Im Rahmen der Eröffnung der internationalen Konferenz Learning for Jobs, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung am 27. und 28. September veranstalten, zeichnete Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht heute die Gewinner des Berufsausbildungspreises der Stadt Leipzig 2010 aus. Der Wettbewerb AZUBI 2010 Erzähl uns Deine Geschichte richtete sich besonders an die jungen Leute, die in ihrer Ausbildung nicht immer den geraden Weg gingen, möglicherweise einen schwierigen Start hatten und den Weg in die Berufsausbildung durch Unterstützung und eigenes Engagement fanden. Insgesamt bewarb sich eine Vielzahl von Jugendlichen. Aus den Wettbewerbsbeiträgen wurden die besten zehn Azubis ausgewählt und zu einem Gespräch mit der Jury eingeladen. Dann fiel die Entscheidung über die Preisträger: Der mit insgesamt 1.500 Euro dotierte Preis ging zu gleichen Teilen an Jens Hiller (500 Euro), Nancy Kuenzer (500 Euro) und Stefan Stroh (500 Euro). Für die Plätze vier bis zehn gab es attraktive Sachpreise, die von Sponsoren gestiftet wurden.
Zu den Preisträgern :
- Jens Hiller, 23 Jahre jung, ist ein Paradebeispiel dafür, wie man trotz schwieriger Startbedingungen durch Eigeninitiative und Motivation den Weg in eine Ausbildung schafft. Private Sorgen waren der Grund, dass er seine erste Lehre vorzeitig beendete. Mit Vermittlungshilfe der ARGE Leipzig absolvierte der junge Mann dann zwei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Bereich der Holzverarbeitung/Maschinenkunde und als Licht- und Tontechniker mit jeweils guten Arbeitszeugnissen. Bei der Mitarbeit zu dem Bühnenstück Faule Haut begeisterte es ihn, das Dilemma perspektivloser Heranwachsender darstellen zu können. Mit seiner Bewerbung zur Ausbildung zum Holzmechaniker beim Berufsbildungsverein Leipzig e.V. konnte Jens auch zu Parkett Schmidtchen, einem Unternehmen mit sechs weiteren Beschäftigten, für ein Berufspraktikum vermittelt werden. Hier steht Jens Hiller mittlerweile im 2. Lehrjahr.
- Nancy Kuenzer, geboren 1985, beweist, wie schnell man auch als junger Mensch lernen kann, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, um den Spagat zwischen Ausbildung und eigener Kleinfamilie zu schaffen. Nach der Grundschule war Nancy bis zur 9. Klasse auf dem Gymnasium, wechselte aber auf die Mittelschule und verlies diese durch die Geburt ihres ersten Kindes ohne Abschluss. Sie holte den qualifizierten Hauptschulabschluss mit der Note sehr gut nach und begann eine Ausbildung zur Friseurin. Die Geburt ihres zweiten Kindes kurz vor dem Ausbildungsende verhinderte den Abschluss. Nancy setzte sich neue Ziele: Mittlerweile steht sie im dritten Lehrjahr in der Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel beim Berufsbildungsverein Leipzig e. V. und beim Einzelhandelsunternehmen Rewe. Trotz der Doppelbelastung mit Beruf und Familie erreicht sie sehr gute Leistungen in der Ausbildung.
- Stefan Stroh, geboren 1983 in Kasachstan, interessierte sich seit seiner Kindheit für Motoren. Nach seinem Realschulabschluss begann er eine Ausbildung zum Mechaniker in Kasachstan. Mit 19 Jahren wanderte er mit seiner Familie nach Deutschland aus. Er hatte Sprachschwierigkeiten, die Jahrhundertflut in Sachsen riss die erste Bleibe in Deutschland mit sich, seine Ausbildung wurde nicht anerkannt und er musste Geld mit Gelegenheitsjobs verdienen. Trotz dieser Startschwierigkeiten absolvierte er einen Deutschsprachkurs und eine einjährige schulische Ausbildung zum Elektrotechniker. Unterstützt durch das Arbeitsmarktprogramm EQ (Einstiegsqualifizierung) konnte Stefan ein neunmonatiges Praktikum im BMW-Werk Leipzig antreten. Mit seiner Begeisterung und seinem Talent für Motoren überzeugte er so sehr, dass er einen von jährlich 30 begehrten Ausbildungsplätzen im BMW-Werk Leipzig bekam. Mittlerweile befindet sich Stefan Stroh im dritten Lehrjahr und kann seine Fähigkeiten weiter ausbauen.
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