"Über Monate hinweg ausbleibende oder stark reduzierte Niederschläge sowie ein 'Rekord-Sommer' nach dem anderen zeigen deutlich, dass der Klimawandel auch in Deutschland angekommen ist. Insbesondere im städtischen Umfeld ist in den nächsten Jahren mit weiter zunehmenden Hitzebelastungen zu rechnen", konstatiert Klimabürgermeister Heiko Rosenthal. "Über die nun vorliegende interaktive Webanwendung können sich die Leipzigerinnen und Leipziger zur Belastungssituation im Wohn- und Arbeitsumfeld informieren und gegebenenfalls besser schützen. Zudem sind die Ergebnisse Grundlage für die Stadtverwaltung, um zielgerichtet Gegenmaßnahmen ergreifen zu können."
Stadtklimaanalyse zeigt Hitzebelastung
Peter Wasem, Leiter des Amtes für Umweltschutz und amtierender Leiter des Referates Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz: "Die aktuelle Stadtklimaanalyse für Leipzig reiht sich in die bisherigen Untersuchungen des Stadtklimas mit verschiedenen Methoden ein und schreibt sie in einer neuen Qualität fort. Es können nun detaillierte Aussagen zum Mikroklima und insbesondere zum Strömungsfeld getroffen werden. Eine Tag-Analyse zeigt flächendeckend, welcher Hitzebelastung Personen im Freien ausgesetzt sind. Eine Nacht-Analyse stellt das komplexe Wechselspiel zwischen dem stellenweise stark, stellenweise wenig überwärmten Siedlungsgebiet und den Funktionen der ausgleichenden Grünflächen in der Nacht dar." Daraus abgeleitet werden in der Planungshinweiskarte (PHK) Handlungsoptionen für die Siedlungsflächen aufgezeigt. Die Grünflächen werden entsprechend ihrer Funktion im nächtlichen Ausgleichsprozess und als Erholungsraum tagsüber bewertet.
Die Stadtklimaanalyse wird Grundlage verschiedener Aktivitäten der Stadt sein. Zu nennen ist die Umsetzung des Fachkonzeptes Freiraum und Umwelt aus dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) und des Beschlusses zum "10-Punkte-Programm gegen Hitze im Stadtgebiet". Dabei geht es um die Reduzierung der Hitzebelastung bspw. durch das Sichern und Aufwerten der Freiflächen, die Steuerung von Nachverdichtung oder die zielgerichtete Anlage von Pocketparks (Miniatur-Grünraum).
Umfangreiche Daten zum Mikroklima
Mit dieser Untersuchung liegt erstmalig ein umfangreicher Datensatz zum Mikroklima, zum Strömungsfeld und zur Hitzebelastung der Menschen in Leipzig vor, der in einer zweiten Phase nun noch weiter analysiert wird. Beispielsweise werden die Kaltluftprozesse in der Nacht eingehender betrachtet. Danach wird bekannt sein, welche Ackerflächen besonders wertvolle Kaltluftproduktionsflächen für die Stadt sind, wo die abkühlenden Luftmassen entlang strömen können und in welchen Siedlungsbereichen sie letztlich wirken. Daneben wird ein "klimatischer Sanierungsbereich" aus bereits kritischen Flächen und weiteren Flächen, die durch Nachverdichtung und dem Klimawandel besonders gefährdet sind, gebildet werden. Für diesen Bereich werden spezifische Maßnahmen ausgewiesen, die zur Entlastung der Situation im jeweiligen Fall wirken könnten.
Daten und weitere Informationen