Enkeltrick
Der Enkeltrick gehört zu einer Reihe unterschiedlicher Betrugsvarianten, die beispielsweise unter den Namen Kettentrick, Zetteltrick, Teppichbetrug oder Glas-Wasser-Trick bekannt geworden sind. Oft wird dabei die Hilfsbereitschaft oder Sorglosigkeit älterer Menschen ausgenutzt. Beim Enkeltrick ruft der Täter bei älteren Menschen an. Das Gespräch beginnt mitunter mit Fragen wie "Rate mal, wer dran ist?". Ziel dieser Frage ist es, dass der Angerufene einen Namen nennt, den der Täter für den weiteren Verlauf des Telefonats nutzen kann, um sich als diese Person auszugeben. Während des Telefonats wird eine finanzielle Notlage vorgetäuscht und der Angerufene gebeten, kurzfristig mit einer Geldsumme auszuhelfen. Strafrechtlich handelt es sich dabei in der Regel um einen Betrug (§ 263 Strafgesetzbuch).
Wie so ein Anruf ablaufen kann, verdeutlicht diese nachgesprochene Originalaufnahme:
Polizeiliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass der Anrufer nicht allein handelt, sondern arbeitsteilig mit weiteren Personen vorgeht. Neben dem Anrufer können dabei ein Abholerteam, Observanten, Kontrolleure und Logistiker mitwirken (siehe de Reese 2014, 192). Damit soll das Entdeckungsrisiko minimiert werden.
Die Anrufe erfolgen oft an Werktagen, da die Täter/-innen die Banköffnungszeiten nutzen möchten und das Opfer dazu bringen wollen, zügig das erforderliche Bargeld zu beschaffen. Ungeachtet dessen weisen Fälle aus der Vergangenheit darauf hin, dass neben Bargeld auch Wertgegenstände gefordert werden.
Wie kommen die Täter an die Rufnummer?
Die Täter werten Telefonverzeichnisse nach Namen aus, die auf ein höheres Lebensalter schließen lassen. Aus einer Auswertung der Vornamen der Geschädigten in der Schweiz waren folgende Namen am häufigsten betroffen: Berta, Elsa, Maria/Marie, Elisabeth, Hiltrud/Hildegard/Helga, Irma/Irmgard, Johanna/Hanna/Hannelore, Ida, Klara/Claire, Rosmarie (siehe Schett 2011, 336).
Tipp: Stellen Sie einen Antrag auf Änderung des Telefonbucheintrages und lassen Sie den Vornamen abkürzen (zum Beispiel H. statt Helga) oder löschen. Die Änderung ist formlos möglich.
- telefonisch: 0800 4540207 (kostenfrei)
- per E-Mail: Telefonbucheintrag@telekom.de
- per Brief: Hierfür stellt das Polizeipräsidium München einen Musterbrief (PDF 65 KB) zur Verfügung.
Sich vorm Enkeltrick schützen
Die seit Jahren anhaltenden Betrugsfälle verdeutlichen, dass die bisherigen Präventionshinweise nicht bei allen Menschen angekommen sind. Mitunter liegt das daran, dass im hochbetagten Alter die kognitiven Fähigkeiten an ihre Grenzen stoßen können (siehe de Reese 2014, 194). Neben älteren Menschen sollten sich deshalb vor allem diejenigen Personen über den Enkeltrick informieren, die eine Schutzfunktion ausüben können, beispielsweise Verwandte, Nachbarn, Freunde, Bankmitarbeiter/-innen oder Mitarbeiter/-innen von Pflegediensten. Die hierfür erforderlichen Merkblätter erhalten Sie im Downloadbereich.
Merken Sie sich:
- Kein Geld an Unbekannte übergeben!
- Stellen Sie Kontrollfragen!
- Rufen Sie im Anschluss bei der Person, als die sich der Anrufer ausgegeben hat (Enkel, Nichte oder ähnliches) an und vergewissern Sie sich, ob diese Sie soeben angerufen hat!
Die Polizei hat ein Video veröffentlicht, in dem Sie erfahren, wie Sie sich richtig bei einem Enkeltrick-Anruf verhalten.
Selbsttest zum Enkeltrick
Sind Sie gewappnet? Machen Sie den Test. Die HypoVereinsbank veröffentlicht auf ihrer Internetseite einen Selbsttest zum Enkeltrick.
Geschichte und Varianten des Enkeltricks
Der Enkeltrick ist nicht neu, sondern lässt sich bis in das Jahr 1999 zurückverfolgen (siehe Schett 2011, 334). Bereits Mitte der 2000er Jahre betrug der dabei entstandene Schaden mehr als 7 Millionen Euro. Das Phänomen ist jedoch nicht auf Deutschland beschränkt. Über die Jahre haben die Täter/-innen ihre Vorgehensweise immer wieder modifziert. Beispielsweise erhielten die Opfer in einer Variante nach dem ersten Telefongespräch einen weiteren Anruf von einem (falschen) Polizisten oder statt der Enkel-Masche gibt der Anrufer in einer anderen Variante vor, Bankmitarbeiter zu sein.
Verwendete Literatur
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2012): Rate mal, wer dran ist?". So schützen Sie sich vor Betrügern und Trickdieben, 6. Auflage, Berlin
- De Reese, S. (2014): Enkeltrick. Aktuelle Phänomenologie und Klassifizierbarkeit als Organisierte Kriminalität aus Sicht der Landespolizei Berlin, in: Kriminalistik, 3/2014, Seiten 191-195
- Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (2010): Enkeltrick. Informationen für Mitarbeiter von Banken und Geldinstituten
- Schett, A. (2011): "Enkeltrickbetrug" - ein grassierendes Phänomen aus Sicht der Schweiz, in: Kriminalistik 5/2011, Seiten 333-340