Die im Herbst 2010 gestartete Kommunale Bürgerumfrage der Stadt Leipzig liegt nun ausgewertet vor. Das Amt für Statistik und Wahlen hatte 6 000 Personen im Alter von 18 bis 85 Jahren mit Hauptwohnsitz in Leipzig angeschrieben. Reichlich 3 000 Fragebögen kamen zurück, was einer Ausschöpfungsquote von 52 Prozent entspricht. Im heutigen Pressegespräch informierten Andreas Müller (Bürgermeister und Beigeordneter für Allgemeine Verwaltung) und Dr. Ruth Schmidt (Leiterin des Amtes für Statistik und Wahlen) über die Ergebnisse.
Schwerpunkte der Kommunalen Bürgerumfrage 2010 waren wie in den vergangenen Jahren Fragen zur Lebenszufriedenheit und Zukunftssicht, zum Wohnen und Umziehen, Einkommen, Verkehr, Dienstleistungen der Stadt sowie zum Ehrenamt. Darüber hinaus wurden die Themen Kommunalpolitik, Kinder, Familie und Freizeit, Weiterbildung, Kultur und Sport sowie Hilfeleistungen für ältere Menschen behandelt.
Nachfolgend einige ausgewählte Umfrageergebnisse:
- Lebenszufriedenheit und Zukunftssicht haben sich seit 2010 erneut leicht verbessert. Positiv in die Zukunft schauen vorwiegend junge Leipzigerinnen und Leipziger. Im Vergleich zu 1993 ist es wichtiger geworden, das Leben zu genießen und beruflich Karriere zu machen.
- Nur 13 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger wohnen in den eigenen vier Wänden, der weitaus größere Teil wohnt zur Miete. Im Durchschnitt zahlen Leipzigs Mieter pro Quadratmeter 5,12 Euro für die Grund- und 7,12 Euro für die Gesamtmiete. Der Preisanstieg zum Vorjahr beträgt 14 bzw. 17 Cent. Die Mehrheit der Leipzigerinnen und Leipziger ist dennoch mit ihrer Wohnung zufrieden bzw. sehr zufrieden. Zwei Drittel der Umzugswilligen wollen, wie in den Vorjahren, in Leipzig wohnen bleiben.
- Zugenommen hat erfreulicherweise das Interesse an Kommunalpolitik, vor allem bei den unter 25-Jährigen. Allerdings fühlen sich auch vier von zehn Leipzigern ungenügend über den städtischen Haushalt informiert. Mehr Bürgerinnen und Bürger beteiligen sich an Planungs- und Gestaltungsprozessen und arbeiten in Bürgerinitiativen und Bürgervereinen mit. Gespart werden könnte aus Sicht der Bürger am ehesten bei der Soziokultur, hingegen nicht bei Schulen und Kindertagesstätten. Die größten Probleme sehen die Leipzigerinnen und Leipziger bei Arbeits und Ausbildungsplätzen, bei der Verschuldung der Stadt und zunehmend beim Straßenzustand.
- Im Vergleich zum Vorjahr ist das persönliche monatliche Nettoeinkommen in Leipzig um 59 Euro auf 1 036 Euro angestiegen. Die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen ist jedoch wieder angewachsen. Beim Haushaltseinkommen konnten Paare mit Kindern deutliche Zuwächse erreichen, auch Singles halten ihr Einkommensniveau. Gleichwohl stehen Paare mit Kindern vergleichsweise schlechter da als kinderlose Paare. Bei Alleinerziehenden besteht nach wie vor eine prekäre Einkommenssituation.
- In Leipzig wurden in den letzten Jahren wieder mehr Kinder geboren. Ungeachtet dessen ist der Kinderwunsch in der fertilen Altersgruppe nach wie vor hoch. Die 25 bis 34-Jährigen wünschen sich zwei Kinder, Männer und Frauen gleichermaßen. Als Hinderungsgründe für einen Kinderwunsch werden häufig die allgemeine Unsicherheit und finanzielle Belastungen angegeben.
- Hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stehen familienfreundliche Urlaubsregelungen, flexible Arbeitszeiten, finanzielle Unterstützung und Kinderbetreuungsplätze auf der Wunschliste der Beschäftigten ganz oben.
- Für fast zwei Drittel der Leipzigerinnen und Leipziger hat Weiterbildung einen hohen Stellenwert. Das betrifft besonders junge Menschen. Neun von zehn Befragten sehen Weiterbildung als ein wichtiges Erfordernis, um im Beruf erfolgreich zu sein. Die Hauptnutzergruppe von beruflicher Weiterbildung sind die höher qualifizierten Angestellten. Nutzergruppen der Volkshochschule sind die mittleren und älteren Altersgruppen, interessiert sind allerdings auch die unter 35-Jährigen.
- Jeder Zweite leistet zumindest ab und zu älteren Menschen hauswirtschaftliche Unterstützung. Von ehrenamtlicher Tätigkeit profitieren allerdings nicht nur ältere Bürger. Reichlich jeder Fünfte der Leipzigerinnen und Leipziger über 18 Jahren übt eine ehrenamtliche Funktion aus. Das Potenzial für ehrenamtliche Tätigkeit ist vergleichsweise groß.
- Die Leipziger Museumsnacht ist besonders unter jungen Bürgern beliebt, über 90 Prozent der jüngeren Besucher unter 35 Jahren fanden sie sehr gut oder gut. Bei älteren Bürgerinnen und Bürgern sind die Leipziger Oper, das Leipziger Ballett und die Musikalische Komödie beliebt.
- Die Leipzigerinnen und Leipziger sind überwiegend sportlich. 61 Prozent treiben mindestens einmal in der Woche Sport. Gute Zustands- und Ausstattungsnoten erhalten Jogging- und Walkingstrecken sowie Wassersportanlagen.
- Der Ausstattungsgrad der Haushalte mit Pkw ist im Jahr 2010 auf Vorjahresniveau geblieben, die Zahl der Fahrräder ist dagegen angestiegen. In drei von vier Haushalten gibt es mindestens ein Fahrrad. Allerdings ist der Pkw nach wie vor der Favorit bei Fahrten zur Arbeit, zum Einkauf sowie in der Freizeit und zur Erholung. Eine Förderung des Radverkehrs befürworten drei Viertel bei Radwegen bzw. Radfahrstreifen.
- 70 Prozent der Befragten haben im Jahr 2010 ein Bürgeramt aufgesucht. Am stärksten wird das zentral gelegene Bürgeramt im Stadthaus frequentiert. Im Hinblick auf die Zufriedenheit erhält die fachliche Beratung eine Durchschnittsnote von 1,9; dicht gefolgt von den Zufriedenheiten mit den Öffnungszeiten (2,0).
- Für die Abfallentsorgung nutzen rund 97 Prozent der Bürger immer die Blaue Tonne, 95 Prozent die Gelbe Tonne sowie 86 Prozent die Glassammelcontainer.
Weitere Informationen
- Kommunalen Bürgerumfrage auf leipzig.de
- Der Bericht ist für 15 Euro bei Versand zuzüglich Versandgebühr beim Amt für Statistik und Wahlen erhältlich. (Postbezug: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen, 04092 Leipzig. Direktbezug: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen, Burgplatz 1, Stadthaus, Zi. 228).
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