Der Bericht zur Behindertenhilfe beschreibt Leistungen für Menschen mit Behinderungen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Ein wesentlicher Teil widmet sich der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen. Darüber hinaus werden verfügbare Daten - Fallzahlen und die Entwicklung kommunaler Aufwendungen - in den Bereichen Barrierefreiheit und Mobilität, Gesundheit, Bildung, Ausbildung, Arbeit, Beschäftigung sowie Wohnen dargestellt. In den kommenden Monaten soll, aufbauend auf den Erkenntnissen des Berichtes, unter Beteiligung von Menschen mit Behinderungen und Akteuren der Behindertenarbeit ein Teilhabeplan erarbeitet werden.
Fast neun Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger leben mit einer schweren Behinderung. Dabei sind die wenigsten Behinderungen angeboren. Die meisten Behinderungen entstehen durch Krankheit, Unfall oder altersbedingt im Laufe des Lebens. Die Stadt Leipzig möchte Inklusion, das heißt die gleichberechtigte Zugehörigkeit von Menschen mit Behinderungen, befördern.
Der Bericht zeigt die Angebote für Menschen mit Behinderungen in Leipzig auf und gibt Ausblicke. Er kann unter www.leipzig.de/sozialamt nachgelesen werden.
Einige Schlaglichter
Schwerbehinderte Menschen
In Leipzig lebten 2012 44.109 schwerbehinderte Menschen - im Jahr 2002 waren es noch 33.610. Im Jahr 2012 entsprach dies 8,4 Prozent der Bevölkerung. Der kontinuierliche Anstieg ist hauptsächlich durch den demografisch steigenden Anteil älterer Menschen bedingt.
Barrierefreiheit und Mobilität
Barrierefreiheit ist die Voraussetzung für Mobilität und betrifft alle Lebensbereiche und Infrastrukturen. Ein Lebensbereich ist barrierefrei, wenn sich jeder Mensch unabhängig von Alter und eventuellen Behinderungen in ihm selbständig und ohne fremde Hilfe bewegen und ihn in Anspruch nehmen kann. Barrierefreiheit im weiteren Sinn ist nicht nur auf die Beseitigung baulicher Barrieren gerichtet, sondern betrifft auch Information und Kommunikation. Ende März 2013 existierten in Leipzig beispielsweise 37 barrierefreie Kindertagesstätten. Bis 2016 sollen insgesamt 39 Schulen in Leipzig barrierefrei sein. Rund 50 Prozent aller Haltestellen der Straßenbahn in Leipzig sind barrierefrei nutzbar. Bei den Leipziger Verkehrsbetrieben verkehren alle Busse sowie 80 Prozent (am Wochenende sogar 100 Prozent) der Straßenbahnen mit Niederflurfahrzeugen.
Gesundheit
Das Gesundheitsamt der Stadt Leipzig bietet neben amtsärztlichen Begutachtungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auch spezielle Beratungen sowie die Unterstützung der Selbsthilfe für Menschen mit Behinderungen. Vom Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst werden beispielsweise jährlich rund 1.500 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren betreut. Zur Unterstützung von Selbsthilfegruppen standen im Jahr 2013 städtische Fördermittel in Höhe von fast 12.000 Euro zur Verfügung.
Bildung
Im vorschulischen Bereich werden Früherkennungsuntersuchungen und Leistungen der Frühförderung sowie die Betreuung in integrativen oder heilpädagogischen Kindertagesstätten angeboten. Das Platzangebot für behinderte Kinder bis zum Schuleintritt in Integrationseinrichtungen kommunaler und freier Träger konnte in den letzten zwölf Jahren mehr als verdoppelt werden - von 329 Plätzen im Jahr 2000 auf 802 Plätze im Jahr 2012.
Das Durchschnittsalter der in Frühförderstellen betreuten Kinder lag 2012 bei 2,4 Jahren. Bei stetig steigenden Gesamtzahlen betreuter Kinder bis zum Schuleintritt liegt der Anteil von Kindern mit besonderem Förderbedarf kontinuierlich bei rund 3,3 Prozent. 13,8 Prozent der in den Schulaufnahmeuntersuchungen begutachteten Kinder erhielten 2013 keine altersgerechte jugendärztliche Schulempfehlung.
Im Schuljahr 2011/12 wurden in Leipzig insgesamt 3.781 Schüler mit Behinderungen bzw. Förderbedarf unterrichtet. Davon wurden rund 28 Prozent integrativ beschult. In den 18 Leipziger Förderschulen wurden insgesamt 2.751 Schüler mit Behinderungen bzw. Förderbedarf unterrichtet.
Arbeit und BeschäftigungIm Jahr 2011 waren in der Stadt Leipzig 6.227 Menschen mit Behinderung als beschäftigt gemeldet. 1.376 Menschen mit Behinderung arbeiteten im Jahr 2012 in einer der sechs Werkstätten für Menschen mit Behinderung.
Im Jahr 2012 waren in der Stadt Leipzig insgesamt 35.909 Menschen arbeitslos gemeldet. Seit 2006 ist ein deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen, der Anteil der schwerbehinderten Menschen an allen Arbeitslosen stieg jedoch sukzessive und lag 2012 mit 5,5 Prozent um 1,4 Prozentpunkte höher als 2006. Dies verweist darauf, dass schwerbehinderte Menschen von der positiven Entwicklung auf dem regionalen Arbeitsmarkt weitaus weniger profitiert haben als Menschen ohne Behinderung.
Wohnen
Die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft von Menschen mit Behinderungen ist maßgeblich davon geprägt, wo und wie Betroffene leben. In den vergangenen 20 Jahren wurden mannigfaltige Wohn- und Betreuungsformen für Menschen mit Behinderungen geschaffen, die konkrete Alternativen zur Heimunterbringung bieten. Geschätzt leben aktuell in Leipzig weniger als fünf Prozent der Menschen mit Behinderungen in stationären Wohnformen. Die Wohnheime für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in Leipzig verfügten 2012 über eine Kapazität von insgesamt 166 Plätzen. Für Erwachsene wurden 974 Plätze in Wohnheimen, 197 Plätze in Außenwohngruppen und 658 Plätze im ambulant betreuten Wohnen bereitgestellt.
Entwicklung der Eingliederungshilfe
Die Aufgabe der Eingliederungshilfe gemäß SGB XII besteht darin, für behinderte Menschen eine umfassende Teilhabe in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sicherzustellen. Die aktive Teilnahme und Mitgestaltung des Lebens in der Gemeinschaft ist als gemeinsames Ziel aller am Hilfeprozess Beteiligten zu verstehen, welches durch Stärkung der Selbsthilfepotenziale und gezielte individuelle Hilfen erreicht wird. Die Stadt Leipzig hat im Jahr 2013 16,8 Mlillionen Euro für Leistungen der Eingliederungshilfe gemäß SGB XII verwendet und damit 4,9 Millionen Euro mehr als im Jahr 2006. Insbesondere stiegen die Ausgaben für heilpädagogische Kindertagesstätten, stationäre Heimkosten für über 65-jährige behinderte Menschen sowie für Integrationsplätze in Kindertagesstätten. Die Eingliederungshilfe ist bundesweit die seit Jahren am stärksten steigende kommunale soziale Leistung.
Ausblick
Ausgehend von den im Bericht beschriebenen Entwicklungen soll im Jahr 2015 ein Teilhabeplan vorgelegt werden. Menschen mit Behinderungen, Akteure der Behindertenarbeit, Interessenvertretungen und weitere Institutionen werden in die Erstellung des Teilhabeplans einbezogen.