Der aktuelle Suchtbericht (Stand Mai 2009) ist jetzt im Gesundheitsamt erschienen. Er ist die Fortschreibung der seit 1991 jährlich erscheinenden Analysereihe. Der Bericht analysiert die aktuelle Versorgungssituation, beschreibt Defizite und gibt Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Hilfesystems.
Der vorliegende Suchtbericht zeigt, dass sich die Vernetzung der verschiedenen Vereine, Verbände und Institutionen im Bereich Suchtprävention und Suchtkrankenhilfe als Basis unserer Arbeit weiter bewährt", betont Bürgermeister Thomas Fabian. "Nur im gemeinsamen Agieren aller Verantwortlichen können wir den gesundheitlichen Folgen im Zusammenhang mit Substanzmissbrauch und Abhängigkeit vorbeugen. Mit neuen Projekten wollen wir das Suchthilfesystem der Stadt Leipzig zielgruppenspezifisch nachhaltig stärken."
Ambulante Suchtkrankenhilfe
Im Berichterstattungszeitraum 2008 wurden in den sieben Suchtberatungsstellen der Stadt Leipzig 3.715 Klienten und Klientinnen sowie 537 Angehörige und andere Ratsuchende betreut (insgesamt 4.252 Personen).
Wie in den vergangenen Jahren ist der Großteil der Betroffenen wegen einer Alkoholabhängigkeit in Betreuung (2.411). Im Jahr 2008 wurden 1.202 drogenabhängige Menschen betreut. Darüber hinaus gab es über 1.200 anonyme Kontakte in niedrigschwelligen Kontaktbereichen der Beratungsstellen, was einen Anstieg um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Im Spritzentauschangebot der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle "Alternative" wurden über 38.000 Spritzen und rund 40.000 Kanülen getauscht. In den Tagestreffs verschiedener Beratungsstellen gab es mehr als 63.500 Besucher.
Die Suchtberatungsstellen wurden kaum von Kindern und Jugendlichen aufgesucht. Das Problembewusstsein ist nach wie vor sehr gering. Dies hat sich gegenüber den Vorjahren nicht geändert. Auch bei den bis zu 25-Jährigen war ein leichter Rückgang zu verzeichnen. In höheren Altersgruppen ist die Zahl der Betroffenen leicht gestiegen: Es wurden mehr 30- bis 40-Jährige und mehr über 60-Jährige als im Vorjahr betreut.
In drei Suchtberatungsstellen nahmen 678 substituierte Patienten aus verschiedenen Arztpraxen psychosoziale Begleitung in Anspruch.
Stationäre Suchtkrankenhilfe
Vier Kliniken in Leipzig (Park-Krankenhaus Leipzig-Südost GmbH mit der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie und der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Station Teen Spirit Island;Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie;Soteria Klinik Leipzig-Südost GmbH) haben Daten zum Suchtbericht zugearbeitet.
Die in den Kliniken behandelten Abhängigkeitskranken waren alkoholabhängig, opiatabhängig oder polytoxikoman (abhängig von mehreren Substanzen). Multipler Substanzmissbrauch (Konsum von zwei oder mehr psychotropen Substanzen) wurde im Jahr 2008 sehr häufig festgestellt.
Bei Drogenabhängigen hat sich die Altersgruppe in die der 27- bis unter 39-Jährigen verlagert. Sehr viele polytoxikomane Patienten und Patientinnen weisen massive Alkoholprobleme auf.
Nach Beobachtung der Kliniken haben viele Patienten einen sehr schlimmen Allgemein- und Ernährungszustand. Immer häufiger mussten Patienten und Patientinnen in stationäre Pflegeeinrichtungen verlegt werden.
Suchtprävention und Jugendhilfe
Die Angebote der Suchtprävention und der Jugendhilfe konnten in der bestehenden Form erhalten werden. Im Jahr 2008 bildete der Bereich Jugendmedienschutz/Suchtprävention im Bereich der (neuen) Medien den inhaltlichen Arbeitsschwerpunkt des Kinder- und Jugendschutzes. Hierzu wurden verschiedene Workshops und Vorträge für Lehrkräfte, Eltern, Schüler und Multiplikatoren angeboten und durchgeführt. Dieser Bereich wird perspektivisch mehr in den Focus rücken.
Neue Projekte
Im Bericht werden vier neue Projekte beschrieben, die initiiert und beantragt oder bereits umgesetzt wurden. Dadurch kann das Hilfesystem zielgruppenspezifisch ausgebaut werden. Neu ist zum Beispiel die aufsuchende Straßensozialarbeit für drogenabhängige Erwachsene im Bereich der Eisenbahn?straße, gefördert und unterstützt durch die Landesdirektion Leipzig.
Das Bundesministerium für Gesundheit hat ein Modellvorhaben ausgeschrieben, dass zum Ziel hat, den Zugang für Migranten in das Suchthilfesystem zu verbessern. Die Stadt Leipzig hat sich an der Ausschreibung beteiligt und wurde neben fünf anderen Modellstandorten zur Förderung ausgewählt. Darüber wird es in den nächsten drei Jahren möglich sein, eine migrantensensible Suchthilfe und/oder Suchttherapie zu entwickeln, umzusetzen und zu evaluieren. Durch einen übergeordneten Austausch und die Zusammenführung der Projektergebnisse sollen erfolgreiche Methoden zusammengetragen und für eine breite Implementierung aufgearbeitet werden.
Repression und Angebotsreduzierung
Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Leipzig wurden im letzten Jahr 1.006 Rauschgiftdelikte (Jahr 2007: 1.253) erfasst. Dies entspricht einem Rückgang um rund 20 Prozent.
Bei den allgemeinen Verstößen im Zusammenhang mit Cannabis konnte ebenfalls eine Abnahme verzeichnet werden.
Im Jahr 2008 starben acht Menschen in Folge einer akuten Rauschgiftintoxikation. Davon waren sechs mit ständigem Wohnsitz in Leipzig gemeldet.
Weitere Informationen
Suchtprävention im Gesundheitsamt
- Suchthilfe
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