In den Leipziger Suchtberatungs- und Behandlungsstellen wurden im Jahr 2015 insgesamt 4.260 Klientinnen und Klienten betreut (2014: 4.179). Davon waren 88 Prozent selbst von einer Suchterkrankung betroffen, bei zwölf Prozent wurden Angehörige beraten.
Hauptproblem bleiben substanzbezogene Störungen (Alkohol, Medikamente und illegale Drogen). Die Mehrzahl der Betroffenen konsumiert mehrere Substanzen (Alkohol und/oder illegale Drogen) und in vielen Fällen muss man von einer Mehrfachabhängigkeit sprechen. Es werden aber auch Menschen mit verhaltensbedingten Süchten, hier hauptsächlich Glücksspielsüchtige, betreut. Diese Fälle stiegen von 107 im Jahr 2014 auf 125 Fälle im Jahr 2015.
Alkoholsucht weiterhin am verbreitesten
Alkohol ist nach wie vor die am häufigsten konsumierte Substanz. 1.912 Betroffene fanden den Weg in eine der Beratungsstellen. "Der Konsum von Alkohol und die damit einhergehenden Risiken werden in unserer Gesellschaft viel zu oft verharmlost. Alkoholprävention muss in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen, in Schulen und bei Freizeitangeboten, ansetzen. Der alkoholfreie Wettbewerb 'Shake Star' im Schreberbad ist dafür ein gelungenes Beispiel", sagt Bürgermeister Thomas Fabian.
Anstieg bei Crystal
Bei den illegalen Drogen gibt es eine weitere Zunahme beim Konsum von Methamphetamin (Crystal). Die Zahl der Crystalabhängigen lag im Jahr 2015 erstmals über der Zahl der Heroinabhängigen. 2014 waren es 613 Heroinabhängige, 2015 ging die Zahl leicht auf 606 zurück. Die Zahl der Crystalabhängigen stieg von 585 im Jahr 2014 auf 658 im Jahr 2015. Auf Grundlage des Zehn-Punkte-Plans zur Prävention und Bekämpfung des Crystalkonsums der Landesregierung wurden zusätzliche Angebote geschaffen. So wurde der Bereich Streetwork für diese Zielgruppe erweitert und es gibt ein spezielles Erstberatungsangebot für Jugendliche im Jobcenter. Diese sind niederschwellig und setzen in den Lebenswelten der Betroffenen an.
Suchtberatung und Suchtprävention
Während erwachsene Drogenkonsumierende die Suchtberatungs- und Behandlungsstellen nutzen, wenden sich betroffene Kinder und Jugendliche und deren Familien vorrangig an die Berater des Projektes Drahtseil bei der Diakonie Leipzig. Dort wurden 2015 rund 300 junge Menschen unter 25 Jahren betreut. "Das Beratungsangebot für Jugendliche konnte Anfang des Jahres personell erweitert werden. Damit können wir nicht nur die Zielgruppe besser erreichen, sondern Themen, die in der Beratung eine Rolle spielen, können in den Präventionsprojekten gleich aufgegriffen werden", informiert Sylke Lein, Suchtbeauftragte der Stadt Leipzig. Die Mehrzahl der Jugendlichen, die im Projekt Drahtseil Hilfe suchen, konsumieren Crystal. Daneben wird auch eine Zunahme von Cannabis beobachtet.
Das Suchthilfesystem wird durch eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte für Suchtprävention ergänzt, die Kinder und Jugendliche im Blick haben. Das Spektrum reicht von Informations- und Aufklärungsangeboten über Projektarbeit an Schulen, aber auch Weiterbildungsangebote für Multiplikatoren. Sie haben das Ziel, durch Aufklärung über die Gefahren des Konsums von Suchtstoffen bzw. süchtigen Verhaltens Abhängigkeitserkrankungen zu verhindern und gesundheitliche Schäden zu verringern.
Weitere Informationen
Die Leipziger Sucht- und Drogenpolitik wird in interdisziplinärer Zusammenarbeit umgesetzt. Daher wurden, wie in den Vorjahren, die Berichte der verschiedenen Partner als auch das Rauschgiftlagebild der Polizeidirektion Leipzig integriert.
Der Suchtbericht ist unter www.leipzig.de/suchthilfe als Download zu finden.