Ausgangspunkt der Veranstaltung ist die Beobachtung, dass in den letzten Jahren die im Grundgesetz verankerte Kunst- und Meinungsfreiheit zunehmend in Frage gestellt wird. Besonders seit dem 7. Oktober 2023 werden Kulturveranstaltungen nicht selten zur Projektionsfläche unterschiedlicher politischer Positionen. Ausstellungen werden gestört oder abgesagt, Redner ausgeladen oder ausgebuht, Preisverleihungen lösen Debatten aus. Die Beispiele sind zahlreich – so etwa die Diskussionen um die Künstler Basel Adra und Yuval Abraham zur Berlinale, um die Autorin Adania Shibli zur Frankfurter Buchmesse oder die Journalistin Masha Gessen zur Verleihung des Hannah-Arendt-Preises in Bremen.
Kunst- und Meinungsfreiheit versus Grenzen gegen Diskriminierung
Auf politischer Ebene äußern deutschlandweit Initiativen vermehrt den Wunsch, Klauseln in die öffentliche Kulturförderung zu verankern, um Förderentscheidungen im Bereich Kultur von Bekenntnissen – etwa gegen Rassismus und Antisemitismus – abhängig zu machen. Diese Forderungen klingen zunächst plausibel und notwendig. Doch sollten nicht gerade Kultureinrichtungen offene Orte des Diskurses, Orte für die Begegnung unterschiedlicher Positionen sein? Wie können einerseits Grenzen gegenüber Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus gezogen werden und gleichzeitig die Kunst- und Meinungsfreiheit gewahrt bleiben?
Nach einer Begrüßung und Einführung durch Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke sprechen Prof. Dr. Meron Mendel, Publizist, Historiker und Pädagoge sowie Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, und Saba-Nur Cheema, Politologin, Publizistin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe-Universität Frankfurt, über die aktuellen Entwicklungen im Kulturbetrieb. Die ausgewiesenen Experten für Antisemitismus, antimuslimischen Rassismus und Bildungsarbeit – Mendel und Cheema – sind miteinander verheiratet und schreiben in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die monatliche Kolumne „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“. Sie sind wichtige Stimmen, die für eine Kultur der Kritik, nicht des Verbots plädieren.
Zeit und Ort
26. Juni 2024 ab 18:30 Uhr
Leipziger Stadtbibliothek
Oberlichtsaal
Wilhelm-Leuschner-Platz 10 - 11
04107 Leipzig
Anmeldung
Eine Anmeldung ist notwendig unter impulskulturpolitik@leipzig.de.