An der Grundschule in der Erich-Zeigner-Allee lernen etwa 500 Kinder mit unterschiedlicher Herkunft und sozialem Hintergrund. Umso wichtiger ist es, dass die Kommunikation untereinander funktioniert, wie Cornelia Lukaszewski, Lehrerin an der Erich-Zeigner-Schule, betont. "Bei Grundschulkindern ist sehr viel Neugier für andere Lebensweisen vorhanden. Daraus kann Toleranz erwachsen und schließlich auch soziale Kompetenz."
Nicht erst seit der Teilnahme am Wettbewerb "Schule der Toleranz 2018" durchlaufen die Schülerinnen und Schüler Toleranz-Projekte im Unterricht und außerhalb. Schon vor zwei Jahren startete ein Streitschlichterprogramm: Die vierten Klassen werden zum Beginn des Schuljahres zur "Hofpolizei" ausgebildet, damit sie gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern Konflikte auf dem Schulhof lösen können. "Auf unsere vierten Klassen ist Verlass, das Programm läuft sehr gut", so Cornelia Lukaszewski. Im letzten Jahr fand dann zum ersten Mal der "Tag der Toleranz" statt, der so gut angenommen wurde, dass er nun zum festen Bestandteil des Schuljahres geworden ist.
Andere Lebensweisen und Religionen kennenlernen
Beim "Tag der Toleranz" geht es darum, Vorurteile abzubauen, zum Beispiel auch gegenüber anderen Religionen. Im Unterricht befassen sich die Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen im Vorfeld zunächst mit den fünf Weltreligionen Buddhismus, Hinduismus, Christentum, Judentum und Islam und betrachten verschiedene kulturelle Einflüsse in ihrem Alltag: Woher stammt meine Familie? Was ist im Ausland anders? Wo kommen die Spieler von RB Leipzig her? "Ziel dabei ist es, für das Anderssein zu sensibilisieren. Gerade die Kinder mit Migrationshintergrund haben hier die Möglichkeit, den Mitschülern von ihrer Religion zu berichten", sagt Cornelia Lukaszewski. Am "Tag der Toleranz" folgt dann die Praxis: Es geht in eine Synagoge und eine Moschee in Leipzig, wo die Kinder dem Rabbiner bzw. dem Imam Fragen stellen können.
Die dritten Klassen beschäftigen sich ebenfalls mit dem Thema Toleranz, allerdings mit einem anderen Schwerpunkt. Sie befassen sich zum Beispiel mit den Themen Vererbung, ADHS oder Alter. Auch für sie gibt es einen Praxistag: So besuchen die einen ein Alten- und Pflegeheim, wo sie neue Bekanntschaften mit älteren, hilfebedürftigen Menschen schließen, andere gehen in eine Schule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung oder in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Und das kommt gut an, berichtet Cornelia Lukaszewski: "Manche Kinder waren so begeistert, dass sie im nächsten Jahr am liebsten wieder mitmachen würden. Besonders die Kooperation mit der Förderschule wurde von allen Seiten durchweg positiv angenommen. Deshalb wollen wir dieses Projekt unbedingt weiterführen."
Der Schulwettbewerb als Ansporn
Mit all diesen Aktivitäten und Projekten nahm die Erich-Zeigner-Schule am Wettbewerb "Schule der Toleranz" teil, mit dem die Stadt Leipzig jedes Jahr vorbildliche Schulen auszeichnet. Ziel ist es, das Demokratieverständnis von Kindern und Jugendlichen zu fördern. In diesem Jahr fand der Wettbewerb im Rahmen des "Jahres der Demokratie" statt. Für einige Schülerinnen und Schüler der Erich-Zeigner-Schule hatte die Teilnahme am Wettbewerb einen hohen Stellenwert: So erstellten sie, oft am Nachmittag, eigens eine Präsentation. Ihres und das Engagement des Lehrerkollegiums wurde schließlich belohnt: Am 21. Juni 2018 erhielten sie die Auszeichnung "Schule der Toleranz". Die Erich-Zeigner-Schule wird diesen Weg weitergehen, ist sich Cornelia Lukaszewski sicher: "Wenn wir am Ende untereinander mehr Toleranz an den Tag legen, dann tragen unsere Bemühungen Früchte."