Im Leipziger Osten ist auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei an der Zweinaundorfer Straße eine neue Freifläche entstanden: das Stadtgärtnerei-Holz. Matthias Herbert, Abteilungsleiter im Bundesamt für Naturschutz (BfN), Wolfgang Kunz, Leiter des Leipziger Stadtplanungsamtes, und Inge Kunath, Leiterin des Amtes für Stadtgrün und Gewässer, gaben das neue Areal heute (23. Juni) zur Nutzung durch die Bürgerinnen und Bürger frei. Das rund 3,8 ha große Stadtgärtnerei-Holz ist das erste fertig gestellte Teilprojekt des 2007 gestarteten Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens (E+E) Ökologische Stadterneuerung durch Anlage Urbaner Waldflächen auf innerstädtischen Flächen im Nutzungswandel ein Beitrag zur Stadtentwicklung, das vom BfN mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird. Am Beispiel Leipzigs soll modellhaft die Anlage verschiedenartiger so genannter urbaner Waldflächen erprobt werden, die einen neuen Typ städtischer Freiflächen darstellen und sich deutlich von klassischen Waldflächen sowie von klassischen Parkanlagen unterscheiden. Das E+E-Vorhaben wird im September mit dem Werkbund-Label 2010 ausgezeichnet, das der Deutsche Werkbund alle zwei Jahre an außergewöhnliche Projekte und Initiativen vergibt. Das Nationale Kompetenzzentrum für Biodiversität würdigte es als ein herausragendes Vorhaben.
Dass Leipzig als Projektträger des E+E-Vorhabens ausgewählt wurde, war eine große Ehre und eine Herausforderung, betonte Wolfgang Kunz, Leiter des Stadtplanungsamtes. Im Rahmen der Voruntersuchungen haben wir einen Pool von dreißig Brachflächen für die Erprobung urbaner Wälder definiert, die sich vorwiegend in den Stadtumbaubereichen befinden, also im Osten und Westen Leipzigs und in Grünau. Darunter haben wir zehn Flächen in sehr unterschiedlichen städtebaulichen Kontexten als Modellflächen ausgewählt, auf denen wir unterschiedliche Typen so genannter urbaner Wälder entwickeln werden. Das bedeutet nicht etwa ein Abgehen vom Leitbild der kompakten europäischen Stadt. Im Gegenteil: Die neuen urbanen Wälder sollen in Gestaltung und Ausstattung der Bedürfnissen der Bewohner entsprechen und die angrenzenden Wohnquartiere attraktiver machen. Das Stadtgärtnerei-Holz war der erste Schritt. Weitere werden folgen in Abhängigkeit von der städtischen Haushaltssituation und den Fördermöglichkeiten.
Es war ein großes Stück Arbeit, das über 130 Jahre alte Gärtnereigelände, das seit 2005 nicht mehr genutzt wird, in eine landschaftsarchitektonisch gestaltete Waldfläche mit hohem Erholungs- und Freizeitwert zu verwandeln, resümierte Inge Kunath, die Leiterin des Amtes für Stadtgrün und Gewässer. So mussten mehr als 40 Prozent der Fläche entsiegelt werden. Bei der Gestaltung des Stadtgärtnerei-Holzes haben wir die vorhandenen Wege und erhaltenswerte Baumgruppen berücksichtigt und das Flächenraster der ehemaligen Gärtnerei aufgenommen. Früchtetragende Wildgehölze, die an die ehemalige gärtnerische Nutzung erinnern, stehen neben Waldbäumen. Bereiche zum Spielen, Verweilen und Spazierengehen wurden eingeordnet. Wir versprechen uns vom Stadtgärtnerei-Holz eine Hebung der Lebensqualität in den umliegenden Wohnquartieren und positive Effekte auf Klima und biologische Vielfalt. Für Bewirtschaftung und Pflege wird die Abteilung Stadtforsten des Amtes für Stadtgrün und Gewässer zuständig sein.
Freiflächen in urbanen Räumen sind eine Ressource, die es zu erhalten und zu entwickeln gilt, um die Leistungen des Naturhaushaltes auch im städtischen Raum zu sichern, Erholungsmöglichkeiten zu schaffen und damit die Lebensqualität der Menschen an ihrem Wohn- und Arbeitsort zu verbessern, erklärte Matthias Herbert. Das Projekt Urbane Wälder zeigt, wie gemeinsam mit den Kommunen beispielhafte Ansätze entwickelt werden können, diese Aspekte zum Erhalt der biologischen Vielfalt als Grundlage einer nachhaltigen Stadtentwicklung verstärkt zu berücksichtigen. Herbert lobte das Engagement der Stadt Leipzig, welche auch zu den ersten Kommunen gehört, die die Deklaration Biologische Vielfalt in Kommunen unterzeichnet haben. Damit habe sie ihre Bereitschaft gezeigt, gemeinsam Lösungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu entwickeln. Städte müssen dabei natürlich ganzheitliche und gesamtstädtische Lösungen entwickeln, d. h. auch aus Sicht des Naturschutzes sind urbane Wälder nicht das non plus ultra für sämtliche städtische Brachflächen. Sie können aber das Nutzungs-spektrum in Städten im Sinne des Naturschutzes sinnvoll ergänzen und die Grünflächenversorgung und Naturausstattung gerade in bisher benachteiligten Stadtteilen kostengünstig erhöhen. An anderer Stelle ist es auch aus Sicht des Naturschutzes aber durchaus sinnvoll, städtische Brachflächen wieder der baulichen Nutzung zuzuführen und damit die Flächeninanspruchnahme durch Neubau- und Ge-werbegebiete am Stadtrand zu verhindern sagte BfN-Abteilungsleiter Herbert.
Hintergrund des Vorhabens
Mit E+E-Vorhaben werden neuartige Ansätze im Naturschutz modellhaft umgesetzt. Mit diesem Vorhaben soll am Beispiel Leipzigs die Anlage verschiedenartiger innerstädtischer Waldflächen erprobt werden sie stellen ein vielversprechendes Instrument innovativer Stadtentwicklung dar und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Bei der Planung und Anlage kooperieren das Stadtplanungsamt und das Amt für Stadtgrün und Gewässer (Abteilung Stadtforsten). Die Anlage der Flächen in Leipzig soll zugleich wichtige praktische Impulse für die Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt wie auch für die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel geben.
Der Stadtumbau stellt neue Anforderungen an die Gestaltung von innerstädtischen Grün- und Brachflächen. Hierzu kann auch die Neuanlage von so genannten urbanen Wäldern einen Beitrag leisten, allerdings in Gestaltungsformen, die auch für innerstädtische Flächen geeignet sind. Ihr Einsatz im Stadtumbau begründet sich mit den Leistungen für den Klimaschutz, die Erholungsvorsorge sowie den Naturschutz und mit ihrer Wirtschaftlichkeit gegenüber intensiv gepflegten Grünflächen. Urbane Wälder bedürfen im Gegensatz zu Wäldern in der freien Landschaft bei der Planung, Gestaltung und Unterhaltung einer engen Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung, Landschaftsarchitektur und Forstwirtschaft, um den hohen Anforderungen an Ästhetik, Akzeptanz, Nutzbarkeit und Wirtschaftlichkeit in der Stadt gerecht zu werden. Das Erscheinungsbild der kompakten europäischen Stadt, das auch als städtebauliches Leitbild für Leipzig von besonderer Bedeutung ist, wird dabei nicht in Frage gestellt. Durch unterschiedliche Typen von Wäldern ergeben sich ausreichend Gestaltungsspielräume für urbane Wälder, damit den vielfältigen Anforderungen Rechnung getragen werden kann.
In Leipzig soll die Erprobung von so genanntem urbanem Wald auf einem breiten Spektrum von Brachflächentypen erfolgen. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Größe, der Lage in bestimmten Bebauungsstrukturen und Stadtquartieren, der Eigentumsverhältnisse, des Versiegelungsgrades und der an sie gestellten Anforderungen aus der Stadt- und Landschaftsplanung. Auf den Flächen werden verschiedene Erscheinungsformen für urbane Wälder angestrebt, die den unterschiedlichen multifunktionalen Nutzungsanforderungen gerecht werden können.
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