Ausbildung braucht Hilfe Ausbildung braucht Dich!
Unter diesem Motto veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft Leipzig (ARGE) gestern Ihre 5. Jugendkonferenz. Über 150 Teilnehmer folgten der Einladung und so referierten und diskutierten im gut gefüllten Veranstaltungssaal des KUBUS Leipzig Vertreter der regionalen Politik, der Wirtschaft und verschiedenste Arbeitsmarktakteure zu bewährten Konzepten und neuen Ideen der beruflichen und sozialen Integration arbeitsloser Jugendlicher in Theorie und Praxis.
Wir sind bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ein großes Stück vorangekommen, resümierte ARGE Chef Dr. Andreas Zehr die Entwicklung der letzten Jahre. Waren im September 2007 noch 3.881 arbeitslose Jugendliche unter 25 Jahren in Betreuung der ARGE Leipzig, so ging deren Zahl überproportional zurück auf aktuell 2.795. Auch die Zahl der Bewerber, die nicht in eine Ausbildung vermittelt werden konnten nahm von 525 im Jahr 2007 auf 33 in diesem Jahr rapide ab, nennt Zehr einige statistische Eckdaten zur Situation in Leipzig.
Trotz dieser positiven Entwicklung sei jedoch auch auffällig, dass für eine nicht unerhebliche Zahl von Jugendlichen der direkte Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung, die sogenannte erste Schwelle, eine Hürde darstellt. Die positive Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt, das erstmals zahlenmäßig ausgeglichene Verhältnis zwischen angebotenen Lehrstellen und Bewerbern, wird diese Problematik nicht lösen. Um im sportlichen Umfeld zu bleiben: Viele Jugendliche benötigen Hilfe bei der Verbesserung ihrer Sprungtechnik zur Überwindung der Hürde, so Zehr weiter. Für diese Hilfe hält die ARGE einen ganzen Koffer voller Werkzeuge bereit. Hervorzuheben sind Einstiegspraktika, ausbildungsbegleitende Hilfen und die finanzielle Förderung der zusätzlichen Ausbildung benachteiligter Jugendlicher. Problematisch ist jedoch die Gruppe von jungen Menschen, die überhaupt nicht mehr daran interessiert zu sein scheint, selbstverantwortlich den eigenen Lebensunterhalt zu organisieren. Hier ist frühzeitige und langfristige Unterstützung gefragt, die neben dem Bereich Arbeit und Ausbildung auch Freizeit und Wohnung einbeziehen sollte. Der Träger der Grundsicherung kann nicht als Reparaturbetrieb der Gesellschaft wirken. Berufliche Integration von Jugendlichen ist dauerhaft nur bei einer stabilen sozialen Situation möglich.
Habt Mut, engagiert Euch, überwindet den inneren Schweinehund fordert Dr. Zehr die jungen Leute zur Eigeninitiative auf. An die Unternehmen gerichtet betont er, dass auch die Schwächeren eine Chance verdienen, keiner ist talentfrei, jeder junge Mensch hat Stärken! Ich bin Optimist von Amts wegen, schließt Dr. Zehr seinen Beitrag mit einem Augenzwinkern und der Gewissheit im Saal viele aktive Unterstützer zu haben.
Prof. Dr. Thomas Fabian, Bürgermeister und Beigeordneter Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule der Stadt Leipzig stellt neue innovative Ansätze im Projekt Joblinge der Stadt Leipzig vor. In Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren werden junge Leute durch ehrenamtliche Mentoren individuell gefördert und passgenau vermittelt. Besondere Aufmerksamkeit benötigen Jugendliche, die die Schule ohne Abschluss verlassen, in Sachsen immerhin knapp 12 Prozent eines Jahrganges. Fabian appelliert an die Anwesenden, alle Hebel für deren Unterstützung in Bewegung zu setzten.
Im Konferenzverlauf stellen Vertreter der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer zu Leipzig ihre Sicht auf die Situation am Ausbildungsmarkt dar. In einer Umfrage gaben 81,7 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie mit der Qualität der Bewerber um einen Ausbildungsplatz unzufrieden sind. Es fehle an Leistungsbereitschaft und Motivation, mündlichem und schriftlichem Ausdrucksvermögen, Belastbarkeit und Disziplin so die Unternehmer. Mit frühzeitiger, praxisorientierter vertiefter Berufsorientierung sollen junge Leute bei der Wahl des richtigen Ausbildungsberufes unterstützt werden. In Partnerschaften mit über 70 Schulen der Kammerbezirke werden diese Projekte derzeit angeboten. Zudem nutzen 27,6 Prozent der Unternehmen der IHK die ausbildungsbegleitenden Hilfen der Arbeitsagentur.
Besonders erlebbar wurden die Herausforderungen in der Bewerberauswahl durch den Beitrag von Stephan Findeisen, Geschäftsführer der Elektromontagen Leipzig GmbH. Natürlich seien Schulnoten auch für ihn wichtig, mindestens ebenso zählen aber Motivation und persönliches Engagement des Jugendlichen. Gerade im Bereich schulischer Defizite gibt es im Unternehmen gute Erfahrungen mit der Unterstützung durch ausbildungsbegleitende Hilfen der Arbeitsagentur. Ein sehr individuell zugeschnittenes Nachhilfeangebot unterstützt bei Lücken in Mathe oder Deutsch genauso, wie bei fachtheoretischen oder fachpraktischen Problemen. Diese Nachhilfe wird in Leipzig im Auf-trag der Arbeitsagentur von der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) organisiert. Seit 2009 erhielten so 234 junge Leute individuelle Förderung, 85 Prozent von ihnen legten erfolgreich die Facharbeiterprüfungen ab.
Erstmals gab es zusätzlich zum Konferenzgeschehen eine Informationsbörse für 300 Arbeit oder Ausbildung suchende Jugendliche. An über 20 Informationsständen fanden die jungen Leute aktuelle Angebote, vom konkreten Ausbildungsplatz am Stand der ARGE, über Informationen zu Auslandspraktika oder dem Nachholen des Schulabschlusses bis zu Check der Bewerbungsmappen und Outfitberatung fürs Vorstellungsgespräch. Auch fünf junge Musiker um den Leipziger Sänger und Lyriker Neo Kaliske gaben eine Kostprobe ihres künstlerischen Repertoires. Die Gruppe arbeitet momentan nicht nur an ihrer ersten EP (Extended Play, einer Sonderform der Single), sondern auch am Weg in die Selbständigkeit. Gerade erhielten die Musiker das nötige betriebswirtschaftliche Rüstzeug in einem Existenzgründerseminar der ARGE Leipzig.
Hintergrund:
Statistische Informationen
Zum Berichtsmonat Oktober 2010 waren in der Stadt Leipzig 3.555 junge Menschen bis zu einem Alter von 25 Jahren ohne Arbeit. Davon wurden 2.795 von der Arbeitsgemeinschaft Leipzig und 760 von der Arbeitsagentur Leipzig betreut. Die Zahl der arbeitslosen unter 20-jährigen Jugendlichen lag im Oktober 2010 bei insgesamt 475, deren Betreuung sich auf 403 seitens der ARGE und 72 seitens der Agentur verteilt.
Ausbildungsbegleitende Hilfen
Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) haben das Ziel, den Ausbildungserfolg bzw. den Erfolg der Einstiegsqualifizierung zu sichern. Sie können bei Bedarf zu Beginn und jederzeit während der Ausbildung oder Einstiegsqualifizierung gewährt werden. Ein spezieller Unterricht und gegebenenfalls begleitende sozialpädagogische Betreuung tragen zum Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten bei und/oder fördern das Erlernen fachtheoretischer Kenntnisse und fachpraktischer Fertigkeiten. Dabei entstehen Ihnen keinerlei Kosten. Der Zeitaufwand für abH beträgt 38 Stunden pro Woche.
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