Unter dem Motto Wie stadtgerecht ist verkehrsgerecht steht das ganztägige Programm BAUKULTUR_VOR_ORT, das die Bundesstiftung Baukultur in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und unterstützt durch die LVB am kommenden Montag (27. Juni) veranstaltet. Es geht dabei um Impulse für die öffentliche Diskussion über Verkehrskultur und ihre bauliche Übersetzung in qualitative Straßenräume und Verkehrsbauten. Dazu gibt es von 14 bis 18 Uhr die baukulTOUR, eine geführte Bustour zu ausgewählten Projekten. Von 19 bis 21 Uhr stehen dann Vorträge mit Diskussionen im Anker (Renftstraße 1) auf dem Programm. Zu den Referenten gehört auch Leipzigs Baubürgermeister Martin zur Nedden. Augenfällig wird den ganzen Tag über an verschiedenen Orten die Wanderbaustelle eine performative Installation auf die Thematik hinweisen.
Die städtischen Verkehrsräume in Deutschland sind in der Regel noch immer von der Vorstellung geprägt, die individuellen Verkehrsansprüche räumlich und funktional zu trennen. Bei der Gestaltung von Straßenräumen und Plätzen erhalten häufig Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Sicherheitsdenken den Vorrang vor .der Schaffung von Aufenthaltsqualitäten. Die Ausrichter von BAUKULTUR_VOR_ORT rufen dazu auf, die Gestaltung innerörtlicher Straßenräume und identitätsprägender Plätze als eine ganzheitliche städtebauliche Aufgabe zu verstehen, die ein integriertes Vorgehen erfordert. Nur in seltenen Fällen wird durch den Bau von Verkehrsinfrastrukturen heute der Versuch unternommen, Stadt zu schaffen. Derartige Qualitäten müssen jedoch den baukulturellen Standard markieren, damit unsere Städte das Bewusstsein unserer Gesellschaft in seiner Vielfalt und Komplexität angemessen widerspiegeln, fordert Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur.
Dass dabei nicht nur der Autoverkehr einer baukulturellen Entwicklung oft im Weg steht, sondern beispielsweise auch Straßenbahntrassen, veranschaulichen nach Auffassung der Ausrichter allzu oft Planungen, die Standardisierungen und Förderrichtlinien gehorchen müssen, die sich allzu oft negativ auf die gestalterischen Qualitäten und damit auf die städtebauliche Integration auswirken. "Das Thema einer stadtgerechten Abwicklung des Verkehrs für Fußgänger, Radfahrer, Nutzer des öffentlichen Verkehrs sowie Autofahrer gleichermaßen hat in der Stadt Leipzig eine hohe Priorität, was u. a. auch im bereits vor einigen Jahren aufgestellten Stadtentwicklungskonzept 'Verkehr und öffentlicher Raum' zum Ausdruck kommt", betont Martin zur Nedden, Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig. "Dies gilt insbesondere für die Leipziger Magistralen wie die Georg-Schumann-Straße, für die in Übereinstimmung mit den von Bund und Land gestellten Anforderungen für die Ausreichung von Fördermitteln Konzepte zu entwickeln sind, die sowohl den Ansprüchen aller Verkehrsteilnehmer als auch gestalterischen Ansprüchen gerecht werden."
Das Programm im Einzelnen
Ganztägig wird die Wanderbaustelle, eine performative Installation, die Vorfahrt des Verkehrsraumes in Leipzigs Straßen an ausgewählten Punkten in Frage stellen. Rot-weiß gekleidet, helfen die Akteure Alten über die Straße, besetzen Verkehrsinseln und klauen der Straße Raum für temporäre Öffentlichkeiten (Konzept und Durchführung: KARO
- Architekten). Stationen sind:
- 9 10 Uhr Käthe-Kollwitz-Straße / Gottschedstraße
- 10 12 Uhr und Jahnallee / Elsterstraße, als wichtige Fuß- und Radwegebeziehungen
- 12 14 Uhr der Kreisverkehr Clara-Zetkin-Park / Karl-Tauchnitz-Straße als wichtiges Bindeglied zwischen Park und Musikerviertel
- 14 16 Uhr die Einmündung Könneritzstraße / Holbeinstraße mit der Verkehrsinsel, und
- 16 18 Uhr abschließend die Georg-Schumann-Straße / Abschnitt Bothestr., Mottlerstraße als wichtige Leipziger Magistrale.
- 18 20 Uhr Anker, Renftstraße
Die baukulTOUR führt mit dem Bus zu ausgewählten Projekten in Leipzig und lädt zum Gespräch mit Projektbeteiligten und Experten ein (in Zusammenarbeit mit Bertram Weisshaar, Atelier Latent; Start 14 Uhr Leipzig Hauptbahnhof Westausgang, Ziel 18 Uhr im Anker. Ziele sind:
- das Areal zwischen Hauptbahnhof und Zoo mit funktionsgetrennten Verkehrsflächen entlang der Gerberstraße, den Planungen des Tangentenvierecks Nord,
- das Mendelsohnufer als gutes Beispiel einer Platzgestaltung, die durch die Öffnung der Mühlgräben ein hochwertiges gestalterisches Umfeld bietet,
- das Musikviertel als Viertel mit verschiedenen Ansprüchen des fließenden und ruhenden Verkehrs,
- die Georg-Schumann-Straße als wichtige Straßenbahntrasse und wesentliche Magistrale.
Die abendliche Diskussion von 19 bis 21 Uhr im Anker bringt unterschiedliche Positionen in einem öffentlichen Gespräch zusammen. Auf dem Podium sitzen Felix Huber (Bergische Universität, Wuppertal), Alfred Peter (Atelier Alfred Peter, Strasbourg), Hartmut H. Topp (R+T Topp, Huber-Erler, Hagedorn Darmstadt) und Leipzigs Baubürgermeister Martin zur Nedden. Moderator ist der Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung Baukultur, Michael Braum. Dabei geht es vor allem um das mögliche Aussehen von Stadträumen, die unterschiedliche Verkehrsfunktionen und Nutzerbedürfnisse sowohl funktional als auch gestalterisch gut integrieren, um die Handlungsmöglichkeiten von Städten und anderen Akteuren bei der Gestaltung von Verkehrsräumen als öffentliche Räume sowie um die Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine integrierte Entwicklung von Straßen als lebenswerte Orte in den Städten.
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