Die regionale Wirtschaft befindet sich auch im Frühjahr 2012 in einer ausgesprochen guten Verfassung. Zwar gibt die Geschäftslage der Unternehmen erstmals seit dem 2009 einsetzenden Höhenflug leicht nach, im Gegenzug haben sich aber die Geschäftserwartungen aufgehellt und erreichen wieder das Allzeithoch des Vorjahres. Im Ergebnis ist von einer Fortsetzung des moderaten Wirtschaftswachstums auszugehen. Dieses Fazit zieht die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig vom Frühjahr 2012. Daran beteiligten sich 729 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen mit mehr als 36.000 Beschäftigten aus dem IHK-Bezirk Leipzig (Stadt Leipzig, Landkreis Leipzig, Landkreis Nordsachsen).
Das Ergebnis unterstreicht die gute Verfassung der regionalen Wirtschaft und spiegelt das Vertrauen der Unternehmen in ihre eigene Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit wider. Der Optimismus zeigt, dass auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld Wachstum möglich ist, kommentiert Wolfgang Topf, Präsident der IHK zu Leipzig. Die Marktnachfrage ist gegenwärtig anscheinend so stark, dass sie die wachsenden Unwägbarkeiten wie Energie- und Kraftstoffpreise oder Schuldenkrise noch überkompensiert. Der Blick auf die Konjunkturrisiken mahnt trotz allem zu großer Wachsamkeit.
Vor allem die weiter ungelösten Probleme in der Euro-Zone rufen ein nach wie vor hohes Unsicherheitspotenzial hervor. Für die Unternehmen stellen die hohen Energie- und Kraftstoffpreise jedoch das mit Abstand größte Geschäftsrisiko dar.
Den Fachkräftemangel schätzen bereits gut 29 Prozent der Befragten als Risiko für die geschäftliche Entwicklung ein 6 Prozentpunkte mehr als im Frühjahr 2011.
Der ausführliche Ergebnisbericht steht unter www.leipzig.ihk.de als kostenloser Download zur Verfügung.
Aktuelle Lage und Erwartungen für die kommenden 12 Monate
Die gewerbliche Wirtschaft im Kammerbezirk ist erfolgreich? ins neue Jahr 2012 gestartet. Zwar schätzen die Unternehmen ihre Geschäftslage nicht mehr ganz so gut ein, wie zum Jahreswechsel. Das Ergebnis ist jedoch etwas besser als vor einem Jahr. Über 40 Prozent der Firmen beurteilen ihre Lage weiterhin mit gut. Nur etwa jedem zehnten Unternehmen geht es schlecht. Die aktuelle Entwicklung überrascht nicht, zumal im ersten Quartal des Jahres oftmals die Stimmung in den witterungsabhängigen Wirtschaftsbereichen etwas nachlässt. Gegenüber dem Vorjahresstand geben jedoch die meisten der befragten Wirtschaftsbereiche eine ähnlich gute bis leicht bessere Lageeinschätzung ab. Einzig im Verkehrsgewerbe hat sich Situation aufgrund der hohen Kraftstoffpreise eingetrübt.
Im Gegensatz zur schwächeren Geschäftslage haben die Unternehmen ihre Geschäftsprognosen gegenüber dem Jahresbeginn angehoben, so dass der Saldo aus positiven und negativen Geschäftserwartungen mit +17 Punkten wieder seinen bisherigen Höchststand vom Frühjahr 2011 erreicht. Erfreulich ist dabei vor allem die branchenübergreifende Zuversicht der Unternehmen. Nicht nur die exportorientierten sondern auch die investitions- und konsumabhängigen Wirtschaftsbranchen sind mehrheitlich optimistisch und dürften in den kommenden Monaten ihren Wachstumsbeitrag leisten.
Viele Indikatoren deuten für 2012 auf ein weiteres Wachstum der regionalen Wirtschaft hin. Dabei ist von einer gegenüber 2011 geringeren Dynamik auszugehen. Insbesondere die problematische Situation in der Eurozone beeinträchtigt den im Übrigen robusten deutschen Außenhandel. In den USA erweist sich der wirtschaftliche Aufschwung noch recht beschwerlich. Von den Schwellenländern kommen indes stabile Wachstumsimpulse.
Die Ergebnisse der einzelnen Wirtschaftsbereiche
- Industrie auf stabilem Wachstumspfad
- Auch wenn die aktuelle Lageeinschätzung der Industrie leicht nachgegeben hat, ist die Auftragslage unverändert stabil. Auch weiterhin beurteilt über die Hälfte der Unternehmen ihre geschäftliche Situation mit gut und nur 9 Prozent mit schlecht. Der Saldo erreicht mit +42 Punkten den besten Wert aller Wirtschaftsbereiche. Auch im Vorjahresvergleich (+35 Punkte) ist das Ergebnis besser. Äußerst optimistisch sind auch wieder die Geschäftserwartungen der Industrieunternehmen. Nachdem die Aussichten zuletzt infolge starker Verunsicherung eher zurückhaltend ausfielen, ist nunmehr eine deutliche Aufwärtsbewegung zu erkennen. Dies ist umso erstaunlicher, als die Probleme im wichtigen Exportmarkt Eurozone nicht grundlegend gelöst wurden. Dennoch steigt der Saldo der Geschäftsprognosen von +11 auf +31 Punkte und erreicht damit fast wieder die bisherige Bestmarke (+35 Punkte) vom vergangenen Frühjahr.
- Baugewerbe Frühjahrsbelebung bringt neuen Schwung
- Im Baugewerbe ist die Stimmungslage sehr gut. Die Geschäftslage wird zwar aktuell etwas schwächer eingeschätzt als zum Jahresbeginn, aber sie liegt bereits über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. So beurteilt über die Hälfte der befragten Bauunternehmen ihre Lage mit gut und nur 12 Prozent mit schlecht. Der Saldo aus guten und schlechten Lageeinschätzungen liegt mit +41 Punkten damit höher als vor einem Jahr (+37 Punkte). Nachdem die Geschäftsaussichten zum Jahresanfang aufgrund der witterungsbedingten Unsicherheiten eher gedämpft ausfielen, haben sich diese mit Beginn der Frühjahrsbelebung wieder deutlich aufgehellt. Dies deutet auf ein kräftiges Anziehen der Auftragseingänge hin. Der Saldo der Geschäftserwartungen erholt sich gegenüber der vergangenen Umfrage deutlich und steigt von -11 auf +17 Punkte. Damit erreicht das Ergebnis sogar einen neuen Bestwert.
- Dienstleistungsgewerbe Stimmung unverändert optimistisch
- Erstmals seit 2009 wurde der Aufwärtstrend in den Lagebeurteilungen im Dienstleistungsgewerbe unterbrochen. Der leichte Rückgang ändert jedoch nichts an der ausnehmend positiven? Situation der gesamten Branche. Entsprechend beurteilen aktuell 45 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut und 8 Prozent mit schlecht. Der Saldo von +37 Punkten liegt damit nur knapp unter dem Vorjahresergebnis von +39 Punkten. An den ausgesprochen optimistischen Geschäftserwartungen der vergangenen 2 Jahre wird sich auch 2012 nichts ändern. Die Unternehmen im Dienstleistungsgewerbe blicken voller Zuversicht in die Zukunft. Während 63 Prozent mit einer gleichbleibend guten Geschäftslage rechnen, erwarten 29 Prozent eine weitere Verbesserung ihrer Situation. Da nur 8 Prozent skeptisch gestimmt sind, liegt der Saldo der Geschäftserwartungen bei sehr guten +21 Punkten.
- Einzelhandel Optimisten gewinnen wieder die Oberhand
- Die Situation im Einzelhandel hat sich in den vergangenen Monaten nur wenig verändert. Im langjährigen Vergleich ist die aktuelle Lage, trotz einer seit Herbst 2011 erkennbaren leichten Abkühlung, weiterhin recht gut. So schätzen im Frühjahr 2012 immerhin 37 Prozent der Einzelhändler ihre Geschäftslage in entsprechender Weise? ein. Dieser Anteil ist damit mehr als doppelt so hoch als jener mit schlechter Lagebeurteilung (17 Prozent). Nachdem die Geschäftsaussichten zum Jahresbeginn von eher gleich bleibenden Geschäften ausgingen, verliert die Skepsis im Einzelhandel nunmehr deutlich an Boden. Insgesamt rechnen zwar nur 22 Prozent der Befragten mit besseren Geschäften, aber der Anteil der Pessimisten sinkt kräftig von 24 auf 15 Prozent. Der Saldo von +7 Punkten liegt damit sogar um einen Punkt über der bisherigen Bestmarke vom Herbst 2011.
- Großhandel Aufwärtstrend unterbrochen
- Erstmals seit 2009 hat sich die Lageeinschätzung im Großhandel gegenüber der vorherigen Umfrage verschlechtert. Somit wurde der lang anhaltende Aufwärtstrend unterbrochen. Die geschäftliche Situation der Unternehmen hat jedoch kaum gelitten.. Das wirtschaftliche Umfeld ist weiterhin zufriedenstellend. Der Anteil der Großhändler mit einer guten Geschäftslage ist mit 39 Prozent immer noch deutlich höher als der Anteil der unzufriedenen Firmen mit 15 Prozent. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen liegen in etwa auf Vorjahresniveau. So rechnen für die kommenden 12 Monate 27 Prozent der Großhändler mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, während der Anteil der Skeptiker bei 12 Prozent liegt. Somit erreicht der Saldo mit +15 Punkten das Ergebnis vom Herbst 2011.
- Verkehrsgewerbe trotz hoher Kraftstoffpreise zuversichtlicher Geschäftsausblick
- Das leidliche Thema der Kraftstoffpreise bremst aktuell die Stimmung im Verkehrsgewerbe etwas aus. Nachdem sich die Dieselpreise in diesem Frühjahr bundesweit auf Rekordniveau bewegten, konnte der Lage-Bestwert vom Jahresbeginn nicht gehalten werden. Der Saldo der Geschäftslage verringerte sich deutlich von +39 auf +24 Punkte. Nach einer Flaute während der Wintermonate beginnen sich jedoch die Auftragseingänge wieder zu erholen, was aktuell auch wieder zu besseren Geschäftsprognosen führt. Der Saldo aus positiven und negativen Geschäftserwartungen steigt gegenüber der vorherigen Umfrage von +1 auf +11 Punkte. Damit liegt das Ergebnis auf Vorjahresniveau. Trotz der aufgezeigten Ertragsrisiken (Kraftstoffpreise) sehen die Unternehmen weiteres Wachstumspotenzial.
- Gastgewerbe/Tourismus Wettbewerbsdruck beeinträchtigt Prognosen
- Erwartungsgemäß hat sich im ersten Quartal 2012 die Geschäftslage im Gastgewerbe/Tourismus gegenüber dem Jahresbeginn leicht verschlechtert. Saisonal bedingt gehen die Umsätze in den Wintermonaten in vielen Einrichtungen zurück. Im langjährigen Vergleich ist die Lage aber dennoch zufriedenstellend. Immerhin schätzt fast ein Drittel der befragten Unternehmen seine Geschäftslage mit gut ein. Dies sind 9 Prozentpunkte mehr als im Frühjahr 2011. Die Geschäftserwartungen der Gastronomie- und? Tourismusunternehmen der Region haben sich im Gegensatz zu den meisten anderen Wirtschaftsbereichen nicht verbessert. Der Saldo liegt mit +3 Punkten weiterhin nur knapp im positiven Bereich. Vor allem die Prognosen der Beherbergungsunternehmen fallen zurückhaltender aus als zuletzt. Ein Grund ist die zunehmende Konkurrenz durch neueröffnete, im Bau befindliche und geplante Beherbergungseinrichtungen insbesondere in der Stadt Leipzig.
Quelle: Industrie- und Handelskammer zu Leipzig)+++
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