Um das siebentägige Festival auf die Beine zu stellen, arbeitete das DOK-Team sieben Monate lang am diesjährigen Programm. Seit März 2019 durften Filmemacherinnen und Filmemacher ihre Werke zusenden. Die Jury sichtete 3.000 Filme und hat daraus 161 ausgewählt, die zur Offiziellen Auswahl gehören. Es ist aber nicht alles, denn das Filmfest ist ein komplexes Projekt. Neben der Offiziellen Auswahl warten auf die Besucher zahlreiche kuratierte Sonderreihen, die interaktive Ausstellung DOK Neuland, DOK Industry Angebote für Fachpublikum und weitere Events und Diskussionsformate.
Bei einer so großen Auswahl an Werken ist auch die Themenbreite besonders spannend. In seiner 62. Ausgabe blickt das Internationale Leipziger Filmfestival auf weltpolitische Prozesse, auf zeitgemäße Frauenbilder, auf Familienschicksale und in politische Abgründe. Mediale Phänomene wie Fake News oder Whistleblowing, aber auch die Folgen der NSU-Morde beschäftigen Filmemacher und -Macherinnen, ebenso wie Umweltzerstörung und die Folgen von globalen Wirtschaftsprozessen, die vielerorts in Raubbau an Mensch und Natur münden.
Offizielle Auswahl
Als ersten Höhepunkt des Festivals kann man den Eröffnungsfilm bezeichnen. Am 28. Oktober wird, traditionell in der Osthalle des Hauptbahnhofs, die Weltpremiere von dem Dokumentarfilm „Das Forum“ von Marcus Vetter gefeiert. Zum ersten Mal in der Geschichte des Weltwirtschaftsforums durfte ein unabhängiges Filmteam die Prozesse vor und hinter den Kulissen begleiten und beobachten. Über drei Jahre bekam der Filmemacher Einblicke in die Arbeitsweise und Verknotungen einer der wichtigsten Veranstaltungen der globalen Politik. Die deutsch-schweizerische Produktion können Besucher außerdem am 28. Und 29. Oktober im CineStar sehen.
Darüber hinaus gehören zur Offiziellen Auswahl sechs Wettbewerbe sowie das Internationale Programm und die Sektion Spätlese. In diesem Jahr freut sich DOK Leipzig über 63 Welt-, 27 internationale, 12 europäische und 50 deutsche Premieren. Zusätzlich feiert das Festival noch einen besonderen Erfolg: Mehr als die Hälfte der Regisseure und Regisseurinnen in der Offiziellen Auswahl sind weiblich.
Sonderreihen
In seiner 62. Ausgabe veranstaltet DOK Leipzig insgesamt acht Sonderreihen. Neben Hommagen an die Brothers Quay, Meister der Objekt- und Puppenanimation, und die singapurische Regisseurin Tan Pin Pin, warten auf die Besucher unter anderem Kids DOK, die Retrospektive „BRDDR“ zur wechselseitigen Beziehung zwischen den zwei deutschen Staaten von der NS-Diktatur bis zur Wende, sowie der Länderfokus Kroatien. Elf Dokumentarfilme setzen sich mit dem Leben im jüngsten EU-Staat auseinander und betrachten es mal aus einer realistischen, mal aus einer experimentellen Sichtweise.
DOK Neuland
Zum fünften Mal wagt das DOK-Team einen weiteren Schritt abseits der bekannten Bilder und Perspektiven. Mit den insgesamt zwölf New-Media-Arbeiten von internationalen Künstlern tauchen Besucher für mehrere Minuten bis zur halben Stunde in andere Welten, zu welchen sie sonst keinen Zugang finden. So können sie zwischen Narrativen und Erzählungen aus der Sicht von körperlich beeinträchtigten Personen, den Protestierenden aus dem Unabhängigkeitsplatz in Kiev oder eines Wurms, der einige Kilometer unter der Erde lebt. Neben diesen Virtual-Reality-Experiences warten im Museum der bildenden Künste, in dem DOK Neuland erstmalig gastiert, mehrere 360° Filme, die ebenfalls zum Nachdenken einladen. Mit dem Film „4 Feet: Blind Date“ begleiten die Zuschauer Juana, eine Rollstuhlfahrerin auf dem Weg zu einem Blind Date, Nyasha Kadandara aus Kenia erzählt wiederum in ihrem Werk über den Klimawandel aus der Perspektive des Sees Tschad in ihrer Heimat.