Auf dem Trümmerberg in der Etzoldschen Sandgrube (unweit des Völkerschlachtdenkmals) erfolgte heute der offizielle Baustart für den Gedenkort zur Erinnerung an die Sprengung der Universitätskirche St. Pauli und weiterer wichtiger Kulturgüter. Zur Umgestaltung stehen Mittel in Höhe von 430.000 Euro aus dem Konjunkturpaket II, der Bundesregierung, durch Kofinanzierung des Freistaates Sachsen (80 Prozent) und der Stadt Leipzig zur Verfügung.
Es soll ein Ort sein, der in Respekt vor der Geschichte gestaltet wird und nach seiner Fertigstellung die Menschen erinnernd zusammenführt, sagte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung beim Baustart. Die Stadt Leipzig vertreten durch das Amt für Stadtgrün und Gewässer gestaltet das Plateau auf dem Trümmerberg in der ehemaligen Etzoldschen Sandgrube zu einem Ort des Gedenkens um, der sowohl an die Geschichte der politisch-ideologisch begründeten Zerstörung der Kirche als auch an andere Kulturgüter erinnern soll. Das Projekt ist in ein Konzept für den umliegenden Park eingebunden, das mittelfristig verwirklicht werden soll.
Hier liegen die Trümmer der willkürlich gesprengten Universitätskirche
Die geplante Maßnahme bezieht ihren besonderen Anlass aus der historischen Tatsache, dass hier im Mai 1968 die Trümmer und Kulturgüter der willkürlich gesprengten Universitätskirche verkippt wurden. Die nach der Sprengung vom Augustusplatz in das Tagebaugelände transportierten Trümmer und Kulturgüter wurden in die ca. zehn Meter tiefe, stillgelegte Sandgrube gefüllt. Bis in die erste Hälfte der 1980er Jahre hinein diente die Grube, die bald zum Hügel anwuchs, zur Ablagerung von Bauschutt, darunter von weiteren Bauten der Universität und der Markuskirche in Reudnitz. Die Zeugnisse der Universitätskirche liegen daher unter einer über 26 Meter mächtigen Deponie.
Auf dem Plateau des Trümmerbergs wird ein Freiraum geschaffen, der dem historischen Geschehen angemessen ist. Gleichzeitig ist die Gestaltung eines in die Zukunft weisenden Areals geplant, in dem Landschaftsarchitektur und Klangkunst auf inspirierende Weise zusammen wirken. Weiterhin werden die notwendigen Wegeanbindungen, die sich durch Trampelpfade bereits abzeichnen, von der Prager Straße und der Augustinerstraße auf den Hügel erstmals geschaffen.
Mit der Planung wurde das Büro für Freiraumkonzepte, vertreten durch die Landschaftsarchitekten Peter Fibich und Susan Richter, in Zusammenarbeit mit dem Klangkünstler Erwin Stache beauftragt. Das Projekt wird im Rahmen des Konjunkturpaketes II kurzfristig realisiert werden und im November 2010 fertig sein. Im Konjunkturpaket II sind 430.000 Euro Projektkosten für das Gestaltungskonzept Freizeitpark, die Planung für den Gedenkort auf dem Trümmerberg sowie die Realisierung des Gedenkortes vorgesehen.
Das Gestaltungsmotiv ist durch die Verwendung der ovalen Form von Einfachheit und räumlicher Konzentration geprägt und lenkt die Aufmerksamkeit in die Mitte des Raumes dem Ort des Gedenkens. Die Bepflanzung bietet ihm einen mehrschichtigen grünen Rahmen. An einer einzigen, stadt-räumlich wie inhaltlich bedeutsamen Stelle wird dieser grüne Vorhang aufgezogen: In Richtung Augustusplatz wird eine Sichtbeziehung frei. Auf diese Weise wird der einstige Standort der Universitätskirche mit dem Ort ihrer Ablagerung räumlich verknüpft.
Zur gedanklichen Vorbereitung der Besucher auf den Gedenkort wird unterhalb des Plateaus ein Ort der Information geschaffen. Auf einer Pflasterfläche findet der Richtungsstein der heutigen Gestaltung seinen kommentierten Platz. Hinzu treten Informationen zu den geschichtlichen Zusammenhängen dieses Ortes.
Auf dem Platz wird das Prinzip der nach oben führenden Stufen unvermittelt umgekehrt: Eine Betonkante in Sitzhöhe umgrenzt ihrerseits einen ellipsenförmig abgesenkten Platz, welcher den Blick nach unten zum Ort des historischen Geschehens lenkt und zur Konzentration auffordert. Auf dem eingesenkten Plateau soll eine sensitive Fläche installiert werden, die Bewegungen und Schritte registriert. Betritt jemand die Plattform, wird ein Hallraum simuliert. Schritte lösen Geräusche und einzelne Klänge aus.
Töne - durch Besucher erzeugt
Die Klanginstallation stammt vom Leipziger Künstler Erwin Stache. Es entsteht eine Begegnungsstätte, die gleichzeitig ein interaktiver Spielplatz ist, auf dem die Besucher die Töne selbst komponieren können, so Stache. Bezug nehmend auf die Situation der 1968 gesprengten Paulinerkirche, soll dann von Zeit zu Zeit der Hallraum abrupt verschwinden, was eine phänomenale Wirkung auslöst. Man ist plötzlich allein mit den natürlichen Umgebungsgeräuschen. Die Musikstücke selbst werden nur angedeutet, sie erinnern an Choralfragmente, ohne die Choräle aber im Ganzen zu spielen. Inspiration hierzu ist die Geschichte, dass die Orgel bis fast zum Schluss gespielt wurde. In diesem Fall wird symbolisch auf das abrupte Ende aller kulturellen Aktivitäten in der Kirche hingewiesen.
Hinweis: Mit dem Relaunch von leipzig.de 2013 sind Bilder und Verlinkungen dieses Artikels nicht mehr verfügbar.
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