Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse. Hierbei wurden zwei Zeiträume miteinander verglichen. Der erste Zeitraum erstreckt sich vom 10. Februar bis zum 15. März 2020, fünf Wochen vor dem Lockdown. Der zweite Zeitraum bezieht sich auf den fünfwöchigen Lockdown vom 16. März bis zum 19. April 2020.
Untersucht wurde die Entwicklung des Verkehrsaufkommens und der Stickstoffoxidkonzentration an der Luftmessstation Leipzig-Mitte am Willy-Brandt-Platz in Leipzig. Da Stickoxide maßgeblich durch die Verbrennungsmotoren der Kraftfahrzeuge erzeugt werden, sollte ein Rückgang des Verkehrsaufkommens zu einer Reduzierung der Konzentration von Stickstoffdioxid (NO2) führen. Dieser Effekt ist jedoch nicht unmittelbar an den gemessenen NO2-Werten sichtbar. Wesentlicher Grund dafür ist das Wetter und dessen Einfluss auf die Messwerte. So sorgte beispielsweise im Zeitraum vor dem Lockdown eine deutlich höhere Windgeschwindigkeit für eine bessere Durchmischung der Atmosphäre und damit für die Verdünnung und den Abtransport von Luftschadstoffen.
Um darzustellen, welche NO2-Konzentration sich bei einer gleichbleibenden Wettersituation ergeben hätte, wurden die an der Station Leipzig-Mitte gemessenen Werte mit Ergebnissen aus Modellrechnungen kombiniert. Im Ergebnis daraus führte der Rückgang des Verkehrsaufkommens in Leipzig-Mitte zu einer Reduzierung der NO2-Konzentration um etwa 30 bis 40 Prozent.
Der dargelegte Einfluss des Wetters auf die Luftqualität kann die Frage aufwerfen, ob Maßnahmen zur Luftreinhaltung in diesem Zusammenhang Sinn ergeben. Sie ist eindeutig mit Ja zu beantworten. Luftreinhaltemaßnahmen sorgen dafür, dass die Luftschadstoffbelastung die gesetzlichen Grenzwerte nicht überschreitet. Bei Stickstoffdioxid bezieht sich der betreffende Grenzwert auf den Zeitraum eines ganzen Jahres, folglich sind Zeiten günstiger und ungünstiger Wetterverhältnisse eingeschlossen. Bei der Planung von Luftreinhaltemaßnahmen insbesondere bei der Analyse und Wirkungsabschätzung werden daher Modelle verwendet, welche die lokalen Wetterverhältnisse anhand repräsentativer Zeiträume (in der Regel mehrjährige Statistik) berücksichtigen. Anderenfalls bestände die Gefahr einer Über- oder Unterschätzung des zum Schutz der menschlichen Gesundheit erforderlichen Umfangs und der Tiefe von Maßnahmen zur Luftreinhaltung.