Das Regionale Übergangsmanagement Leipzig zeigt am Prominenten-Beispiel Winston Churchill, dass auch Problem-Schüler beruflich erfolgreich sein können. Nach Albert Einstein auf Leipziger
Plakatsäulen folgt nun Winston Churchill auf Bildpostkarten, so genannten Citycards, die ab heute in 90 Leipziger Treffpunkten und Kultureinrichtungen ausliegen. Churchill (1874-1965), erfolgreicher Staatsmann und Literatur-Nobelpreisträger, entsprach wie Einstein in seiner Jugendzeit nicht dem Idealbild des guten Schülers.
Dass es sich für Wirtschaft und Gesellschaft durchaus lohnen kann, auch Jungen und Mädchen mit Problemen oder schlechteren Schulabschlüssen eine Chance zu geben, darauf macht das Regionale Übergangsmanagement (RÜM) Leipzig in der zweiten Etappe einer Motiv-Kampagne aufmerksam.
Winston Churchill eckte in der Schule mit seinem eigensinnigen Charakter an und wurde als
talentfreier Versager abgestempelt. Jugendliche mit solchen Eigenschaften haben im heutigen Leipzig bei Ausbildungsbetrieben häufig schlechte Karten, wie Dr. Siegfried Haller vom Amt für Jugend, Familie und Bildung zu berichten weiß: Mit unseren Prominenten-Motiven auf Postkarten und Plakaten wollen wir Unternehmer und Entscheider zum Nachdenken anregen, sich mehr auf vermeintlich problematische Azubis einzulassen und die Chancen für den eigenen Betrieb zu erkennen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sei dies unternehmerische Notwendigkeit. So genannte chancenarme oder benachteiligte Jugendliche würden in sie gesetztes Vertrauen in der Regel auch durch höhere Loyalität danken, so Haller weiter.
Dass Leipzigs Betriebe und Öffentlichkeit für dieses Anliegen sensibilisiert sind, dafür sprechen erste Reaktionen auf die Plakatkampagne mit Albert Einstein vom Februar. Aus einer nicht repräsentativen Befragung von rund 120 Passanten ergab sich, dass die Aktion überwiegend gut ankommt.
Eine sehr gute Botschaft. Gut, dass das mal jemand öffentlich sagt! und Diese Initiative kann ich hundertprozentig unterstützen!, so zwei Leipziger Passanten.
Eine Besucherin aus Halle findet die Kampagne gut, weil man etwas für diese Jugendlichen tun muss.
Der Leipziger Norbert Rost berichtete sogar von ähnlichen Erfahrungen: Mein Freund war in der Schule ein Depp, ist dafür aber ein exzellenter Bäcker.
Prominenten- und Alltagsbeispiele zeigen also: Unternehmerisches und gesellschaftliches Engage-ment in den Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf lohnen sich. Die strukturellen
Bedingungen dafür zu verbessern, ist Aufgabe des Regionalen Übergangsmanagements. RÜM hält für Unternehmer und Jugendliche ein umfangreiches Informationsangebot vor: uebergangsmanagement-leipzig.de .
Winston Churchill - "ein talentfreier Versager"?
Im Jahr 1953 erhielt Winston Leonard Spencer-Churchill (1874-1965) in Stockholm den Nobelpreis in der Kategorie Literatur für seine geschichtlichen und politischen Werke. Einen festen Platz in den Ge-schichtsbüchern hat er aber vor allem durch sein Wirken als britischer Premierminister, der England durch den zweiten Weltkrieg führte und anschließend für eine zweite Amtszeit wiedergewählt wurde, sicher. Wer allerdings noch den jungen Churchill kannte, hätte dies zur damaligen Zeit wohl kaum für möglich gehalten.
Als Kind besaß Churchill einen eigensinnigen Charakter, mit dem er seit 1882 vor allem in der Schule aneckte. Er galt als ungezogen sowie frech und erschien in einem Monat sogar 19-mal zu spät zum Unterricht. Einer seiner ersten Lehrer bezeichnete ihn gar als bösartig. Häufig oblag es seinem Kindermädchen, ihn aus diversen Schwierigkeiten zu befreien. Aus Briefen wissen wir, dass der spätere Nobelpreisträger, den in seiner Kindheit zu allem Überfluss eine sprachliche Behinderung plagte, die Schule in Ascot hasste. Trotz schulischer Fortschritte in den Folgejahren beurteilte man seine Handschrift immer noch als gut, aber sehr langsam und seine Rechtschreibung als so schlecht wie überhaupt nur möglich.
Als Klassenletzter wechselte Churchill 1984 auf eine Schule in Brighton, wo er auf eine verständnisvol-le Direktorin traf. Sie erkannte, dass es ihm nicht am Talent, sondern an Disziplin mangelte. Seine Leistungen verbesserten sich; nur in Sachen Betragen zeigten sich unverändert deutliche Mängel. Beispielsweise gab der Mann, der den Nationalsozialisten standhaft trotze, bei Prüfungen leere Blätter ab, auf die er nur seinen Namen kritzelte, der wiederum Jahrzehnte später weltberühmt sein sollte. In der elitären Privatschule Harrow verbrachte Churchill ein erfolgloses Jahr 1884. Nachdem ein Lehrer seine Eltern informierte, dass er zwar nicht willentlich Ärger mache, aber vergesslich, nachlässig, unpünktlich und unberechenbar sei, fasste sein Vater den Entschluss, dass sein talentfreier Versager es allerhöchstens beim Militär zu etwas bringen könne. Die Vorauswahl der Militärakademie in Sandhurst im Jahr 1891 stellte schließlich kein Hindernis dar wohl aber die Aufnahmeprüfung, die der spätere Spitzenpolitiker erst im dritten Versuch 1893 erfolgreich bestand. Vor allem die mathematischen Aufgaben stellten sich immer wieder als problematisch heraus.
Letztendlich mauserte sich Churchill, der seine Schulzeit als finsteren Fleck in seinem Leben und als eine Zeit voller Missbehagen, Zwang und trostloser Eintönigkeit beschrieb, in Sandhurst zu einem guten, aber immer noch unpünktlichen Schüler.
Quelle: www.winstonchurchill.org
Perspektive Berufsabschluss"
ist ein Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das durch strukturelle Veränderungen den Anteil von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ohne beruflichen Abschluss dauerhaft senken will. 97 Projekte sollen dafür Netzwerke in zwei unterschiedlichen Förderschwerpunkten nachhaltig etablieren.
Regionales Übergangsmanagement stimmt an 55 Standorten die verschiedenen bereits
vorhandenen Förderangebote und Unterstützungsleistungen aufeinander ab, um Jugendlichen den Anschluss von der Schule in eine Berufsausbildung zu erleichtern.
Abschlussorientierte modulare Nachqualifizierung schafft durch 42 Projekte geeignete
Rahmenbedingungen, um an- und ungelernten jungen Erwachsenen mit und ohne Beschäftigung einen nachträg-lichen Berufsabschluss zu ermöglichen.
Perspektive Berufsabschluss wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung aus
Bundesmitteln und von der Europäischen Union aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds in den Jahren 2008 bis 2013 mit insgesamt rund 67 Mio. ?? finanziert.
uebergangsmanagement-leipzig.de
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