Der Erfolg der Beweidungsprojekte geht aus einer aktuellen Bilanz der Abteilung Stadtforsten des Amtes für Stadtgrün und Gewässer hervor.
"Besonders profitieren die Vögel", sagt Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer. "So erhöhte sich zum Beispiel die Zahl der Brutpaare im Waldbisongehege am Südwestufer des Cospudener Sees von ursprünglich 13 Brutpaaren auf circa 60, darunter viele seltene und empfindliche Arten. In manchen Jahren wurden mehrere Kuckuckaufzuchten im Gehegebereich beobachtet." Zudem wurde festgestellt, dass der gewünschte Effekt - die Erhaltung von licht- und offenlandliebenden Arten - eingetreten ist. Mittlerweile haben sich stabile Populationen von Heuschrecken, Schmetterlingen und Reptilien gebildet.
Hinsichtlich des geplanten Landschaftsbildes rund um den Cospudener See werden verschiedene Ziele verfolgt, erläutert Andreas Sickert, Leiter der Abteilung Stadtforsten: "Ein besonders wichtiges Anliegen ist es, das Offenland zu erhalten. Neben der Entwicklung von Baumwiesen ist auf großen Flächen auch die Entstehung von Hutewäldern, also lichten Waldgebieten, die regelmäßig mit verschiedenen Tieren beweidet werden, angestrebt." Zum Einsatz kamen bisher die unterschiedlichsten Weidetiere, für die entsprechende Bedingungen geschaffen wurden: zum Beispiel zwei mehrteilige Gehege für Waldbisons und Hirsche oder der Bau von festen Gehegen für Schafe, Ziegen und Yaks. Bei der Wanderbeweidung mit Schafen, Ziegen und Yaks kommen temporäre Weidezäune zum Einsatz.
Mit dem Abäsen der Krautschicht und dem Verbiss der Gehölze sorgten die Weidetiere dafür, dass so genannte Neophyten - fremdländische eingewanderte Pflanzen - wie Kanadische Goldrute und Japanischer Knöterich extrem zurückgedrängt wurden.
Wiederbesiedelung durch den Wendehals
Dass die Krautschicht dank des Weidebetriebs niedrig gehalten wird, führt laut Andreas Sickert zu einer weiteren erfreulichen Entwicklung: "Die neue Struktur mit einer relativ niedrigen Krautschicht stellt auch ein ideales Jagdrevier für einen der seltensten Vögel in Leipzig dar - den Wendehals. Er ernährt sich zum großen Teil von Ameisen. Durch die niedrige Krautschicht ist es ihm möglich, die Ameisenbaue besser zu finden."
Bei der Suche nach einem Projekt des Naturschutzes und der Landschaftspflege für Auszubildende in der Abteilung Stadtforsten war die Idee entstanden, Brutmöglichkeiten für den Wendehals im Umfeld des Cospudener Sees zu schaffen. Unter Beratung, Anleitung und in Zusammenarbeit mit erfahrenen Ornithologen wurden im Bereich der Beweidungsprojekte erstmals Brutkästen für den Wendehals aufgehängt. "Der aktuell anhaltende Erfolg war so durchschlagend, dass er sogar Experten überraschte", freut sich Andreas Sickert. "Im Jahr 2016 wurden zum Beispiel sechs erfolgreiche Bruten mit insgesamt rund 40 Jungtieren gezählt."
Rüdiger Dittmar ergänzt: "Die erfolgreiche Entwicklung der Wendehalspopulation - eines Vogels, der zeitweise in Leipzigs Umgebung fast ausgestorben war - ist ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von ehrenamtlichen Ornithologen mit landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Betrieben."