Am 8. Januar 2010 hat die Gesellschafterversammlung der KWL - Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH, bestehend aus der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (LVV) und dem Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Leipzig Land (ZV WALL), die Abberufung von Herrn Klaus Heininger und Herrn Dr. Andreas Schirmer als Geschäftsführer der KWL beschlossen.
Beiden Geschäftsführern wird gleichzeitig die Entlastung verweigert. In einer vorhergehenden Sitzung hatte der Aufsichtsrat der KWL die fristlose Kündigung der beiden Herren wegen der gegen sie gerichteten Vorwürfe der Untreue und wegen des Verstoßes gegen die Unternehmenssatzung beschlossen.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung hat die fristlose Kündigung durch den Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung ausdrücklich erwartet. Diese Entscheidung sei die konsequente Folgerung aus der durch ihn veranlassten Prüfung der KWL-Geschäfte. "Die Entscheidung des Aufsichtsrats zur fristlosen Kündigung der Geschäftsführung der KWL war zwingend notwendig und zwingend erforderlich.", betonte der Oberbürgermeister. Die Herren Heininger und Schirmer seien ohne Zustimmung der Gremien hoch spekulative und hoch risikoreiche Finanzgeschäfte eingegangen und hätten "Versicherer gespielt". Dabei seien diese Finanztransaktionen offenbar am gesamten Rechnungswesen der KWL vorbei durchgeführt worden. Die Geschäftsführung hätte zu diesem Zweck unter anderem ein Konto für Millionen-transfers außerhalb der Bücher in London eingerichtet und betrieben.
Oberbürgermeister Burkhard Jung beschrieb die Vorgänge mit einem bildhaften Vergleich: "Stellen sie sich folgendes vor: Um die Kreditversicherung für ihr Eigenheim zu bezahlen, übernehmen sie die Kreditversicherung für einen Wolkenkratzer, der im Erdbebengebiet steht." Die Geschäftsführer hätten CDS-Versicherungen abge-schlossen, um Risiken zu minimieren und hätten diese mit CDO-Versicherungen mit wesentlich höherem Risiko finanziert.
Für die Risikolage des Unternehmens würde dieses Handeln ein Ausfallrisiko im dreistelligen Millionenbereich bedeuten. OBM Jung rechnet mit Millionenforderungen aus diesen Geschäften im nächsten Quartal.
Erst durch die Untersuchungen der Leipziger Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft (LVV) - gemeinsam mit dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG - seien diese Zwischenergebnisse ans Licht gekommen. Die von der Stadt Leipzig seit dem Jahr 2006 entwickelte und etablierte neue Struktur der LVV habe sich hier eindeutig bewährt. Erst durch den klaren systematischen Umbau zur Management-Holding mit einer klaren Finanzrevision sei es möglich geworden, hier Kontrolle auszuüben.
Oberbürgermeister Jung wörtlich: "Es gehört nicht zum Auftrag eines öffentlichen Wasserunternehmens, am internationalen Finanzmarkt als Versicherer zu agieren. Am Ende zahlen die Leipzigerinnen und Leipziger für die leichtfertigen Finanzjonglierereien dieser Herren. Ohne den Ermittlungen vorgreifen zu wollen möchte ich deutlich werden: Auf den ersten Blick wirkt das auf mich kriminell. Hier waren Finanzhyä-nen am Werk."
Weitere Informationen
- OB Burkhard Jung zu Vorgängen bei der KWL auf der Stadtratssitzung am 20. Januar 2010 Internetpräsenz der KWL
Hinweis: Mit dem Relaunch von leipzig.de 2013 sind Bilder und Verlinkungen dieses Artikels nicht mehr verfügbar.