Etwas nahezu Unglaubliches war dort im Sommer `89 geschehen: Zwei Außenminister durchtrennten mit einem Bolzenschneider gemeinsam den Grenzzaun. Der Eiserne Vorhang, der Europa kalt, brutal und scheinbar unumstößlich teilte, war plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes löchrig geworden.
„Grenzen überwinden“ - unter diese Überschrift haben wir in diesem Jahr die Feierlichkeiten des 9. Oktobers gestellt; Ungarn steht dabei im Fokus unserer Aufmerksamkeit. Ganz bewusst stellen wir in jedem Jahr die Erinnerung an die Friedliche Revolution in einen europäischen Kontext. Denn der Aufbruch zur Demokratie, den wir 1989 erleben durften, war ein Meilenstein der europäischen Geschichte. Daran würdig zu erinnern heißt nicht, aktuelle Ereignisse und Entwicklungen auszublenden. Ich denke gerade im Gegenteil: Ich denke, ist es ist unsere Verpflichtung, Bezüge zur Gegenwart, die auch schmerzhaft sein können, herzustellen, und für die Werte Freiheit und Demokratie zu sensibilisieren.
Dazu gehört, darauf aufmerksam zu machen, dass es eben kein Zufall war, dass sich ausgerechnet dort zwischen Ungarn und Österreich zuerst die Grenzen öffneten. Die ungarische Bevölkerung hatte sich mit der Teilung Europas nie abgefunden, hatte auf ihre Unabhängigkeit gepocht, hatte sich nie mit der Sowjetunion arrangiert. Es war in Ungarn, wo DDR-Bürger (die, die ein Visum erhielten) ihre Verwandten aus der Bundesrepublik treffen, Internationalität erspüren und einen Hauch von Freiheit schnuppern konnten.
Dazu gehört aber eben auch, auf die aktuellen Entwicklungen hinzuweisen, die bei den europäischen Nachbarn und auch im Inland öffentlichen Protest hervorrufen. Gesetzesänderungen, die die Freiheit der Medien und die Unabhängigkeit der Justiz einschränken, stehen dem Geist von 1989 entgegen; sie sind ein Rückschritt.
Deshalb ist unser 9. Oktober auch der richtige Zeitpunkt, um gemeinsam über Ungarn und seine Entwicklung zu sprechen. Das werde ich am Dienstag tun, wenn ich Herrn Staatsminister Zoltan Balog treffe. Ich freue mich besonders, dass mit György Dalos ein Mitbegründer der demokratischen Oppositionsbewegung in Ungarn die Rede zur Demokratie halten wird. Und ich würde mich freuen, wenn Sie wieder mit dabei wären in der Nikolaikirche und auf dem Augustusplatz.
Ihr Burkhard Jung
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