Die nächste Generation integrierter Operationssysteme feiert am Donnerstag, 10. November 2011 in Leipzig im klinischen Betrieb Weltpremiere. Im International Reference and Development Centre for Surgical Technology (IRDC) wurde der "Operationssaal der Zukunft" eröffnet ein Quantensprung im chirurgischen Alltag und mit dem althergebrachten Operationssaal kaum noch vergleichbar.
Seit 2009 arbeiten Forscher der Universitäten Leipzig und München gemeinsam mit Medizintechnik-Spezialisten aus der Wirtschaft im IRDC am chirurgischen Arbeitsplatz der Zukunft. "Von Leipzig gehen wichtige Impulse für die Entwicklung moderner Operationstechnologien aus. Ein fruchtbares Ergebnis der Zusammenarbeit hoch spezialisierter Fachleute aus Universitäten, Industrie und Architekturbranche", erklärt Professor Andreas Dietz, Direktor der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Leipzig und Leiter der IRDC Academy. "IRDC und Universität Leipzig ermöglichen Chirurgen aus aller Welt, in modernstem Umfeld neue OP-Techniken zu trainieren."
Hightech unterstützt Chirurgen
Auf dem "Befehlsstand" des Chirurgen dem "Surgical Deck" sorgen HD-Monitore für mehr Durchblick. Mit hochpräziser Steuerungstechnik und automatischen Warnsystemen im Hintergrund navigiert der Operateur noch genauer und sicherer durch empfindliches Gewebe, vorbei an Blutgefäßen und Nerven. Perfekt implementierte Informationssysteme zeigen in Echtzeit detaillierte Informationen zum Patienten wie Vitalparameter sowie Bilder aus dem Körperinneren. Auf Abruf stehen elektronische Patientenakten oder dreidimensionale CT- und MRT-Aufnahmen bereit. Zudem ist der OP mit der Außenwelt vernetzt. So lassen sich zum Beispiel externe Experten zuschalten. Damit gehört Leipzig zu den Vorreitern einer Hightech-Revolution im Operationssaal, an der Entwickler international arbeiten. Die ersten Einsatzgebiete des "Surgical Deck" liegen im Bereich der Fachdisziplinen Hals-Nasen-Ohren-Chirurgie, Neurochirurgie sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. "Wir gehen davon aus, dass unsere Entwicklungen und Erkenntnisse in Zukunft weiteren chirurgischen Disziplinen nutzen werden", so Professor Dietz.
Optimierte Sicherheit auf dem "Surgical Deck"
Der moderne Arbeitsplatz des Chirurgen erinnert immer mehr an das Cockpit eines Passagierflugzeugs, mit dem Operateur als Erstem Offizier", betont Professor Gero Strauß, Director des IRDC und Vorstand für Entwicklung am Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS) der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, welches maßgeblich an den medizintechnologischen Innovationen am IRDC beteiligt ist. "Das IRDC entwickelt ein einzigartiges spezialchirurgisches Gesamtkonzept weiter. Architektur und Ergonomie wurden an die Arbeitsabläufe der OP-Teams angepasst und damit komplett neu organisiert", so Strauß, zugleich Oberarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig. Der Operationsbereich wurde dazu völlig umgestaltet. Die Medizingeräte zum Beispiel schweben über dem Patienten. Die aufeinander abgestimmte Technik entlaste das Personal von Routineaufgaben, sagt Strauß. Der Chirurg arbeite besser und zuverlässiger als zuvor, Fehler würden weiter minimiert und der OP effektiver genutzt. Für übersichtliche und klare Verhältnisse sorgt zudem die Trennung in zwei definierte Arbeitsbereiche für Anästhesie- und chirurgische Crew. Zwei Notfallboxen im Cockpit halten auf Knopfdruck alle Notfallwerkzeuge und Medikamente bereit.
Surgeonic" vermeidet Kollisionen
Völlig neu entwickelt wurde "Surgeonic" eine Software, die aus der schier unendlichen Fülle digitaler Daten zum Patienten und zum OP-Verlauf eine intelligente Verknüpfung vorbereitet. Dazu gehört ein automatisches Abstandswarn- und Kollisionsvermeidungssystem. Auf Wunsch unterstützt die Navigations- und Überwachungstechnik des weltweit ersten "Surgical Management and Guidance Systems" den Chirurgen bei komplizierten oder ermüdenden Abschnitten der Operation. Wie ein "Autopilot" assistiert das System besonders in schwierigen Phasen eines Eingriffs und schlägt Alarm, wenn es kritisch wird und vorher festgelegte Grenzen überschritten werden. Diese Informationen erscheinen auf dem Navigation Panel des Cockpits und als Einblendung im Mikroskop, werden als Audio-Signal oder Sprachhinweis präsentiert. Ebenso kann das System OP-Schritte oder Alternativrouten vorschlagen. Spezialprogramme oder digitales Skalpell ermöglichen selbst engste Instrumenten-Zugänge und steile Winkel, filtern störende Bewegungen aus. "Die Navigationskomponenten sind nahtlos eingepasst. Die komplexen technischen Details und zahlreichen neuen Funktionen sind übersichtlich integriert und gut bedienbar", unterstreicht Professor Tim C. Lüth vom Lehrstuhl Mikro- und Medizingerätetechnik der Technischen Universität München und Chefingenieur des "Surgical Deck".
der Zukunft als erfolgreiches Kooperationsprojekt im "Land der Ideen"
Der Operationssaal der Zukunft ist Bestandteil des Mitteldeutschen Medizintechnikclusters NEXT SURGERY und ein wegweisendes Kooperationsprojekt der Universitäten Leipzig und München sowie von Unternehmen wie der Dräger Medical GmbH unter Federführung der KARL STORZ GmbH & Co. KG. Dafür wurde das IRDC als Preisträger 2011 im Wettbewerb "365 Orte im Land der Ideen" ausgezeichnet einer gemeinsamen Initiative von Wirtschaft und Bundesregierung.
Quelle: Iniversität Leipzig)+++
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