"Die Geschichte, die beide Bilder verbindet, wird Diskussionen anregen", sagte die Rektorin der Universität, Prof. Dr. Beate Schücking, während der feierlichen Vernissage.
Oberbürgermeister Burkhard Jung würdigte die Rolle von Erich Loest "Wir haben es auch Erich Loest zu verdanken, dass das Tübke-Bild, das nun einmal zur Geschichte der Leipziger Universität gehört, einen Kommentar bekommt, einen Partner, eine historische Ergänzung."
Michael Kölsch vom Vorstand der Stiftung Friedliche Revolution verwies darauf, dass beide Werke für sich und für die Zeit stehen, in der sie geschaffen wurden. "Sie konkurrieren, kommunizieren und profitieren voneinander - auch durch die räumliche Nähe. Das Spannungsfeld zwischen ihnen klagt an, klärt auf und mahnt", fügte er hinzu.
Tübke-Gemälde spiegelt die Geschichte der Universität zu Zeiten der DDR wider
Auf dem Tübke-Gemälde aus den 1970er Jahren sind mehr als 100 Personen dargestellt - Mitglieder und Studenten der damaligen Karl-Marx-Universität, Bauarbeiter des Universitätsneubaus am Augustusplatz und drei politische Funktionäre. Das Werk bietet viele Interpretationsspielräume, dass zeigt sich allen schon an der Vielzahl an Vorträgen und Bücher die darüber gehalten und geschrieben worden sind.
Das 3,20 mal 14 Meter große Tübke-Wandbild entstand von 1970 bis 1973 als Auftragsarbeit für die Karl-Marx-Universität und wurde im damaligen Hauptgebäude platziert. Nun hängt es im Hörsaalgebäude im Foyer des zweiten Obergeschosses.
Das Kunstwerk Tübkes gilt als authentisches Zeugnis der Geschichte der Universität Leipzig zu Zeiten der DDR. Es ist eines der wichtigsten wandgebundenen Monumentalgemälde dieser Zeit. Wegen der ständigen Klimaschwankungen in der Umgebung muss es in einer speziell dafür hergestellten Vitrine ausgestellt werden. Das Gemälde ist auf eine wenig verdichtete Spanplatte aus DDR-Produktion gemalt, sodass diese Schwankungen ohne die Klimavitrine direkte Auswirkungen auf die Malschicht zur Folge gehabt hätten.
Wichtige finanzielle Förderer des von der Kustodie der Universität Leipzig koordinierten Vitrinenprojektes für das Tübke-Werk sind Brigitte Tübke-Schellenberger und Dr. Eduard Beaucamp. Noch werden weiterhin Spender für das Projekt gesucht.
Minkewitz-Gemälde steht im Dialog zu Tübkes Werk
Eine Etage tiefer ist das von Minkewitz geschaffene Gemälde zu sehen, zu dem der Künstler vor etwa neun Jahren vom Schriftsteller Erich Loest angeregt wurde. "Loest wollte, dass die Antwort auf oder besser der Kommentar zu Werner Tübkes 'Arbeiterklasse und Intelligenz' mit dem Pinsel und nicht nur mit der Feder gegeben wird. Er wollte einen Dialog zwischen zwei Bildern anregen und diesen quasi materialisieren - verorten an dieser Universität, an authentischer Stätte. Einer Stätte der Bildung, auch der politischen Bildung und daher besonders geeignet für die Auseinandersetzung mit Vergangenheit - für Studierende wie Lehrende", sagte Michael Kölsch.
Das Minkewitz- Gemälde, das in der Langform den Namen "Aufrecht stehen - für Herbert Belter, Ernst Bloch, Werner Ihmels, Hans Mayer, Wolfgang Natonek, Georg-Siegfried Schmutzler" trägt, zeigt Männer, die auf unterschiedliche Weise in den Anfangsjahren der DDR mit KGB und SED-Führung in Konflikt gerieten und dafür zum Teil mit langen Haftstrafen oder mit dem Leben bezahlt haben. Das Bild soll exemplarisch an die zahlreichen bekannten und unbekannten Opfer des SED-Regimes an der Universität Leipzig erinnern und diese gleichzeitig zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte anregen.
Auf weitere Spenden ist auch die Stiftung Friedliche Revolution für das Minkewitz-Bild angewiesen. Sie hatte sich im vergangenen Jahr zur Übernahme des Projektes vertraglich verpflichtet und dabei auch zugesagt, den bei der Übernahme bestehenden Fehlbetrag von rund 48.000 Euro für die Kaufsumme durch Spenden einzuwerben.