Bei der Audiodeskription werden blinden und sehbehinderten Menschen mittels Beschreibung über Kopfhörer die visuellen Vorgänge auf der Bühne besser wahrnehmbar gemacht. Dadurch ist das Schauspiel Leipzig für einen größeren Teil der Leipziger Bevölkerung und der Gäste der Stadt erlebbar. Monatlich findet mindestens eine Vorstellung mit Live-Audiodeskription statt, seit dem Start des Projekts im Dezember 2013 waren es insgesamt über 30.
Damit ist das Schauspiel Leipzig das erste deutschsprachige Theater mit einem kontinuierlich erweiterten Angebot im Sinne der sozialen Inklusion. Für die Erstellung der Hörspuren wurden eigens zwei nichtsehende und vier sehende Autorinnen geschult, die Stück für Stück ihr Repertoire erweitern.
Auf Einladung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales hat das Schauspiel Leipzig damit im Oktober 2016 als "besonders gelungenes Inklusionsprojekt" an den Inklusionstagen 2016 in Berlin teilgenommen. Ab November 2016 wird das Programm in Zusammenarbeit mit der Stiftung Bürger für Leipzig nun um Inklusionspatenschaften erweitert.
Barriereabbau durch Inklusionspatenschaften
Im Rahmen einer Patenschaft verabreden sich Leipzigerinnen und Leipziger mit blinden und sehbehinderten Gästen zu einem Theaterbesuch - vom gemeinsamen Weg zur Spielstätte bis zum Austausch über den Vorstellungsbesuch mit Live-Audiodeskription. Geben blinde Theatergäste beim Kauf ihrer Theaterkarte an, dass sie eine Begleitung wünschen, wird ihnen ein Inklusionspate vermittelt, der die betreffende Aufführung ebenfalls gerne besuchen möchte. Die Details des Besuchs, wie zum Beispiel den Treffpunkt, vereinbaren dann beide Gäste direkt miteinander.
Die Mobilität der blinden und sehbehinderten Gäste wird dadurch erleichtert: Der gemeinsame Theaterbesuch wird einfacher, Barrieren bei der Anfahrt oder die Sitzplatzsuche sind leichter zu bewältigen. Und der Inklusionspate erlebt das Schauspielhaus einer anderen Perspektive, da beide Besucher an der blindengerechten Bühnen- und Stückeinführung vor Vorstellungsbeginn teilnehmen.
Zum Auftakt des Projekts am 16. November 2016 übernehmen prominente Leipzigerinnen und Leipziger die Rolle der Paten: Oberbürgermeister Burkhard Jung, der Musiker Lot, MDR-Moderator Peter Escher, die Schauspielerin Melanie Marschke und der Sitzvolleyball-Nationalspieler Christof Herzog. Für das Schauspiel Leipzig werden der Intendant Enrico Lübbe und Ensemblemitglied Denis Petković eine Patenschaft übernehmen. Für die Zukunft werden weitere Bürger gesucht, die sich für eine Inklusionspatenschaft interessieren.