigen Trägern),
- das vorhandene Angebotsspektrum sinnvoll ergänzen,
- die Förderung junger Künstler/-innen beziehungsweise des künstlerischen Nachwuchses forcieren,
- um die Entwicklung neuer künstlerischer Ausdrucksformen bemüht sind,
- mehrere Künstler/-innen in ihr Projekt einbeziehen,
- mit künstlerischen Mitteln auf gesellschaftliche Diskussionen reagieren,
- sich durch besondere, innovative Konzepte auszeichnen,
- sich der Pflege Leipziger künstlerischer Traditionen widmen,
- Gäste einbeziehen und Künstleraufenthalte vor Ort (Residenzprojekte) unterstützen,
- auf die nachhaltige Vermittlung von Kunst zielen und sich durch hohe öffentliche Wahrnehmung auszeichnen,
- der Stärkung, Qualifizierung und Vernetzung von Angeboten der bildenden Kunst dienen (zum Beispiel Symposien, Werkstätten, Workshops).
Bestandteil der Projektförderung in der bildenden Kunst ist die Katalogförderung für professionell tätige Künstler/-innen - einmalig und für den Einzelfall festgelegt auf einen Festbetrag von maximal 2.000 Euro.
Darstellende Kunst
Mit der städtischen Förderung sollen sowohl Projekte freier Träger ermöglicht werden, die bereits langjährig solide und erfolgreich agieren, als auch innovative, genreübergreifende Projekte sowie Festivals.
Besondere Aufmerksamkeit gilt Vorhaben
- mit zeitgenössischem, aktuellen Ansatz,
- im Rahmen eines eigenen Spielbetriebs,
- im Rahmen von Festivals und thematischen Veranstaltungsreihen,
- die der weiteren künstlerischen Entwicklung des Antragstellers dienen,
- im Bereich nichtprofessioneller Theater mit nachgewiesener Qualität und professionellen Strukturen beziehungsweise professioneller Leitung,
- genreübergreifender Art mit Schwerpunkt in der darstellenden Kunst beziehungsweise innerhalb von thematischen Kooperationen mit anderen freien Trägern.
Kulturelle Bildung
Mit der städtischen Förderung sollen Projekte freier Träger ermöglicht werden, deren Angebote sich an den Zielen der Kulturellen Bildung im Entwicklungskonzept Kulturelle Bildung der Stadt orientieren und vornehmlich an Kinder und Jugendliche bis 27 Jahre richten.
Besondere Aufmerksamkeit gilt Vorhaben
- aller Kunstsparten, die unter professioneller Anleitung zur aktiven Umsetzung eigener kreativer Ideen ermutigen und an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ansetzen,
- die methodisch nachvollziehbar untersetzt sind, Spaß und Kreativität vermitteln, Begegnung ermöglichen und ganzheitliche Bildungsprozesse fördern,
- mit interdisziplinärem, interkulturellem, diskriminierungssensiblen und innovativem Charakter, die neue Herangehensweisen erproben und kulturelle Teilhabe befördern,
- die sozialräumlich-bedingte Nachteile aufbrechen oder in Schwerpunkträumen der Stadtentwicklung (Mockau, Paunsdorf, Grünau, Leipziger Osten, Schönefeld) angesiedelt sind,
- an denen mehrere Institutionen, Vereine oder Initiativen beteiligt sind, so dass eine nachhaltige Vernetzung im Sozialraum gewährleistet ist,
- die auf Partizipation ausgerichtet sind und Kinder und Jugendliche an der Konzeption und Durchführung beteiligen,
- die Kulturelle Bildung in der überregionalen Wahrnehmung stärken.
Besondere Aufmerksamkeit gilt 2021 Vorhaben
- die sich künstlerisch mit dem Thema der Digitalisierung auseinandersetzen und einen fundierten und zugleich kreativen Umgang mit Medien und Medientechnik fördern,
- die mit künstlerischen Mitteln zur Demokratiebildung und Toleranz beitragen,
- die Kulturelle Bildung und das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung verknüpfen.
Literatur
Mit der städtischen Förderung sollen Projekte freier Träger von und mit Leipziger Autor/-innen und Übersetzer/-innen ermöglicht werden, insbesondere auch der jüngeren Generation, als wichtiger Aspekt der Autorenförderung. Das gilt vor allem für thematisch fokussierte und innovative Veranstaltungen und solche mit Festival-Charakter.
Besondere Aufmerksamkeit gilt Vorhaben
- wie Literaturtagen und -festivals mit professionellem Anspruch und überregionaler Ausstrahlung,
- der Autorenförderung durch Förderung anspruchsvoller Veranstaltungsprojekte von und mit Leipziger Autoren und Übersetzern und/oder deutlich städtischem Bezug,
- mit besonderem inhaltlichen, auch spartenübergreifenden Anspruch, zur Literaturpflege und zu speziellen literarischen Genres,
- wie öffentlichen Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen zur Vermittlung qualitativ hochwertiger Literatur sowie von Schreib- und Lesekultur.
Musik
Mit der städtischen Förderung sollen Projekte freier Träger ermöglicht werden, die sowohl dem Erhalt und der Pflege der langjährigen Traditionen der Musikstadt Leipzig als auch der Entwicklung und Präsentation neuer und innovativer Angebote dienen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt folgenden Vorhaben:
- ausgewählte Konzertprogramme, die das vorhandene Angebotsspektrum sinnvoll ergänzen und die sich wichtigen städtischen Schwerpunktsetzungen widmen;
- die öffentliche Präsentation und Entwicklung zeitgenössischer Musik sämtlicher Genre (unter anderem klassisch geprägte Zeitgenössische Musik, improvisierte/experimentelle Musik, Vokal-/ Chormusik, transkulturelle Musik);
- Amateurmusik- und Laienchorprojekte mit in öffentlichen Auftritten nachgewiesener Qualität und künstlerischer Wirksamkeit, regelmäßiger Probentätigkeit und professioneller Leitung; dazu zählen auch Kirchenmusikprojekte, soweit es sich um inhaltlich und qualitativ hochwertige Chorkonzerte, Oratorien- und Kantatenaufführungen und ähnliche handelt
- Konzerte und Musikveranstaltungen mit professionellem Musikvermittlungsansatz für alle Zielgruppen mit Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendliche;
- Projekte, die den künstlerischen Nachwuchs in die Entwicklung der Musikbereiche einbezieht;
- Projekte, die genreübergreifend ausgerichtet sind oder durch Vernetzungs- und Kooperationsansätze Akteure unterschiedlicher Musikszenen zusammenbringen;
- Wiederaufnahmen von erfolgreich präsentierten Formaten und Konzertprogrammen
Soziokultur und Stadtteilkultur
Mit der städtischen Förderung sollen Projekte freier Träger ermöglicht werden, die sich an den Zielen der Soziokultur im Kulturentwicklungsplan der Stadt orientieren. Priorität haben Projekte, die in den Schwerpunkträumen des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes (auch im Rahmen der Stadtteilkulturfestivals OSTLichter und Grünauer Kultursommer) realisiert werden.
Besondere Aufmerksamkeit gilt Vorhaben
- die einen Beitrag zur Integration und aktiven kulturellen Teilhabe der verschiedenen Bevölkerungsgruppen leisten, sich am Bedarf im Sozialraum und der Interessenlage seiner Bewohner orientieren, Identität und bürgerschaftliches Engagement stärken und auf vorhandene Netzwerke zurückgreifen - einschließlich stadträumlich bedeutsamer Stadtteil- und Heimatfeste sowie Jahreskulturprogramme von Stadtteilzentren,
- die zur Stärkung von Heimatverbundenheit, Pflege und Weiterentwicklung des örtlichen Brauchtums beitragen,
- die zur Stärkung sozialer, kultureller und demokratischer Kompetenzen beitragen und dabei aktivierenden Charakter haben,
- mit sozial integrativen, generationsübergreifenden, multikulturellen Arbeitsansätzen und neuen Formaten kultureller Interaktion,
- die künstlerisch-kreative Betätigung und kulturelle Aktivierung ebenso wie die Vermittlung künstlerischer Fähigkeiten für alle Generationen wohnortnah befördern,
- die eine ausgewogene stadträumliche Entwicklung in den Leipziger Stadtteilen mit kulturellen Mitteln unterstützen beziehungsweise helfen, in Stadtteilen, die vom demografischen Wandel und von Veränderungen der Sozialstruktur besonders betroffenen sind, den offenen Zugang zu kulturellen Angeboten für die Bevölkerung wohnortnah zu sichern.
Stadtgeschichte
Mit der städtischen Förderung sollen Projekte freier Träger ermöglicht werden, die die Geschichte der Stadt Leipzig erlebbar machen, insbesondere solche mit neuen, innovativen und tragfähigen Ansätzen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei
- Vorhaben zur Vermittlung von speziellen stadtgeschichtlichen Themen mit hoher Öffentlichkeitswirkung und dem Ziel, die Bürger/-innen für die Geschichte der Stadt zu sensibilisieren,
- Projekten, die die öffentliche Wahrnehmung von und den Diskurs zu stadtgeschichtlich relevanten Themen befördern.
Interdisziplinäre Projekte
Die einfache Addition verschiedener künstlerischer Formate (Konzert + Lesung + Performance) ist noch kein interdisziplinäres Projekt im hier verstandenen Sinne.
Mit der städtischen Förderung sollen in diesem Bereich Projekte freier Träger ermöglicht werden, die durch das Zusammenwirken und Ineinandergreifen verschiedener Künste und/oder kultureller Stile neuartige Formate und Ausdrucksformen entwickeln und erproben.
Besondere Aufmerksamkeit gilt Vorhaben, die
- durch das Zusammenwirken und Ineinandergreifen verschiedener Künste und/oder kultureller Stile neuartige Formate und Ausdrucksformen entwickeln und erproben,
- im Zusammenwirken verschiedener Künste mit ungewöhnlichen künstlerischen Praktiken experimentieren und das Schaffen von Kunst auf neuartige Weise vollziehen,
- aktuelle künstlerische und/oder gesellschaftliche Entwicklungen aufgreifen und diese im Zusammenwirken verschiedener Künste betrachten, diskutieren und/oder weiterdenken,
- an Lebenswelten und Ressourcen von Künstlern/-innen aus verschiedenen Bereichen anknüpfen und auf diesem Wege neue Räume für kreative Ideen und innovative künstlerische Ausdrucksformen eröffnen,
- die gängigen Grenzen zwischen den Künsten (Sparten) und Ausdrucksformen/-formaten durchbrechen und auf diese Weise Neues entstehen lassen,
- einen genreübergreifenden Dialog der Künste ermöglichen und auf diesem Wege neue Perspektiven und Fragestellungen aufwerfen,
- Vorbildcharakter besitzen und zur Entwicklung neuer künstlerischer Formate beitragen und insoweit beispielgebend sind für andere Projektträger,
- interdisziplinäre und spartenübergreifende Begegnungen/Partnerschaften ermöglichen und im Zuge dessen mit den Grenzen zwischen den Künsten "spielen",
- Kooperationen zwischen der Kunst und anderen gesellschaftlichen Teilsystemen (Wissenschaft, Recht, Politik, Wirtschaft, Familie) wagen, um zum Beispiel neue Formen der Auseinandersetzung zu finden, um Brüche und Schnittmengen sichtbar zu machen oder um für die Betrachtung aktueller Fragen neue Perspektiven zu finden.
Fachspezifische Arten der Projektförderung
Im Rahmen der Projektförderung können auch Anträge auf Gastspiel- und Wiederaufnahmeförderung, Debütförderung, Katalogförderung und Konzeptionsförderung gestellt werden. Hierfür ist ebenfalls das Antragsformular für die Projektförderung zu verwenden. Im Antrag muss im Feld "Bezeichnung/Arbeitstitel" mit dem entsprechenden Schlagwort deutlich gemacht werden, dass sich der Antrag auf eine solche fachspezifische Projektförderung bezieht. Weitere Informationen erhalten Sie in den Hinweisen zur Antragsstellung.
(1) Gastspiel- und Wiederaufnahmeförderung
Die Gastspiel- und Wiederaufnahmeförderung steht grundsätzlich allen Kunstbereichen offen.
Besonderes Anliegen ist es, Leipziger Produktionen mit hohem künstlerischen Wert zu fördern, wenn dadurch:
- die überregionale Sichtbarkeit von Leipziger Kunstproduktionen erhöht wird
- der Zugang zu neuen Netzwerken, Festivals und Häusern überregional und international möglich wird
- wenn das Gastspiel beziehungsweise die Wiederaufnahme von außerordentlicher, aktueller Relevanz ist.
Gastspiele und Wiederaufnahmen sollten in der Regel mindestens drei Aufführungen/Auftritte umfassen.
In 2022 können auf diesem Wege z. B. Ausstellungen, Theaterstücke, Tanzstücke, Konzerte oder Performances gefördert werden, die bereits in Leipzig gezeigt worden sind und nun an anderer Stelle erneut präsentiert werden sollen oder die während der Corona-Pandemie entwickelt wurden, aber bislang nicht öffentlich präsentiert worden sind.
(2) Debütförderung
Eine Debütförderung kann von Berufseinsteigern/-innen beziehungsweise Quereinsteigern/-innen aus den Bereichen Bildende Kunst sowie Darstellende Kunst und Musik (Einzelkünstler/-innen, Gruppen, Produktionsorten) beantragt werden. Die Debütförderung zielt auf die Unterstützung von freischaffenden Künstlern/-innen aus Leipzig, die nach Abschluss ihrer Ausbildung ein konkretes Vorhaben umsetzen wollen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt:
- ersten professionellen Projekten, deren künstlerischer Ansatz und qualitativer Anspruch als eigenständig und künstlerisch erfolgversprechend bewertet wird.
(3) Katalogförderung
Für eine Katalogförderung können sich nur freischaffende bildende Künstlerinnen und Künstler aus Leipzig bewerben. Voraussetzung ist, dass sie bislang noch keine Katalogförderung von der Stadt Leipzig erhalten haben. Es können maximal 2.000 Euro zur Förderung beantragt werden. Die Katalogförderung versteht sich als Zuschuss zur Herstellung eines Einzelkatalogs. Deshalb sollten zur Deckung weiterer Kosten Eigenmittel eingesetzt und Drittmittel eingeworben werden.