Hortkinder bringen die Demokratie auf die Bühne
Das Theaterprojekt "Alle dabei" der Hortkinder der Astrid-Lindgren-Grundschule Leipzig © Hort der Astrid-Lindgren-GrundschuleBilder vergrößert anzeigen
Das Theaterprojekt "Alle dabei" der Hortkinder der Astrid-Lindgren-Grundschule Leipzig © Hort der Astrid-Lindgren-GrundschuleBilder vergrößert anzeigen
Das Theaterprojekt "Alle dabei" der Hortkinder der Astrid-Lindgren-Grundschule Leipzig © Hort der Astrid-Lindgren-GrundschuleBilder vergrößert anzeigen
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Das Theaterprojekt "Alle dabei" der Hortkinder der Astrid-Lindgren-Grundschule © Hort der Astrid-Lindgren-GrundschuleBilder vergrößert anzeigen
Das Theaterprojekt "Alle dabei" der Hortkinder der Astrid-Lindgren-Grundschule Leipzig © Hort der Astrid-Lindgren-GrundschuleBilder vergrößert anzeigen
Hortkinder malen das Bühnenbild für das Theaterstück "Alle dabei" © Hort der Astrid-Lindgren-GrundschuleBilder vergrößert anzeigen
Die Eintrittskarten und Plakate für das Theaterprojekt "Alle dabei" der Hortkinder der Astrid-Lindgren-Grundschule Leipzig © Hort der Astrid-Lindgren-GrundschuleBilder vergrößert anzeigen
Die Plakate für die Theateraufführung "Alle dabei" der Hortkinder der Astrid-Lindgren-Grundschule Leipzig © Hort der Astrid-Lindgren-GrundschuleBilder vergrößert anzeigen
Wie würde der Schulalltag aussehen, wenn ihn die Schüler/-innen selbst gestalten könnten? Und wer hätte dabei das Sagen? Um diese und weitere Fragen drehte sich das Theaterprojekt "Alle dabei", das die Hortkinder der Astrid-Lindgren-Grundschule im Jahr der Demokratie 2018 auf die Beine stellten.
Es ist eine traumhafte Vorstellung: Statt Mathe und Deutsch steht Radfahren und Tanzen auf dem Stundenplan, jede und jeder kann sich selbst den Unterricht zusammenstellen, täglich stehen Ausflüge auf dem Programm und überhaupt wird viel miteinander gespielt. Hierbei handelt es sich tatsächlich um einen Traum und man ist schon mittendrin im Theaterstück "Alle dabei". Dieses handelt von drei Kindern, die vom Schulalltag frustriert sind und darüber fantasieren, wie ihre "Wunschschule" aussehen würde. Darüber schlafen sie ein. Im Traum erleben sie ihre Schule, in der einfach alles sehr bunt ist. Diese "demokratische Harmonie" gefällt aber nicht allen. Eine Schülerin, eine Lehrerin und eine Erzieherin haben keine Lust mehr darauf, ständig über alles zu reden, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen und Kompromisse einzugehen. Sie wollen endlich die alleinigen Bestimmerinnen sein. Sie benutzen Tricks und Magie, um die Macht über das Schulleben zu bekommen. Nun ändert sich viel und das Schulklima leidet unter der Fremdbestimmung.
Was ist überhaupt Demokratie?
Das etwa 30-minütige Theaterstück beinhaltete auch einen Tanz und ein selbst geschriebenes Lied. 16 Kinder des Hortes der Astrid-Lindgren-Grundschule waren als Schauspieler/-innen am Stück beteiligt, sie hatten neun Monate lang daran gearbeitet. Circa zwei Monate vor der Aufführung kamen noch zehn Kinder dazu, um das Stück beim Tanz und dem Abschlusslied zu unterstützen. "Die Kinder konnten uns zu Beginn des Projektes nicht beantworten, was Demokratie überhaupt ist. Während der Projektzeit haben sie gelernt, sich eine Meinung zu bilden, diese mit Worten zu verteidigen und im Konfliktfall durch den gemeinsamen Diskurs eine Lösung zu finden, mit der alle einverstanden sind", sagt Projektleiterin Melanie Schöler.
Neben einer Zusammenarbeit mit der Lernförderschule im Schloss Schönefeld, durch welche die Hortkinder viele neue Erfahrungen sammeln konnten, gab es auch eine Projektwoche. In dieser setzten sich die Kinder intensiv mit Themen wie Gleichberechtigung, Freundschaft, Mobbing, Kooperation, Fairplay, Kinderrechte oder Meinungsfreiheit auseinander. "Kurz vor der Aufführung befragten wir die Kinder erneut darüber, was Demokratie für sie bedeutet, und Antworten waren unter anderem: '... dass meine Meinung wichtig ist', '... dass wir abstimmen', '...dass wir miteinander reden' oder '...Freiheit und Spaß'", erinnert sich Melanie Schöler.
An der Projektwoche waren im Übrigen nicht nur die Darsteller/-innen beteiligt, vielmehr waren alle Hortkinder eingeladen, sich mit dem Thema Demokratie auseinanderzusetzen. So haben zum Beispiel an einer Schnitzeljagd zum Thema "Kinderrechte" - in Kooperation mit dem Kinderbüro Leipzig - rund 120 Kinder teilgenommen. Auch Eltern waren in die Projektwoche involviert: Etwa zehn Mütter und Väter halfen beim Bau des Bühnenbildes und dem Nähen der Kostüme.
Spielfreude und Lampenfieber
Dann nahte der große Premierentag am 23. November 2018: 70 Zuschauer/-innen hatten sich im Schloss Schönefeld eingefunden und verfolgten gespannt das Geschehen. Unter ihnen waren natürlich die Familien der beteiligten Kinder, andere Hortkinder und ihre Eltern, aber auch Kooperationspartner/-innen, Menschen aus dem Stadtteil, Lehrer/-innen und Erzieher/-innen. Zur zweiten Aufführung einen Tag später kamen sogar 90 Besucher/-innen, darunter auch Ulrich Hörning, Bürgermeister und Beigeordneter für Allgemeine Verwaltung der Stadt Leipzig. Im Anschluss an das Stück wurde noch ein Dokumentationsfilm zur Entstehungsgeschichte, über die Projektwoche und die Zusammenarbeit mit der Lernförderschule gezeigt.
Das Publikum äußerte sich nur positiv, wie Melanie Schöler berichtet: "Gelobt wurden natürlich das Können und die Freude, die den Kindern auf der Bühne anzusehen waren. Darüber hinaus zeigten sich die Gäste aber auch begeistert von dem Gesamtprojekt, in das sie durch die Dokumentation einen Einblick bekamen." Und auch Melanie Schöler zieht ein positives Fazit hinsichtlich des gesamten Projektes, das im Rahmen des "Jahres der Demokratie 2018" von der Stadt Leipzig gefördert wurde. Sie hebt besonders die Zusammenarbeit mit Kooperationspartner/-innen hervor, wie Monique Heße von Bühnenzauber, der Lernförderschule, dem Kinderbüro Leipzig, der Galerie für zeitgenössische Kunst oder dem Stadtteilbüro Schönefeld. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass viele Ideen, wie die Demokratie-Projektwoche, einen festen Platz im Jahresplan des Hortes bekommen.
Jede und jeder ist wichtig
Doch wie ging es denn nun eigentlich in der "Wunschschule" weiter? Eine Gruppe engagierter Schüler/-innen, Lehrer/-innen und Erzieher/-innen kommt hinter die Tricks und die Zauberei, gewinnt den Kampf gegen die drei Bestimmerinnen und sperrt diese weg. Die Harmonie ist wieder hergestellt, aber irgendwie ist es ohne die drei Eingesperrten nicht das Gleiche. Also tagt die Schulversammlung und sucht den Dialog mit den vermeintlichen Bösewichten. Am Ende erlangen sie die Erkenntnis, dass alle das Recht haben sollten, eigene Ideen einzubringen. Und auch Widerspruch muss erlaubt sein. Jede und jeder Einzelne ist wichtig und richtig Spaß macht es nur, wenn wirklich alle dabei sind.