Die Uni möchte zeigen, "dass die Alma mater Lipsiensis diesen barbarischen Akt der Zerstörung aufs Schärfste verurteilt", betont Uni-Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking. So beginnt am 30. Mai 2018 um 10 Uhr ein Gedenkgottesdienst, der zugleich den Dank für den Neubau zum Ausdruck bringen soll. "Dieser Kirche-Aula-Bau hält das Gedenken an die Universitätskirche wach und ist zugleich ein Ort des regen geistigen, musikalischen und geistlichen Universitätslebens", so Schücking.
Gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa lädt die Uni am 30. Mai 2018 ab 13 Uhr ein zum wissenschaftlichen Kolloquium "Von St. Pauli zum Paulinum. Leipzigs Universitätskirche und andere Baudenkmäler". Die Veranstaltung wirft neue Blicke auf das Ereignis der Sprengung, das historische Umfeld und die Folgen bis zur Gegenwart. Experten aus dem In- und Ausland berichten über vergleichbare Fälle.
Um 19.30 Uhr beginnt ein Gedenkkonzert, zu dem Oberbürgermeister Burkhard Jung einführende Worte sprechen wird. Dabei wird ein Werk von Daniel Beilschmidt uraufgeführt, das im Auftrag der Stiftung Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig entstanden ist. Außerdem stehen Werke von Johann Sebastian Bach und Volker Bräutigam auf dem Programm.
Die Sprengung am 30. Mai 1968
Das Datum des 30. Mai 1968 steht für eine Machtdemonstration der DDR-Regierung. Der Rat der Stadt Leipzig war dabei bloßer Erfüllungsgehilfe. Am 7. Mai 1968 beschloss das Politbüro der SED die städtebauliche Neugestaltung des damaligen Karl-Marx-Platzes. Die Kirche gehörte nicht mehr dazu. Die Stadtverordnetenversammlung schloss sich dieser Entscheidung am 23. Mai 1968 an. Mit Demokratie hatte dies nichts zu tun. Der Zerstörung der Paulinerkirche folgte das Schweigen. Bis zum Ende der DDR durfte an keinem Ort öffentlich über die Ereignisse gesprochen oder geschrieben werden. Das geschah nach 1990 umso deutlicher und die Stadt Leipzig unterstützte den Neubau des Paulinums, das Ende vergangenen Jahres eingeweiht wurde. An die Sprengung erinnert heute der Trümmerberg in der Etzoldschen Sandgrube unweit des Völkerschlachtdenkmals. Dort ist ein Gedenkort entstanden, an dem mittels einer Installation Stimmen von Zeitzeugen erklingen.