Wer einen Herbstspaziergang durch den Leipziger Stadtwald unternimmt, wird auch in diesem Jahr wieder feststellen, dass die Forstwirte an der Arbeit sind. Ziel: Es soll ein maximaler Nutzen aus allen Waldfunktionen, also Ökologie, Erholung und Ökonomie erreicht werden. Aufgrund der hohen Biodiversität des Leipziger Auwaldes und auch vieler anderer Stadtwälder steht der ökologische Aspekt im Vordergrund, gefolgt von der Erholungsfunktion.
Das bedeutet: Die meisten forstlichen Pflegemaßnahmen dienen der Erhaltung des Ökosystems. Ein hochwertiges Ökosystem mit Arten- und Strukturvielfalt steigert automatisch auch den Erlebnis- und damit den Erholungswert des Waldes. Die Abteilung Stadtforsten legt daher bei ihren Pflege-, Erhaltungs- und Verbesserungsarbeiten großen Wert auf den Erhalt von hartholz-auentypischen Baumarten, wie beispielsweise die Eiche. "Sie ist im Rückgang begriffen, nimmt derzeit nur noch 24 Prozent des Stadtwaldes ein", resümiert Stadtförster Andreas Sickert. "Auf lange Sicht streben wir deshalb wieder einen Eichenanteil von 40 Prozent an."
Erhöht werde auch der Anteil anderer hartholztypischer Baumarten, die im Laufe der Jahre vernachlässigt worden sind. Dazu gehören beispielsweise die Winterlinde, die Hainbuche, der Feldahorn und auch Obstgehölze, besonders der echte Wildapfel. "Gelingt uns großflächig die Ansiedlung der Stieleiche, profitiert davon ein breites Artenspektrum an Pflanzen und Tieren", erklärt Sickert.
Zwei- bis dreitausend Arten sind direkt oder indirekt an die Existenz der Stieleiche gekoppelt. Weil sie zu den Halblichtbaumarten gehört und damit ausreichend Licht durchlässt, können sich unter ihrem Schirm andere Hartholzbaumarten ansiedeln. "Außerdem haben wir in Anbetracht des Klimawandels festgestellt, dass die Stieleiche auch noch gut mit neuen klimatischen Bedingungen, wie beispielsweise höheren Temperaturen, klarkommt", so Sickert. Und die Eiche zeigt sich auch bei Überflutungen ziemlich widerständig. Sie weise eine hohe Überflutungstoleranz auf, sodass es bei Überschwemmungen der Hartholzaue mit ihr die wenigsten Probleme gebe.
Durch die Forstwirtschaft gewinnen natürlich auch Tiere, vor allem Licht und Wärme liebende Arten, darunter viele Schmetterlinge, sowie Holz bewohnende Käfer. Gesichtet wurde inzwischen auch die Wildkatze: Sie ist neuerdings im Leipziger Auenwald wieder unterwegs und fühlt sich wohl, weil die forstliche Pflege abwechslungsreiche Strukturen schafft.