"Dass 'Nathan der Weise' häufig auf der Bühne zu erleben ist, liegt an seiner brennenden Aktualität, zweifellos. Doch warum eine Inszenierung wie die am Theater der Jungen Welt in unserer schnelllebigen Zeit über Jahre eine solche Frische und Prägnanz bewahren kann, erklärt sich daraus keineswegs hinreichend. Begeisterungsfähigkeit, Erfahrung, Fingerspitzengefühl sowie die gesunde Mischung von Respektlosigkeit und Demut gegenüber einer Spielvorlage wie der lessingschen gehören zusammen, um eine im besten Sinne moderne Inszenierung zu realisieren, insbesondere für junge Zuschauer. Jürgen Zielinski ist dies gelungen", so Matthias Hanke, stellvertretender Leiter des Lessing Museum in Kamenz. Ähnlich lange Laufzeiten des Toleranzdramas können nur das Deutsche Theater in Berlin und das Berliner Ensemble vorweisen.
Bereits 1996 hat Jürgen Zielinski den Stoff im Auftrag des Goethe-Instituts in Karachi/Pakistan mit einheimischen Schauspielern inszeniert. Dass die Inszenierung nichts an Frische verloren hat, liegt auch den zahlreichen Umbesetzungen, die über die Jahre notwendig geworden sind: In dieser Spielzeit übernimmt Katja Bramm den Part der Daja und Günter Schoßböck spielt den Klosterbruder. Lediglich die Rollen des Nathan (Reinhart Reimann), des Tempelherrn (Martin Klemm) und des Patriarchen (Detlef Vitzthum) wurden in den vielen Jahren nicht umbesetzt. Auch Chris Lopatta als Saladin war bereits zur Premiere dabei.