Das Bülowviertel im Leipziger Osten ist ein Quartier ganz eigener Art. Eine großzügige
Bebauungsstruktur und zurückhaltende, aber architektonisch oft hochwertig gestaltete Gründerzeitgebäude mit zumeist nur drei oder vier Stockwerken und Vorgärten prägen den Charakter dieses sechs Hektar großen Areals östlich des Torgauer Platzes, das umschlossen wird von der Torgauer Straße, der Eisenbahnstraße und den Gleisen der Eisenbahnstrecke Leipzig-Dresden.
Trotz allem ist auch das Bülowviertel nicht von Problemen wie Leerstand, Sanierungsrückstand und Negativ-Image verschont geblieben. Dieses zu ändern und die Qualitäten des Quartiers voll zur
Geltung zu bringen, haben sich engagierte private Eigentümer und die Leipziger Wohnungs- und Bauge-sellschaft (LWB) auf ihre Fahnen geschrieben. Gemeinsam verfolgen sie eine abgestimmte Strategie, um ihr Viertel durch die Bündelung privater und öffentlicher Aktivitäten voran zu bringen - seit dem Sommer 2009 unter dem Dach des Vereins Bülowviertel e. V. Sie definierten kurz- und mittelfristige Ziele und notwendige Maßnahmen, etwa die Betreibung eines Spielplatzes oder die Etablierung eines eigenen Quartiershausmeisters. Die Umsetzung ist in Arbeit.
Tag der offenen Türen am 8. Mai
Interessenten sollten den Tag der offenen Türen am 8. Mai nutzen, um sich mit den Möglichkeiten vertraut zu machen, die das Bülowviertel bietet. Verein, Stadt und Sächsische Aufbaubank (SAB) informieren an diesem Tag über die Genossenschaftsidee und die Türen potenzieller Kauf- und
Mietobjekte sind geöffnet. Ab 14 Uhr findet ein Quartiersfest mit Kunst und Musik statt, das durch
Bürgermeister Martin zur Nedden eröffnet wird.
Ich freue mich sehr, dass der Verein Bülowviertel e. V. eine neue Perspektive für dieses Viertel mit seinen besonderen Potenzialen bietet. Der Stadt Leipzig ist die Unterstützung dieser Bemühungen wichtig: Einerseits stehen Synergieeffekte zwischen privatem und öffentlichen Engagement im Fokus des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (SEKo), anderseits ist der hier verfolgte Ansatz ein gutes Beispiel für eine Eigentümerstandortgemeinschaft und kann somit dazu beitragen, den Weg für eine mögliche Etablierung von Eigentümerstandortgemeinschaften und Housing Improvement Districts in Sachsen zu bereiten, so der Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau Martin zur Nedden.
Das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) koordiniert die städtische Unterstützung. So setzte es sich zum einen dafür ein, dass das Bülowviertel in das Forschungsfeld Eigentümerstandortgemeinschaften im Stadtumbau des Bundesforschungsprogramms Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) aufgenommen wurde. Das ermöglicht es, neue Wege zur Wiederbelebung des Viertels auszuprobieren und die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit zu gewinnen, wozu den auf sich selbst gestellten Eigentümern der finanzielle Spielraum gefehlt häte. Zum anderen hilft das Selbstnutzer-Programm des ASW, Interessenten für noch leer stehende Objekte zu gewinnen.
Themenquartier ''Haus-Gemeinschaften''
Die zusammenhängenden Bestände unsanierter Gebäude im Bereich der mittleren Bülowstraße
eig-nen sich besonders als ein Themenquartier Haus-Gemeinschaften für Selbstnutzer und Wohngruppen, die ein Haus gemeinschaftlich bewohnen und bewirtschaften wollen. Letztere können, um das Haus zu erwerben, Ein-Haus-Genossenschaften bilden eine Chance u. a. für junge Leute mit schmalem Geldbeutel.
Bürgern mit geringem Eigenkapital und mit variablem Einkommen und damit ohne Aussicht auf einen Bankkredit, aber mit viel Freizeit und Tatendrang, eröffnet sich hier die Möglichkeit, diese Bestandsbauten zu erwerben und diese mit viel Eigenleistung in einen nutzbaren Zustand zu bringen.
Um den Aspekt der Risikominimierung auch bei Projekten von Geringverdienern mit hoher Eigenleistung verwirklichen zu können, wird das Modell des genossenschaftlichen Wohneigentums vorgeschlagen, bei dem durch eine zweijährige Pflichtprüfung durch einen Prüfungsverband eine laufende kaufmännische Überwachung besteht und bei dem die Haftung des Einzelnen auf seinen Genossenschaftsanteil beschränkt ist.
Eine notwendige Grundlage dieses Modells sind günstige Einstandspreise für die Bestandsgebäude bzw. die Bereitschaft der Eigentümer zu unkonventionellen Finanzierungsmodellen für den Kaufpreis, wie dies bereits für bestimmte Objekte im Bülowviertel ausgehandelt wurde.
Über das Selbstnutzer-Programm sucht die Stadt Leipzig nun gezielt Interessierte und potenzielle Mitglieder für die Genossenschaft und bietet Beratungsleistungen an.
Weitere Informationen
- Initiative Bülowviertel
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