Unternehmensnachfolge
Für knapp ein Drittel der Unternehmer in Mitteldeutschland steht in den nächsten fünf Jahren die Herausforderung an, mit Blick auf das eigene Ausscheiden aus dem Erwerbsleben eine Nachfolgeregelung zu treffen. Das geht aus einer Umfrage der gewerblichen Kammern in Halle (Saale) und Leipzig unter 1.800 Unternehmen hervor. Viele Betriebe in Mitteldeutschland wurden zu Beginn der 1990er Jahre gegründet. Die damaligen Jungunternehmer standen zu diesem Zeitpunkt aber schon mitten im Leben. Eine große Zahl von ihnen muss sich jetzt über ihre Nachfolge Gedanken machen. Das fällt verständlicherweise schwer, da hier Lebenswerke übergeben werden. Deshalb ist es umso wichtiger, sich langfristig auf diese Übergabe vorzubereiten, so Wolfgang Topf, Präsident der IHK zu Leipzig.
Etwa 30 Prozent der Übergabewilligen planen eine familieninterne Übergabe, sechs Prozent eine Übergabe an einen Mitarbeiter und 16 Prozent eine externe Nachfolge meist auf dem Weg des Verkaufes. Die Übrigen haben sich noch nicht entschieden.
Hemmnisse bei der Unternehmensnachfolge
Befragt nach den Hemmnissen bei der Unternehmensnachfolge, gestalte sich für mehr als die Hälfte der antwortenden Unternehmen die Suche nach einem geeigneten Nachfolger als besonders schwierig. Bei über einem Drittel sei die Finanzierung durch den Nachfolger unsicher, oft verbunden mit unterschiedlichen Vorstellungen über den Kaufpreis. Gerade bei kleinen Handwerksbetrieben ist unklar, inwieweit das Unternehmen übergabewürdig ist. Hier können die Vorstellungen über den Wert sehr unterschiedlich sein. In der Realität werden wohl einige Unternehmen geschlossen werden, weil sich eine Übergabe nicht lohnt, vermutet Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle (Saale).
Als weiteres Hemmnis werden von circa einem Viertel der antwortenden Unternehmen steuerliche Aspekte angeführt. Vor allem die Erbschaftsteuer kann zu hohem Liquiditätsverlust des Unternehmens führen und familieninterne Übergaben erschweren. Zwar existieren Verschonungsmodelle zur steuerlichen Begünstigung des Betriebsvermögens. Die dafür geltenden Voraussetzungen seien aber laut Befragung sehr kompliziert. Für den Nachfolger ist es schwierig, die Fortführung des Unternehmens und den Erhalt von Arbeitsplätzen über fünf oder sieben Jahre im Voraus zu planen. Da auch für den Staat Ertrag und Aufwand in keinem Verhältnis zueinander stehen, sollte auf die Erbschaftsteuer in Deutschland komplett verzichtet werden, so Topf.
Vorkehrungen in den Unternehmen
Dass das Problem auch ohne direkt betroffen zu sein ernst genommen werde, zeige sich bei den Vorkehrungen in den Unternehmen: So habe über die Hälfte der befragten Firmen einen Notfallplan für den Krankheits- oder Todesfall parat. Zudem informiere sich ein Großteil über die Thematik. Da es dabei häufig um steuerliche Fragen geht, werde in zwei Drittel aller Fälle der Steuerberater konsultiert. In vielen Fällen würde daneben zusätzlich oder alternativ auf die Beratungskompetenz weiterer Ansprechpartner, wie der Kammern oder von Rechtsanwälten und Unternehmensberater, zurückgegriffen. Angesichts des künftig wachsenden Beratungsbedarfes empfehlen die Wirtschaftskammern eine stärkere Konzentration der Beratungsförderung auf den Übergabefall.
Quelle: Industrie- und Handelskammer zu Leipzig)+++
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