Das Theater der Jungen Welt Leipzig gastiert vom 10.-15. Oktober 2010 mit der Theater-Collage Kinder des Holocaust im Herzliya Theater in Herzliya, Israel. Das Gastspiel findet auf Einladung des Goethe-Instituts Tel Aviv statt.
Elf Jugendliche und vier Schauspieler setzen sich in der szenischen Collage mit den Themen Holocaust und Erinnerung auseinander. Die auch überregional mit großem Interesse wahrgenommene Aufführung des Leipziger Jugendtheaters beruht u. a. auf Interviewprotokollen überlebender jüdischer Kinder, die in den Jahren 1944-48 in Polen entstanden und im April 2008 erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht wurden (Kinder über den Holocaust, Metropol Verlag Berlin). Sie gehören zu den erschütterndsten Zeugnissen des nationalsozialistischen Terrors gegen polnische Juden, nicht zuletzt, weil sie das Schicksal der nur wenigen überlebenden Kinder zum Inhalt haben und deren systematische Befragung direkt nach dem Krieg.
Erfahrungen von jüdischen Kindern zwischen Verfolgung und Überleben kreuzen sich mit Geschichten, die die jugendlichen Spieler aus Improvisationen entwickelt haben. Ob von der immanenten Angst, Menschen zu verlieren, die man liebt, über die Demütigungen durch Erwachsene oder Gleichaltrige in Schule und Ausbildung bis zu den kleinen privaten Utopien die Szenen erzählen nicht nur aus dem Alltag heutiger Jugendlicher, von ihren Zukunftshoffnungen und ihren Ängsten, von Höllen und Überlebensstrategien, sondern auch vom schwierigen Umgang mit dem Thema Holocaust.
Kinder des Holocaust (Premiere: 17. Mai 2009) ist ein Projekt von ungewöhnlicher Seltenheit im Kinder- und Jugendtheater. Entstanden unter Leitung des Hamburger Regisseurs Martin Kreidt, vereint es die Auseinandersetzung mit einem der stärksten Zeugnisse, die der Holocaust hinterlassen hat, mit der Frage, wie Schauspieler und Jugendliche (die vierte Generation) es vermögen, sich einem moralisch, pädagogisch und medial hundertfach gespiegelten Thema anzunähern und ihm zu begegnen.
Dialog steht im Fokus der Reise
Im Fokus der Reise nach Tel Aviv steht der Dialog: Nach jeder Aufführung von Kinder des Holocaust in Herzliya gibt es eine moderierte Diskussion, in der Akteure des Projekts, Intendant Jürgen Zielinski, Dramaturgin Marion Firlus, Elisabeth Kohlhaas, Mitherausgeberin der Protokolle (Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung an der Universität Leipzig) und die Theaterpädagogin Bettina Frank Fragen der Zuschauer beantworten und über die Entstehung des Stücks berichten werden. Die Zuschauer haben die Möglichkeit, mit den jugendlichen Darstellern und den Schauspielern ins Gespräch zu kommen.
Bereits im Vorfeld des Gastspiels fanden in Israel Workshops für Lehrer (unter Leitung von Bettina Frank) statt, die mit ihren Schülern die Aufführungen besuchen werden. Es entstand eine intensive Auseinandersetzung über mögliche Herangehensweisen an die Interview-Protokolle und die Erwartungen an ein Theaterstück zum Thema Holocaust.
Jugendliche für das Thema Holocaust und die Schicksale der Opfer interessieren
Auf dem Reiseplan steht auch der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. In Gesprächen mit den Pädagogen der Gedenkstätte wird es vor allem darum gehen, wie man Kinder und Jugendliche heute für das Thema Holocaust und die Schicksale der Opfer und der Überlebenden interessieren und sensibilisieren kann.
Besuche des Herzliya Theaters und des Habimah Theaters in Tel Aviv, sind geplant, um im kollegialen Austausch die Theaterlandschaft Israels besser kennen zu lernen.
Als Vertreter der Stadt Leipzig reist Prof. Dr. Fabian (Bürgermeister und Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule) mit.
Das Theaterprojekt Kinder des Holocaust am Theater der Jungen Welt Leipzig entstand parallel zur Buchveröffentlichung in Kooperation mit GEGEN VERGESSEN FÜR DEMOKRATIE e.V. und Elisabeth Kohlhaas, Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung an der Universität Leipzig. Es wurde unterstützt durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft sowie die Sparkasse Leipzig.
Das Gastspiel in Herzliya wird gefördert durch das Goethe-Institut Tel Aviv, Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum, Reinwald Entsorgungs GmbH und die Stadt Leipzig. Schirmherr ist der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung.
www.theaterderjungenweltleipzig.de
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