Über 60 Prozent aller der Treuhand übertragenen Betriebe mit weniger als 1.500 Mitarbeitern wurden jedoch in den 15 Treuhand-Niederlassungen privatisiert oder abgewickelt. Diese waren in den einstigen DDR-Bezirkshauptstädten angesiedelt - in Sachsen also Leipzig, Dresden und Chemnitz. Diese Niederlassungen verantworteten dabei weitgehend eigenständig den Umbau der lokalen Wirtschaftslandschaft. Gerade die aus der westdeutschen Industrie eilig rekrutierten Niederlassungsleiter wurden so zu prägenden Figuren der Transformation "vor Ort".
In seinem Vortrag gibt Dr. Marcus Böick einen grundlegenden Überblick über die wesentlichen konzeptionellen Grundlagen, die umstrittene Praxis sowie die individuellen Erfahrungen der Mitarbeiter. Unter anderem soll am Leipziger Beispiel nachvollzogen werden, wie gerade die Treuhand-Filialen und ihr Personal die städtische sowie regionale Wirtschafts- und Unternehmenslandschaft in der Transformationszeit der frühen 1990er Jahre maßgeblich mitgestaltet haben.
Der Eintritt ist frei und ohne Voranmeldung möglich.
Referent
Dr. Marcus Böick ist Akademischer Rat am Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum und hat Geschichte, Politikwissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität Bochum studiert. Er veröffentlichte unter anderem eine Studie zur Wahrnehmung und Bewertung der Arbeit der Treuhandanstalt (Mitautor, 2017) sowie "Aus einem Land vor unserer Zeit. Eine Lesereise durch die DDR-Geschichte" (2012).
Zeit und Ort
20. Juni 2019, 18 Uhr
Neues Rathaus - Ratsplenarsaal
Martin-Luther-Ring 4-6
04109 Leipzig