"Die Hotellerie in Leipzig hat sehr harte Zeiten durchzustehen. Der Wegfall des Geschäftsreisemarktes ist am schlimmsten - er macht allein 50 Prozent der Übernachtungen aus. Auch Busreisen fehlen. Die Auslastung lag im Juli/ August zwischen 10 und 60 Prozent, wobei 60 schon ein super Wert ist", sagte Volker Bremer, Geschäftsführer der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM), beim Tourismusfrühstück an der Moritzbastei.
Vor allem größere Häuser seien betroffen, während Hotels mit günstigeren Preisen höhere Auslastungen erzielten. Zugleich habe er beobachtet, dass Individualreisende, die normalerweise im Durchschnitt nur 1,8 Nächte in Leipzig verbringen, in diesem Jahr deutlich länger blieben. "Viele Hotels haben sich darauf eingestellt und passende Angebote gemacht, wie vier Nächte buchen und nur drei zahlen oder günstigere Parkgebühren während des Aufenthalts", berichtete Bremer.
Minus 52 Prozent Übernachtungen
Auch deshalb habe es Leipzig in den Sommermonaten unter die Top vier der Großstädte geschafft, was die geringsten Rückgänge bei den Übernachtungen angeht. Wobei deren Zahl mit minus 52 Prozent immer noch herbe Verluste für die Branche in sich trägt.
Doch es gibt auch Gewinner der Pandemie in Leipzig. So konnte André Zwerschke, PR-Chef der All on sea GbR, von einem deutlichen Zuwachs an Gästen für die Caravaning- und Wassersportangebote am Schladitzer See berichten. Zwar habe man bei umsatzstarken Veranstaltungen wie Hochzeiten enorme Einbußen verzeichnen müssen, "aber wir standen zu Beginn des Lockdowns noch in der Nebensaison, in der wir ohnehin nicht mit sehr vielen Besuchern gerechnet hätten. Dafür hatten wir im Juli bei den Übernachtungs- und Caravaning-Gästen rund 1000 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Es war alles ausgebucht", sagte Zwerschke. Beim Surfen, Tauchen, Segeln und anderen Wassersportangeboten lag das Plus bei rund 20 Prozent.
Leipzig profitiert von Campingurlaubern
Davon habe auch Leipzig profitiert, da viele Campingurlauber den See als Basis nutzten, um mit den mitgebrachten Fahrrädern die Stadt und deren kulturelle Angebote zu erkunden. Profitiert hat das Unternehmen dabei vom Trend, wegen des Infektionsrisikos den Sommerurlaub eher in heimischen Gefilden zu verbringen. Zwar seien Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet gekommen, hauptsächlich jedoch aus den Regionen in und rund um Sachsen.
Paddeln auf Kanälen beliebt
Auch der frühere Kanu-Weltmeister Jan Benzien, jetzt für die Stadthafen Leipzig GmbH tätig, hatte erfreuliche Nachrichten. Die Interimslösung Stadthafen laufe unter Volllast. Viele Gäste haben die Chance genutzt, bis zum Cospudener See zu paddeln, wo es seit Kurzem einen neuen Kanu-Wander-Rastplatz gibt, wo man sein Boot auch zurückgeben und Fish'n'Chips essen kann. Bis 2023 soll der Stadthafen dann fertig ausgebaut sein. Benziens Wunsch: eine Schleuse an der Neuen Harth und mehr Hausboottourismus im Neuseenland.