Oberbürgermeister Burkhard Jung erklärt zu den jüngsten Zahlen: "Jeder Verkehrstote ist einer zu viel. Unsere Verkehrsplanung der nächsten Jahre muss die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer in den Mittelpunkt stellen. Das hohe Sicherheitsniveau, das wir mittlerweile bei den Schulwegen erreicht haben, muss Vorbild sein für alle Verkehrswege in der Stadt."
Ursachen von Unfällen
Während Fehler beim Wenden und Rückwärtsfahren sowie ungenügender Sicherheitsabstand die Hauptunfallursachen aller Unfälle darstellen, sind Fehler beim Einbiegen in und Kreuzen von Straßen sowie beim Abbiegen die häufigsten Ursachen der Unfälle mit Personenschäden. Die Unfälle mit Personenschäden stehen, wie der Bericht der Kommission ausweist, im Mittelpunkt der Arbeit der Verkehrsunfallkommission von Stadt und Polizeidirektion.
Bau-Bürgermeisterin Dorothee Dubrau sprach ihre Wertschätzung für die Kommission aus. "Die Verkehrsunfallkommission leistet eine sehr gute Arbeit", sagte sie. "Sie analysiert die Unfallursachen und entwickelt angepasste Maßnahmenvorschläge, von veränderter Verkehrsorganisation und Markierungen bis zu baulichen Veränderungen, die dann mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln umgesetzt und in ihrer Wirkung evaluiert werden."
Aber es ist, so zeigen die Unfallursachen, nicht alles mit Verkehrsorganisation, baulichen Veränderungen oder polizeilichen Maßnahmen zu regeln. "Auffahrunfälle vor Ampeln haben ihre primäre Ursache im Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes, falsches Wenden und Rückwärtsfahren liegen auch in der Verantwortung der Verkehrsteilnehmer - es ist zur Verbesserung der Verkehrssicherheit daher das Verantwortungsgefühl aller der Verkehrsteilnehmer gefordert."
Besonderen Schutzes, da ihnen im Gegensatz zu Insassen in Fahrzeugen die "Knautschzone" fehlt, bedürfen Fußgänger und Radfahrer. Obwohl nur 1.309 Radfahrer und 342 Fußgänger an der Gesamtzahl der Unfälle beteiligt waren, sind unter den getöteten Personen 5 Radfahrer und 3 Fußgänger.
Arbeit der Verkehrsunfallkommission
Etwa jeden zweiten Monat kommt die Verkehrsunfallkommission unter dem Vorsitz der Abteilung Straßenverkehrsbehörde des Verkehrs- und Tiefbauamtes zusammen, um Unfallhäufungen zu erkennen, zu analysieren, Maßnahmen zur Beseitigung unfallbegünstigender Faktoren zu beschließen, die Umsetzung sicherzustellen und ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Arbeitsgrundlage bilden die von der Polizei geführten digitalen Karten, die jeden von der Polizei erfassten Unfall verzeichnen. Schwer-punkte - fachlich "Unfallhäufungsstellen" - sind dort gegeben, wo sich innerhalb eines Jahres mindestens fünf Unfälle des gleichen Typs oder innerhalb von drei Jahren mindestens fünf Unfälle mit Personenschaden ereignen. Aufgrund genauer Analysen legt die Kommission verkehrspolizeiliche, verkehrsregelnde und bauliche Maßnahmen fest, die Abhilfe versprechen - von erneuerter oder veränderter Markierung, Verkehrszeichen, Abbiegeverboten, verbesserter Ampelschaltung oder Aufstellung von Ampeln bis zum Umbau.
Stellen entschärfen, wo Menschen zu Schaden kommen.
Ein gutes Beispiel für erfolgreiche bauliche Veränderungen ist der Kreisverkehr in der Karl-Tauchnitz-Straße, wo sich vor seinem Umbau 2014 zahlreiche Unfälle ereigneten, von denen besonders Radfahrer betroffen waren. Andere Beispiele sind die Kreuzung Volbedingstraße / Zeumerstraße, wo es viele Vorfahrtunfälle mit Radfahrern gab, bis die Markierung des Radstreifens über die Kreuzung hinweg verlängert wurde, der Stannebeinplatz (auch Vorfahrtunfälle mit Radfahrern, bevor die Standorte von Verkehrszeichen und die Markierung verändert wurde), die Kreuzung Humboldtstraße/ Jakobstraße (allein in einem Jahr neun Vorfahrtunfälle, bevor beide Straßen deutlich als gleichrangig markiert wurden) und die Haltestelle der Linie 14 am Felsenkeller, wo jetzt eine "schlafende Ampel" durch die in den Haltestellenbereich einfahrende Straßenbahn aktiviert wird und die Autos ROT erhalten - zuvor war es häufig zu Unfällen mit Fahrgästen beim Ausstieg aus der Straßenbahn gekommen.
Aktuelle Projeke
Im Visier der Verkehrsunfallkommission sind derzeit die Jahnallee zwischen Cottaweg und Kuhturmstraße (Unfälle durch Radler am Cottaweg, die auf der falschen Fahrbahnseite fahren) sowie folgende Kreuzungen:
- Käthe-Kollwitz-/ Marschnerstraße (Fahren bei ROT)
- Richard-Lehmann-/ Bernhard-Göring-Straße (Vorfahrtunfälle beim Überqueren der Richard-Lehmann-Straße)
- Richard-Lehmann-Straße/ An der Tabaksmühle (Vorfahrtunfälle mit Radfahrern im Zuge der Richard-Lehmann-Straße)
- Peterssteinweg/ Straße des 17. Juni (Abbiegeunfälle mit gleichgerichtetem Radverkehr)
- Karl-Liebknecht-Straße/ Richard-Lehmann-Straße (Unfälle mit Linksabbiegern mit Gegenverkehr)
- Poststraße/ Rampe zur Louise-Otto-Peters-Allee (Vorfahrtunfälle)
Untersucht wird derzeit auch die Situation vor der Ostseite des Hauptbahnhofs. Hier wird noch nach einer Vorzugsvariante für Veränderungen gesucht.