Weitere Informationen
- Hier schreibt Oberbürgermeister Burkhard Jung - Städtepartnerschaft mit Herzliya
- Leipzigs Partnerstädte
Leipzig hat eine neue Partnerstadt: Herzliya in Israel. Am Sonntagabend unterzeichnete Oberbürgermeister Burkhard Jung gemeinsam mit seiner israelischen Amtskollegin Yael German im Herzliya Ensemble Theater die Städtepartnerschaftserklärung. An der Festveranstaltung nahmen unter anderem Andreas Michaelis, deutscher Botschafter in Israel, sowie Vertreter der jeweiligen Stadträte beider Kommunen teil. 80 Leipziger gehören der Delegation an, die derzeit in Herzliya weilt, darunter Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht sowie Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig, Ralf Scheler, Präsident der Handwerkskammer, sowie weitere Vertreter von Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik.
Oberbürgermeisterin German sagte: "Wir vergessen die Vergangenheit nicht, wenden uns jedoch der Zukunft zu." Deutschland sei "ein wahrer Freund des Staates Israel". Für Herzliya öffne sich nun "ein Einblick in die kulturelle Welt" des Partners. Die wirtschaftlichen Kontakte stellten "ein unerschöpfliches Potenzial" dar. Kooperationen in den Bereichen Jugend, Soziales und Bildung böten sich an. "Nach einer vierjährigen Verlobungszeit wollen wir unsere Beziehung heute besiegeln. Ich bin sicher, dass wir gemeinsam sehr weit kommen werden."
Ein "neues Kapitel unserer Städte, ja Länder" werde aufgeschlagen, sagte Jung. Denn in Ostdeutschland sei es keineswegs typisch, Partnerschaften zu israelischen Städten unterhalten. Jung weiter: "Wir werden den Massenmord an unseren jüdischen Mitmenschen nie vergessen und wir wollen Zeichen der Versöhnung setzen. Ohne Verdrängung des Unentschuldbaren möchten wir im 21. Jahrhundert Brücken zwischen unseren Menschen bauen."
Geschichte der israelitischen Religionsgemeinde in Leipzig
Leipzigs OBM berichtete über die Geschichte der israelitischen Religionsgemeinde in Leipzig. Diese war einst die sechstgrößte Deutschlands, hatte in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mehr als 13.000 Mitglieder. Am Ende des Zweiten Weltkrieges bestand die jüdische Gemeinde nur noch aus 24 Personen. Heute hat sie wieder über 1.300 Mitglieder.
Verband ehemaliger Leipziger in Israel stand am Anfang der Beziehung zu Herzliya
Jung bedankte sich auch für das Engagement des Verbandes ehemaliger Leipziger in Israel, welches am Anfang der Beziehungsaufnahme stand. "Das Geschenk, als Deutscher und als Oberbürgermeister Leipzigs, dann 2008 den Tag der Deutschen Einheit in Herzliya feiern zu dürfen, werde ich nie vergessen", sagte Jung in Erinnerung an die vorangegangene Delegation. "Unsere heutige große Delegation bildet unsere Stadtgesellschaft ab." Besonders dankte er Dr. Gabriele Goldfuß vom Leipziger Referat für Internationale Zusammenarbeit und dem Partnerreferat in Herzliya. Jung betonte im Hinblick auf das unterzeichnete Schriftstück, es liege nun an den Städten, dieses mit Leben zu erfüllen: "Wir sagen im Deutschen: Papier ist geduldig. Wir Menschen sollten es nicht sein."
Botschafter Michaelis sagte, es sei eine besondere Partnerschaft, auch weil Leipzig in den neuen Bundesländern liegt. "Ohne die Zusammenarbeit der Kommunen wäre unsere Arbeit wahrscheinlich bedeutungslos." Israel befinde sich in einer gefährlichen Situation. "Es braucht Menschen, die dieses Land verstehen. Und es braucht Zeichen der Solidarität."
Kultur ist das Rückgrat der Beziehung Leipzig Herzliya
Vor 5000 Besuchern beim sommerlich-festlichen Open-Air-Klassik-Konzert am Samstagabend im Stadtpark betonte Oberbürgermeisterin German, es sei kein Zufall, dass die Leipziger Delegation hier ihren ersten Höhepunkt der Reise erlebe: "Kultur ist das Rückgrat unserer Beziehung." Und der Stolz auf die kulturelle Tradition ihrer neuen Partnerstadt, war den Gastgebern deutlich anzumerken. Leipzig sei zwar nicht die größte Stadt Deutschlands, aber die größte Musikstadt Deutschlands, hieß es unter starkem Beifall. Beim öffentlichen Festkonzert am Vorabend der Unterzeichnung der Städtepartnerschaftsurkunde und gleichzeitigem Abschlusskonzert der Veranstaltungsreihe "Concert in the park" beeindruckten der Chor der Jerusalem Academy of Music and Dance, besonders aber das Städtepartnerschaftskonzert von Gewandhausmusiker Frank-Michael Erben (Violine) mit dem Herzliya Chamber Orchestra unter Leitung von Harvey Bordowitz. Gemeinsam eroberten sie mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Violinkonzert e-Moll die Herzen des Publikums.
Zudem traf die Delegation mit dem Sachsen-Sail-Team, zu dem wieder viele Vertreter der Wirtschaft gehörten, zusammen. Bei einem Besuch im Theodor-Heuss-Familienzentrum erfuhren die Leipziger unter anderem von der schwierigen Hilfe für Familien, die an psychischen Störungen aufgrund von kriegerischen Auseinandersetzungen leiden, oder von der Unterstützung der Mütter, die Kinder verloren haben oder Schwerstbehinderte rund um die Uhr betreuen. "Bei uns können Mütter, die ihr ganzes Leben noch nie Urlaub gemacht haben, dies einmal erleben", so Cheli Yechiely, Leiterin des Heuss-Hauses. Es ist Teil der Woman's International Zionist Organization (WIZO).
Jung knüpfte vor Ort Kontakte zum Interdisciplinary Center (IDC) for the Studies of Business, Law and Technology. Anfang 2004 wurde von Botschafter Avi Primor am IDC ein Zentrum für Europäische Studien gegründet und schrittweise in ein trilaterales Zentrum ausgeweitet. Das Ziel ist der Brückenschlag zwischen dem Nahen Osten und der Europäischen Union (33 Prozent des israelischen Exports gehen nach Europa) wie auch der Brückenschlag zwischen den nahöstlichen Nachbarn, der durch gemeinsames Studium erreicht werden soll. Es ist die einzige private Hochschule in Israel, die nicht von der Regierung finanziert wird. "Ich werde auf alle Fälle mit der Handelshochschule Leipzig sprechen, um eine Vernetzung beider Hochschulen in Gang zu bringen", sagte Jung. "Beide Häuser könnten sich sicherlich sehr gut austauschen und von einander profitieren." Im Rahmen eines Festessens im Herzliya Performing Arts Center tauschten sich beide Stadtoberhäupter mit den Fraktionen des Stadtrates Herzliya aus, sprachen unter anderem über verschiedene Formen der Gestaltung der Wohn- und Mietverhältnisse. Letztere Problematik war eines der zentralen Themen der jüngsten Demonstrationen in Israel.
Hinweis: Mit dem Relaunch von leipzig.de 2013 sind Bilder und Verlinkungen dieses Artikels nicht mehr verfügbar.