"Setz dich endlich ordentlich hin!!!" Bereits der Tonfall vermittelt Kindern, wie ernst es steht, wenn Mama oder Papa wiederholt ermahnen. Nachdem ein Kleinkind eine Beziehung zur eigenen Stimme entwickelt hat, kommuniziert es mit seinen engsten Bezugspersonen, verbal und vokal.
Viele Stimmstörungen im Kindesalter gehen auf eine gestörte Kommunikation in der Familie beziehungsweise im sozialen Umfeld zurück. Diesen thematischen Bogen schlägt das diesjährige Leipziger Symposium zur Kinder- und Jugendstimme vom 24. bis 26. Februar 2017. Unter dem Motto "Bezugssystem Stimme" beschäftigen sich die Vorträge und Workshops unter anderem mit der Beziehung zur eigenen Stimme, mit Stimmstörungen bei Kindern, mit der Bedeutung des Singens in der Schwangerschaft bis hin zu Aspekten der chorleiterischen Arbeit.
Das Symposium wird in Kooperation mit dem Arbeitskreis Musik in der Jugend sowie der Leipziger Hochschule für Musik und Theater veranstaltet. Ärzte, Wissenschaftlerinnen, Logopäden, Chorleiterinne, Stimmbildner, Erzieherinen, Lehrer und Psychologen nehmen teil. Insgesamt werden 500 Gäste erwartet.
Ergebnisse der Stimmforschung
Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät präsentieren im Rahmen des Symposiums Ergebnisse einer Stimmfeldmessung von rund 5000 Erwachsenen und Kindern, die im Rahmen der Studie des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen (LIFE) untersucht wurden. "Wir konnten weltweit erstmals bei einer so großen Gruppe die Normwerte einer Stimme definieren. Diese Werte sind ein wichtiger Parameter für die klinische Untersuchung von Stimmstörungen und für die medizinische Begleitung der Stimmentwicklung", erklärt Prof. Dr. Michael Fuchs, Leiter des Symposiums und Professor für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Universität Leipzig.
"Ein überraschendes Ergebnis war, dass stimmgesunde Frauen ihre Sprechstimme deutlich tiefer einsetzen als vor etwa 20 Jahren und als in Fachkreisen gemeinhin angenommen. Statt einer ganzen Oktave liegt die Frauenstimme nur noch etwa eine Quinte, also die Hälfte des Wertes, über der Männerstimme", erörtert Prof. Dr. Michael Fuchs, Leiter der Sektion für Phoniatrie und Audiologie am Universitätsklinikum Leipzig.
Auch der gesellschaftliche Status beeinflusst die Stimme: "Die Daten der LIFE Erwachsenen-Studie zeigen, dass ein höherer sozioökonomischer Status mit einer größeren Sprechstimmdynamik und einem größeren Sprechstimmumfang einhergeht", erläutert Dr. Thomas Berger, Facharzt für HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum Leipzig. Weiterhin war die Stimme von aktuellen Rauchern in der Stichprobe deutlich tiefer. Zwischen Nichtrauchern und ehemaligen Rauchern zeigten sich jedoch kaum Unterschiede. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass die Stimmveränderungen durch das Rauchen reversibel sind.
Weitere Informationen
Programm, Referenten, Pressestimmen und die Dokumentation finden Sie auf der Website des Universitätsklinikums: http://kinderstimme.uniklinikum-leipzig.de