Statt Notenblättern ein Tablet auf dem Notenständer - auf dem Bildschirm zu sehen: Ole Schmidt, 15, Posaunenschüler von Matthias Wiedemann und seit rund fünf Jahren mit Instrument im Anschlag. Der Direktor der Musikschule Leipzig "Johann Sebastian Bach" hält seinerseits eine Posaune in der Hand und gibt nun Anweisungen, wie Ole sein Instrument noch besser spielen kann.
Stillstand ohne Internet
So sieht derzeit der Einzelunterricht für einen Großteil der 8.000 Schüler sowie 96 festen und 193 Honorarlehrer der Musikschule aus. "Zum Glück gibt es das Internet und Videotelefonie", sagt Matthias Wiedemann. Ohne die Technik würde der Betrieb an seinem Haus gänzlich stillstehen, was vor allem für die Honorarlehrer ein großes Problem wäre.
Stattdessen können rund 70 Prozent des vokalen und instrumentalen Einzelunterrichts gegeben werden. Seit 4. Mai können auch die etwa 600 Tanzschüler wieder zusammen üben - per Videokonferenz, die nach technischen Problemen nun funktioniert.
Videos sollen erhalten bleiben
Wie überhaupt die Schule und ihre Lehrer einen großen technischen Sprung gemacht haben. "Es hat mich begeistert, wie sich die Kollegen dieser schweren Aufgabe gestellt haben", berichtet Wiedemann - auch wenn der Eins-zu-eins-Unterricht auf Dauer nicht zu ersetzen sei. Eine Neuerung will er dennoch in die Nach-Corona-Zeit mitnehmen: Weil die Tonqualität im Videochat oft schlecht ist, haben die Schüler angefangen, Videos von ihren heimischen Proben an die Lehrer zu schicken. "Sie üben dadurch sogar noch intensiver, weil sie versuchen, ein perfektes Video hinzukriegen", hat Wiedemann festgestellt.
Das bestätigt auch Ole im Chat: "Manchmal klappt es schon beim zweiten Versuch, manchmal erst beim fünften Mal." Dass die Musikschule den digitalen Unterricht anbietet, findet er klasse und lobt: "Ich wusste, dass die Schule innovativ ist und habe so etwas erwartet."