„Wir haben uns einer verantwortungsvollen Waldbewirtschaftung verpflichtet, die die Umwelt-, Klima- und auch Erholungsfunktion des Stadtwaldes als wertvolles Ökosystem für künftige Generationen sichert“, betont Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal. „Daher sollen die Leipziger Stadtförster auch in diesem Jahr besonders die jungen Waldbestände weiter pflegen. Es handelt sich bei diesen Beständen oft um Erstaufforstungen, in denen jetzt benachteiligte Bäume entnommen werden, damit sich der verbleibende Baumbestand insgesamt vital und anpassungsfähig weiterentwickeln kann.“
Abgestorbenes Holz bietet Lebensräume
Zusätzlich ist im Plaußiger Wäldchen auf rund 3,6 Hektar Fläche eine sogenannte Altdurchforstung notwendig. Diese zielt darauf ab, die Stabilität des in den 1970er Jahren begründeten Waldbestandes zu erhalten und die Biodiversität des Waldbiotops zu verbessern. Die Durchforstung des Wäldchens erfolgt nicht homogen auf der ganzen Fläche, wodurch ein Mosaik aus unterschiedlichen Strukturen geschaffen wird. Die betreffenden Bäume werden vor der Fällung von Fachleuten geprüft. Dienen sie als Lebensstätte seltener oder geschützter Arten, werden diese erhalten. Auch im Wachauer Wäldchen wurden in den vergangenen Jahren kaum forstliche Pflegemaßnahmen durchgeführt. Um die hohe Baumarten- und Strukturvielfalt weiter aufzuwerten, werden Femellöcher angelegt. Diese geschaffenen Freiflächen werden dann mit typischen Baumarten dieses Waldbiotopes bepflanzt. Bei der Pflege wird großer Wert daraufgelegt, dass ein hoher Anteil an Totholz im Bestand verbleibt. Abgestorbenes Holz, das im Wald verbleibt, bietet wertvolle Lebensräume, schafft vielfältige Strukturen sowie Licht-, Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse und fördert damit die Artenvielfalt.
Auf den städtischen Waldflächen im Auwald wird langfristig ein ständiger Totholzvorrat von 50 Kubikmeter pro Hektar angestrebt. Außerdem ist flächendeckend ein sehr hoher Bestand an Biotopbäumen (mehr als zehn Stück pro Hektar) und eine große Zahl an potentiellen Biotopbäumen zu schaffen und nachhaltig zu sichern. Das mit vielen Kooperationspartnern erarbeitete Biotopbaum- und Totholzkonzept wurde im März 2021 als Bestandteil des jährlichen Forstwirtschaftsplans vom Stadtrat beschlossen und im selben Jahr vom Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft mit dem „eku Zukunftspreis für Energie, Klima, Umwelt“ ausgezeichnet.
Trockenjahre 2018 und 2020 haben Spuren hinterlassen
Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer: „Nach den extremen Trockenjahren 2018 bis 2020, die erhebliche Trockenschäden und Krankheitsbefall im Baumbestand verursachten, steht der Stadtwald vor einem weiteren angespannten Jahr. Umso wichtiger ist es, artenreiche und langlebige Waldgesellschaften zu erhalten und zu entwickeln, die sich an veränderte Klimabedingungen anpassen können.“ Wesentlich ist dabei der Erhalt des Leipziger Auwalds mit seinen großflächigen europäischen Schutzgebieten nach der Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzrichtlinie.
Der auf dem Waldgesetz des Freistaates Sachsen basierende jährliche Forstwirtschaftsplan ist das Ergebnis eines Abstimmungsprozesses, an dem anerkannte Naturschutzverbände und die Untere Naturschutzbehörde Leipzigs beteiligt sind.