"Naturschutz war bisher vor allem darauf ausgerichtet, Ökosysteme in ihrem derzeitigen Zustand zu erhalten oder sie in einen historischen, also natürlichen Zustand zurückzuversetzen. Es findet aktuell jedoch ein Paradigmenwechsel statt: Schutzziele werden nun vermehrt darauf ausgelegt, die Kapazität von Ökosystemen zu maximieren, sich an aktuelle und zukünftige Veränderungen anzupassen", sagt Dr. Jan Schnitzler vom Institut für Biologie der Universität Leipzig.
Für die Studie wurden 41 Experten aus Naturschutz und Politik zusammengebracht. Dieses internationale Gremium umfasst Ökologen, Naturschutzbiologen, Paläontologen, Geologen, Juristen, Politiker und Schriftsteller. Ein gemeinsamer Workshop, auf dem die Grundlage für diese Studie gelegt wurde, fand an der University of California-Berkeley (USA) statt.
Umdenken
Anhand von Fossilinformationen können Wissenschaftler die langfristigen Veränderungen von Ökosystemen nachvollziehen. Diese Einblicke lassen sich wiederum nutzen, um die Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen zu verbessern. Gleichzeitig ist nach Ansicht der Experten eine Diskussion hinsichtlich der Rolle von Schutz in natürlichen und vom Menschen beeinflussten (anthropogenen) Ökosystemen notwendig. "Wissenschaftler und Entscheidungsträger arbeiten eng zusammen, um neue Ansätze für den Naturschutz in natürlichen oder naturnahen und neuen, anthropogenen Ökosystemen zu entwickeln", erklärt Jan Schnitzler.
"Dabei wird Naturschutz in Zukunft auch vermehrt zwischen sich gegenseitig ausschließenden Schutzzielen abwägen müssen, dem Erhalt von maximaler Biodiversität, von Ökosystemdienstleistungen oder dem Erhalt von Wildnis", sagt der Biologe der Universität Leipzig weiter. Die weltweiten Forschungen zu dieser Problematik wurden finanziell gefördert vom "Integrative Climate Change Biology"-Programm der Organisation International Union of Biological Sciences, der University of California-Berkeley, der Stanford University und dem Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main.
Weitere Informationen
Mehr über Dr. Jan Schnitzler finden Sie auf den Seiten der Universität Leipzig: www.biphaps.uni-leipzig.de