Seit 2001 werden jährlich mit dem Preis Journalisten, Verleger und Institutionen geehrt, die sich mit hohem persönlichem Einsatz für die Freiheit und Zukunft der Medien engagieren. Der Preis soll auch die Erinnerung an die friedliche Revolution in Leipzig am 9. Oktober 1989 wachhalten. Damals forderten die Demonstranten "eine freie Presse für ein freies Land".
Am 7. Oktober um 18 Uhr findet im Mediencampus Villa Ida die Preisverleihung statt. Dr. Heiner Koch, Erzbischof von Berlin, wird die diesjährige Leipziger Rede zur Medien- und Pressefreiheit halten.
Preisträger
In diesem Jahr wird der Preis an die türkischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül verliehen.
Can Dündar wurde 1961 in Ankara (Türkei) geboren. Über viele Jahre arbeitete er als Kolumnist für die Zeitung Milliyet, 2013 wurde er dort fristlos entlassen, wohl wegen kritischer Kolumnen zu den Protesten um den Istanbuler Gezi-Park. Anschließend wechselte er zur Cumhuriyet, deren Chefredakteur er Anfang 2015 wurde. Im Mai 2014 veröffentlichte er gemeinsam mit Ankara-Büroleiter Erdem Gül Material über Verstrickungen des türkischen Staates in den syrischen Bürgerkrieg. Diese Veröffentlichungen wurden juristisch verfolgt.
Erdem Gül wurde 1967 im türkischen Giresun geboren. 1992 begann er seine berufliche Laufbahn bei der türkischen Nachrichtenagentur Anka. 2010 wurde er zunächst Parlamentsreporter von Cumhuriyet, seit 2013 leitete er das Hauptstadtbüro der Zeitung in Ankara. Im Cumhuriyet-Prozess um die Berichterstattung zu einem geheimen Militärtransport der Türkei nach Syrien galt Erdem Gül als Hauptangeklagter.
Im November 2015 wurden beide Journalisten verhaftet, wobei das türkische Verfassungsgericht die Untersuchungshaft im Februar 2016 als unrechtmäßig bezeichnete. Der Prozess begann am 25. März 2016, die Anklage lautete auf wissentliche und willentliche Unterstützung einer bewaffneten Terrororganisation und Spionage von Staatsgeheimnissen.
Can Dündar lebt seit Juli 2016 im Ausland, im August legte er das Chefredakteursamt bei Cumhuriyet nieder. Seine Frau darf nicht aus der Türkei ausreisen. Erdem Gül darf derzeit ebenfalls nicht aus der Türkei ausreisen. Im September 2016 wurde ein zweiter Prozess gegen die Journalisten angestrengt, jetzt sind Can Dündar und Erdem Gül wegen vorsätzlicher und wissentlicher Unterstützung einer bewaffneten Terrororganisation angeklagt.
Weitere Informationen
Preisverleihung des "Preises für die Freiheit und Zukunft der Medien"
am 7. Oktober 2016, 18 Uhr
Mediencampus Villa Ida
Poetenweg 28
04155 Leipzig