Der 3. Altenhilfeplan Leipzig 2012 zeigt die demografischen und mit der Alterung der Bevölkerung verbundenen Entwicklungen in Leipzig auf und behandelt die Themen Pflege, Gesundheit, Behinderung, Wohnen, soziale Sicherung, Bildung, Kultur, Sport, Mobilität, Sicherheit, freiwilliges Engagement, offene Seniorenarbeit und Seniorenbeirat.
Er stellt die Umsetzung der im vorherigen 2. Altenhilfeplan beschlossenen Maßnahmen dar und schlägt 28 zusätzliche Maßnahmen zur Gestaltung der Seniorenpolitik in Leipzig vor. Er enthält zudem zehn seniorenpolitische Leitlinien für das Handeln in Politik und Verwaltung.
Der Altenhilfeplan ist für uns alle von Nutzen, für die Älteren von heute und jene von morgen. Die neu entwickelten seniorenpolitischen Leitlinien beschreiben, wie wir in unserer Stadt Seniorenpolitik zukunftsorientiert gestalten wollen, so Bürgermeister Thomas Fabian. Ein wichtiges Anliegen ist uns, die Selbständigkeit und Selbstbestimmung Älterer zu stärken: ihr Leben in der eigenen Wohnung, ihre gesunde Lebensweise, ihr lebenslanges Lernen, ihre aktive Teilhabe und Mitwirkung am gesellschaftlichen Leben in unserer Stadt. Dafür schlägt der Altenhilfeplan konkrete Maßnahmen vor. So sollen beispielsweise die Pflegeberatung konzeptionell untersetzt und pflegende Angehörige gestärkt werden. Wir setzen uns für alternsgerechtes Wohnen ein. Ein wichtiger Schritt wird auch die Neuorientierung im Bereich der Seniorenbegegnungsstätten sein.
Der Altenhilfeplan wird in den kommenden Wochen im Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule und im Seniorenbeirat beraten und soll im März in der Ratsversammlung beschlossen werden.
Zusätzliche Maßnahmen des Altenhilfeplans++
Insgesamt 28 neue Maßnahmen schlägt der 3. Altenhilfeplan vor. Die wesentlichen Schritte sind:
- Die offenen und niedrigschwelligen Angebote der Seniorenarbeit müssen sich neu orientieren und auf neue Bedarfe der Senioren einstellen, wie auf einen steigenden Anteil älterer Menschen mit Migrationshintergrund oder Pflegebedarf bzw. Behinderung. Auch eine verstärkte sozialräumliche Ausrichtung ist erforderlich in Quartieren mit einem überdurchschnittlichen Anteil älterer Einwohner sind andere infrastrukturelle Entscheidungen erforderlich als in städtischen Gebieten mit einem geringen Anteil älterer Menschen. Ein Konzept zu Leistungstypen in der offenen Altenhilfe ist zu entwickeln (Maßnahme 1), das Grundlage der Förderung der Seniorenarbeit werden soll.
- In diesem Zusammenhang wird geprüft, inwieweit quartiersbezogene und wohnortnahe Anlaufstellen für Senioren eingerichtet werden können. Bereits 2012 soll in Grünau ein Seniorenbüro modellhaft an den Start gehen (Maßnahme 2).
- Jährlich wird eine Seniorenkonferenz (Maßnahme 4) in Leipzig durchgeführt und damit an den Erfolg der 1. Seniorenkonferenz 2011 angeknüpft. Im Herbst 2012 wird die 2. Seniorenkonferenz die Themen Bildung und Kultur in den Mittelpunkt stellen.
- Ein Konzept zur vernetzten Pflegeberatung in Leipzig wird erstellt (Maßnahme 7), welches die vorhandenen Beratungsangebote einbindet.
- Alle zwei Jahre veranstaltet das Gesundheitsamt einen Fachtag zu Themen aus der Gerontopsychiatrie (Maßnahme 9), um der Stigmatisierung altersbedingter seelischer Erkrankungen entgegenzutreten und Angehörige und Fachkräfte weiter zu qualifizieren.
- In der Volkshochschule wird das Forum Seniorengesundheit (Maßnahme 12), das zu seniorenspezifischen Gesundheitsthemen informiert, weitergeführt,.
- Für die Betreuung älterer und zunehmend pflegebedürftiger Menschen mit Behinderungen in Einrichtungen der Behindertenhilfe wird gemeinsam mit dem Kommunalen Sozialverband und anderen Akteuren ein Konzept entwickelt (Maßnahme 15), welches auch vorhandene wohnortnahe Angebote für Senioren und ältere behinderte Menschen einbezieht.
- In diesem Zusammenhang sollen in Kooperation mit dem Kommunalen Sozialverband ambulante tagesstrukturierende Angebote für ältere behinderte Menschen (Maßnahme 17) entwickelt werden.
- 2013 wird eine Analyse zur Entwicklung der Altersarmut in Leipzig (Maßnahme 19) vorgelegt, die auch kommunale Handlungsansätze für eine Gegensteuerung aufzeigen soll.
- Altersgerechte Wohnungen und die wohnortnahe Infrastruktur mit entsprechenden Unterstützungsstrukturen sind entscheidende Kriterien für das selbständige Wohnen bis in das hohe Alter. In diesem Zusammenhang wird das im August 2011 unterzeichnete Positionspapier Altersfreundliches Wohnen unterstützt und der dazu gehörende Aktionsplan umgesetzt (Maßnahme 20).
- Zur Unterstützung eines gelingenden Übergangs in die nachberufliche Phase als Beginn eines aktiv und selbstbestimmt gestalteten Ruhestandes werden Informations- und Beratungsangebote zur Reflexion der Berufszeit, zur Klärung eigener Interessen und zur Unterstützung bei der Festigung von Plänen für die Nacherwerbsphase entwickelt und umgesetzt (Maßnahme 21).
Aus dem Inhalt++
Demografische Entwicklung
Für Leipzig wird bis zum Jahr 2024 die Zahl der über 60-Jährigen von 140.000 auf 160.000 steigen und die Zahl der über 80-Jährigen von 27.000 auf 45.000. 2024 wird jeder dritte Leipziger über 60 Jahre alt sein. Die Zahl pflegebedürftiger und gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen wird steigen. Die Anzahl und der Anteil älterer Menschen mit Behinderungen und älterer Menschen mit Migrationshintergrund wird steigen. Die künftige Seniorengeneration wird sich hinsichtlich Geschlecht und Kinderzahl deutlich von heutigen Senioren unterscheiden: so steigen der Anteil kinderloser Senioren und Anzahl und Anteil hochbetagter Männer an allen Hochbetagten. Insbesondere die steigende Hochaltrigkeit und damit verbunden auch die Pflegebedürftigkeit stellen eine große Herausforderung dar.
Räumliche Unterschiede
Die räumliche Verteilung der über 65-Jährigen in Leipzig ist unterschiedlich. Zum 31.10.2010 betrug der Anteil der über 65-Jährigen an der Ortsteilbevölkerung in Gohlis-Nord, Mockau-Nord, Thekla, Schönefeld-Ost, Sellerhausen-Stünz, Mölkau, Probstheida, Marienbrunn, Lößnig, Großzschocher, Grünau-Ost ein Drittel und mehr.
Eine besonders hohe Konzentration von hochaltrigen Menschen, d.h. 85-Jährigen und Älteren findet sich in den Ortsteilen Neulindenau, Grünau-Ost, Wahren, Thekla, Probstheida, Althen-Kleinpösna und Zentrum. In diesen Ortsteilen gibt es vergleichsweise viele Altenpflegeheime und/ oder Wohnanlagen des Betreuten Wohnens im Alter.
Ortsteile mit einem geringen Durchschnittsalter, wie z. B. Schleußig mit 35 Jahren, stehen Ortsteile mit einem sehr hohem Durchschnittsalter gegenüber, wie z. B. Grünau-Ost mit 54 Jahren (Angaben 2009).
Ausgaben der Altenhilfe
Die Ausgaben der Stadt Leipzig für Ältere sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. 2010 betrugen sie 28,3 Millionen Euro (im Vergleich: 2006 20,6 Mio. Euro). Der Anstieg ist hauptsächlich auf Steigerungen in den Bereichen Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (von 10,4 Millionen Euro auf 15,5 Millionen Euro), Hilfe zur Pflege (von 6,7 Millionen Euro auf 8,3 Millionen Euro), Altenhilfe (von 10.400 Euro auf 114.000 Euro) und Bestattungskosten (von 470.000 Euro auf 1,1 Millionen Euro) zurückzuführen.
Ziele der Altenhilfe
Übergeordnete, langfristige Ziele sind der Erhalt der menschlichen Würde und Selbstbestimmung sowie der Selbständigkeit im Alter, die Integration älterer Menschen in das Gemeinschaftsleben und die Nutzung der Erfahrungen und Potenziale der älteren Menschen.
Inhaltliche Ziele sind die Entwicklung einer nachfrageorientierten, wohnortnahen und bedarfsdeckenden Angebotsstruktur, die Förderung von Solidarität und freiwilligem Engagement sowie die Vernetzung und Koordination der Angebote.
Leitbilder sind das aktive Alter, die Anerkennung der Differenziertheit des Alters, die Selbstbestimmung der Seniorinnen und Senioren sowie deren Schutz vor Diskriminierung und Stigmatisierung. Grundlage für eine seniorengerechte Kommunalpolitik ist somit ein ressourcenorientiertes Altersbild, welches die Potenziale des Alters und deren Nutzen in Gesellschaft und Wirtschaft herausstellt.
Seniorenpolitische Leitlinien
Bestandteil des Altenhilfeplanes sind die in Zusammenarbeit mit dem Seniorenbeirat entwickelten zehn Seniorenpolitischen Leitlinien. Sie bilden den roten Faden für die Umsetzung von Maßnahmen in seniorenpolitischen Handlungsfeldern, sind handlungsleitend für Politik und Verwaltung und bilden den Orientierungsrahmen für Akteure der kommunalen Seniorenpolitik. Sie sollen in den kommenden Jahren im Dialog mit den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege, Interessenvertretungen, den Bürgerinnen und Bürgern u.a. weiterentwickelt werden. Die zehn seniorenpolitischen Leitlinien lauten wie folgt.
Die kommunale Seniorenpolitik in Leipzig
... fördert die Selbstbestimmung und Selbstständigkeit von Seniorinnen und Senioren und berücksichtigt unterschiedliche Lebensweisen und Lebenslagen.
... unterstützt lebenslanges Lernen, Kultur sowie Bewegung und Sport für ein aktives Leben im Alter.
...befördert alternsgerechtes Wohnen, neue Wohnformen sowie Initiativen für alternsgerechte Quartiere und zielt auf die weitere barrierefreie Gestaltung der Stadt.
... zielt auf Gesundheitsförderung und Prävention sowie angemessene Angebote an gesundheitlicher Betreuung im Alter.
... fördert bedarfsgerechte offene Angebote für Seniorinnen und Senioren und unterstützt generationenübergreifende Projekte.
... nimmt Einfluss auf eine bedarfsgerechte Planung der Pflegeinfrastruktur, unterstützt pflegende Angehörige sowie informiert und berät.
... fördert die Sicherheit von Seniorinnen und Senioren.
... wirkt Altersarmut entgegen und zielt auf soziale Teilhabe und Integration von Seniorinnen und Senioren.
... stärkt die politische Beteiligung von Seniorinnen und Senioren und unterstützt freiwilliges Engagement von und für Seniorinnen und Senioren.
... ist eine ressortübergreifende Aufgabe, die sozialräumlich und am integrierten Stadtentwicklungskonzept ausgerichtet ist.
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