Heute verlieh die Stadt im Rahmen des 1. Mitteldeutschen Bauforums ihren alle zwei Jahre ausgelobten Architekturpreis zur Förderung der Baukultur. Oberbürgermeister Burkhard Jung, Baubürgermeister Martin zur Nedden und der Leiter des Stadtplanungsamtes, Wolfgang Kunz, und der Jury-Vorsitzende Peter Conradi konnten drei Hauptpreise und vier lobende Erwähnungen überreichen.
Mit dem Architekturpreis der Stadt Leipzig 2011 wurden der Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek am Deutschen Platz, der Neubau eines Kindergartens in der Erich-Zeigner-Allee und der Umbau einer alten Fabrikanlage in Plagwitz ausgezeichnet. Lobende Erwähnungen erhielten ein kleiner Theatersaal in Grünau, die Sanierung dreier baugleicher Plattenbauschulen sowie zwei neue Schulsporthallen.
Ausgezeichnete Objekte und Würdigungen der Jury
Erweiterungsbau Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig
Architekt: Gabriele Glöckler, Stuttgart (Entwurf), Arbeitsgemeinschaft Gabriele Glöckler / ZSP Architekten, Stuttgart (Planung und Realisierung)
Bauherr: Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Landesamt für Steuern und Finanzen, Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Niederlassung Leipzig I
Der bereits vierte Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek am Deutschen Platz in Leipzig, der an das ursprünglich 191416 erbaute Haus anschließt, nimmt Büchermagazine, das Deutsche Buch- und Schriftmuseum sowie das Deutsche Musikarchiv auf. Der dynamisch geformte Baukörper stellt eine expressive Verbindung zwischen dem prunkvollen Hauptgebäude und dem kargen Bücherturm aus dem Jahre 1982 her. Die überregionale Bedeutung, die Nutzung und der Ort erlauben die großmaßstäbliche Gebäudeform, die in ihrer Symbolik das Thema Umschlag und Hülle abbildet. Die kompakte Klimahülle schützt die Magazinbereiche, der leichte Umschlag aus Metall formt die Außenhaut. Die direkte architektonische Umsetzung des Themas Umschlag und Hülle verwendet Materialien und Bauweisen, deren Konnotation Industrie- und Verkehrsbauten entspricht. Dieser eher technische Charakter wird jedoch im Eingangsbereich durch eine großzügig geöffnete Glasfassade aufgebrochen und in einen hellen, lichtdurchfluteten Treppenraum überführt. Offenheit, Licht- und Schattenspiel überhöhen hier die formale Vielfalt. Die hochwertige Materialität und konsequente Detaillierung der Innenraumgestaltung unterstreichen die gelungene Atmosphäre eines Kulturbaus.
Neubau Kita 'Zwergenland' in der Erich-Zeigner-Allee
Architekt: Wittig Brösdorf Architekten, Leipzig
Bauherr: Stadt Leipzig, Amt für Jugend, Familie und Bildung
Der langgestreckte eingeschossige Bau wurde maßstäblich einfühlsam unter Einbindung eines alten Baumbestandes in eine weitgehend vorgegebene Situation integriert und bietet eine breite Palette von Nutzungen. Überzeugend ist die architektonische Gestalt des Gebäudes im Kontrast zwischen der ruhig gelagerten, sich zum Außenraum öffnenden Westseite und der geschlossenen, dem Flussufer zugewandten Ostseite mit ihren als eine besonders originelle Lösung zu würdigenden Kindernestern. Die ästhetisch wirkungsvolle Verblendung großer Teile des Außenbaus mit einer naturbelassenen Lärchenholzlattung, die freundliche Ausstrahlung der mit wenigen klaren Farben einprägsam gestalteten Innenräume und die stringente Zuordnung aller Funktionen im Rahmen eines komplexen Architektur- und Freiraumkonzeptes machen die besonderen Qualitäten und die Vorbildlichkeit der hier für die anspruchsvolle Bauaufgabe Kindertagesstätte gefundenen Lösung aus.
Umbau und Erweiterung einer ehemaligen Fabrik, 2008
Architekt: Homuth + Partner Architekten, Leipzig
Bauherr: Plagwitz Immobiliengesellschaft mbH, Leipzig
Das Gebäude, eine ehemalige Fabrik, befindet sich in der Gießerstraße in Leipzig Plagwitz. Dieser seit dem 19. Jahrhundert durch Industrie geprägte Stadtteil unterlag in den 1990er Jahren starken gesellschaftlichen und damit auch städtebaulichen Transformationen: Fabriken wurden stillgelegt, Leerstand prägte das Stadtbild. Inzwischen wurden einige dieser Objekte in ihrer Funktion umgewidmet. Mitunter ziehen in die alten Fabriken auch wieder gewerbliche Nutzer ein wie etwa die Firma Spreadshirt in der Gießerstrasse. Bauherr und Architekten haben einen alten Industriebau reaktiviert und den veränderten Produktionsbedingungen der Gegenwart angepasst. Die Binnenstruktur des Fabrikgebäudes wurde reorganisiert bzw. baulich erweitert, um neben der Produktionshalle weiteren Raum für kleinere Werkstatteinheiten und Büros, einen Konferenz- bzw. Kreativraum, eine Cafeteria/Küche sowie groß-zügige Terrassen zu schaffen. Die Architektursprache ist klar und einfach. Die baulichen Eingriffe sind auf das Notwendigste beschränkt. Sie gehorchen den neuen Funktionen und erlauben künftige, weiter-führende Transformationen. Der Logik eines Industriegebäudes wurde beim Um- und Erweiterungsbau Rechnung getragen sowohl im Einsatz des Materials als auch in Bezug auf konstruktive Lösungen, wie etwa beim Sheddach, bei den Außentreppen und den Terrassen.
Lobende Erwähnungen bekamen
- Neues Theatrium
- Sporthalle Werner-Heisenberg-Gymnasium/39. Grundschule
- Thermische Sanierung von drei Plattenbauschulen
- Einfeldsporthalle Franz-Mehring-Schule
Architekturpreis der Stadt Leipzig zur Förderung der Baukultur Der Architekturpreis der Stadt Leipzig zur Förderung der Baukultur wird seit 1999 in einem Turnus von zwei Jahren an Architekten und Bauherren für Architekturleistungen von beispielhafter Qualität vergeben. Die Auszeichnung soll dazu beitragen, das Bewusstsein für eine zeitgemäße und innovative Gestaltungsqualität der baulichen Umwelt zu schärfen und Maßstäbe für die Lösung von Bauaufgaben mit Mitteln zeitgenössischer Architektur zu setzen. In diesem Jahre wurde der Preis zum siebten Mal ausgelobt. Es konnten Bauwerke und Freiraumgestaltungen aller Art und Nutzung eingereicht werden, die in den Jahren 2008 bis 2011 im Stadtgebiet von Leipzig fertig gestellt worden sind. Umbauten waren zugelassen, sofern sie eine eigene schöpferische Gestaltungsleistung der Architekten erkennen ließen.
Die Jury wählte aus 26 eingereichten Beiträgen Die vom Auslober unabhängige Jury hatte über 26 eingereichte Beiträge zu befinden. Ihr gehörten an: Peter Conradi (Vorsitzender), Architekt, Stuttgart; Prof. Hilde Léon, Architektin, Berlin; Till Rehwaldt, Landschaftsarchitekt, Dresden; Prof. Amandus Sattler, Architekt, München; Prof. Dr. phil. Ullrich Schwarz, Architekturtheoretiker, TU Graz; Dr. Barbara Steiner, Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig; und Prof. Dr. Thomas Topfstedt, Kunsthistoriker, Universität Leipzig.
Ausstellung aller eingereichten Objekte im Neuen Rathaus Alle eingereichten Objekte werden vom 18. Oktober bis 4. November in der Unteren Wandelhalle des Neuen Rathauses präsentiert (Mo bis Do 818 Uhr, Fr 815 Uhr).
Der Katalog zur Ausstellung kann über die Geschäftsstelle Architekturpreis beim Stadtplanungsamt der Stadt Leipzig gegen eine Schutzgebühr von fünf Euro bezogen werden (E-Mail: stadtplanungsamt@leipzig.de).
Weitere Informationen
- detaillierte Ergebnisveröffentlichung über das Webportal für Wettbewerbe und Architektur competitionline.com
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